Nach Frühstück an einer Burgruine in der Nähe von Palafolls bringt der erste Weihnachtsfeiertag einen eher gemütlichen Flair mit sich, mal spielen wir Wikingerschach am Strand, mal trinken wir einen Cappuccino in der Sonne und für die Nacht machen wir es den Tagen zuvor gleich und verlassen die direkte Küstenpromenade um die Angelegenheit der Stellplätze in den Bergen zu genießen. Dort richten wir uns nett ein, Alex widmet sich dem abendlichen Weihnachtsmenü und ich schaff ordentlich Holz ran damit wir im Anschluss an den Sonnenuntergang mit spektakulärem Ausblick dann noch ein Feuer genießen können. Bis Mitternacht sitzen wir also im 4D Lagerfeuer-Kino und genießen diesen ersten Weihnachtsfeiertag mal auf ganz unkonventionelle Weise.
Nach viel Zweisamkeit steht für die kommenden Tage wieder deutlich mehr ``Trubel`` auf unserem Programm, denn wir nähern uns Barcelona und damit einer der angesagtesten Städte in ganz Europa. Entsprechend hat der Bus mal wieder Pause und wird ein gutes Stück außerhalb der Stadt in der nähe des Flughafens parkiert, von dort aus sind es ca. 20 Kilometer bis zur ``La Rambla`` unserer ersten Anlaufstelle. Von dort aus begeben wir uns an den toll angelegten Hafenbereich und fahren diesen dann abwärts entlang des Barceloneta Beach um anschließend im Port Olympic unsere erste Stärkung in Form einer Paella zu uns zu nehmen.
Es ist ein kilometerreicher Tag auf den MTB´s, denn es folgen viele weitere Destinationen darunter unweigerlich die Sagrada Família, der Torre Gòries und weitere Sehenswürdigkeiten die noch aus der Zeit von Gaudi oder top modern sind. Wie bei jedem Stadt Besuch wird auch in Barcelona die Café-Kultur angestestet und so verschlägt es uns in ein abgelegenes Stadtgebiet wo wir in einem Loft-artigen Café einen selbst gemachten Beagle zum üblichen Cappuccino genießen. Barcelona hat unseren Café-Test definitiv bestanden und auch die spätere ``Eisverkostung`` war durchaus erwähnenswert. Doch irgendwann ist bei den Stadtbesuchen dann auch immer der Zeitpunkt erreicht wo ``die Luft raus ist`` und man genügend Eindrücke gesammelt hat um eigentlich direkt ins Bett hüpfen zu können.
Durch unsere Sightseeing Variante mit den MTB´s blüht uns an diesem Punkt allerdings immer noch der ``Rückweg`` und mit über 20 Kilometern an diesem Tag doch noch ein ordentliches Paket. Daher beschließen wir schon recht zeitnah nach Antritt des Rückwegs, dass wir nochmal eine ``Pause zur Stärkung`` einlegen und unser Abendessen nicht im Bus sondern in einem der unzähligen Restaurants in Barcelona zu uns nehmen. Schnell ist ein zu uns passendes Restaurant gefunden und eine Fehlentscheidung haben wir damit definitiv nicht getroffen …
Zurück am Bus gibts zum Abschluss des Tages noch die verdiente Dusche, dann ist aber auch genug zumal wir uns für den kommenden Tag eine weitere Radtour zu den noch ausstehenden ``Barcelona-Highlights`` vorgenommen haben. Nach Sonnenaufgang verwerfen wir diesen Plan allerdings denn heute ist uns irgendwie nicht so nach Großstadt und ``Massentourismus``. Daher fahren wir die Küste weiter in Richtung Süden, bemerken jedoch schnell dass hier der Tourismus nicht wirklich weniger ist, auf der Suche nach Abgelegenheit nimmt sich Alex also der Onlinesuche nach einem Stellplatz für die Nacht an. Von den vielversprechenden Bildern fasziniert lässt sie sich von der Zusatzinfo ``nur für 4x4`` bewusst nicht beirren und gibt mir ebenso bewusst lediglich die Koordinaten vom Wunschziel.
Als wir vor dem durchaus als ``steil`` zu betitelnden ``Geröllweg`` stehen, wird mir dann aber doch schnell klar dass es hier mit falschen (bzw. Vorenthaltenen) Dingen zugehen muss. Umkehren ist für uns an diesem Punkt allerdings keine Option mehr, viel zu groß ist die Abenteuerlust und der innere Ansporn die Grenzen immer wieder neu anzutasten oder in diesem Fall gewissermaßen neu zu definieren. Die letzen zwei Kilometer bis zum Wunschziel gehts also im ersten Gang über nennen wir es ``herausfordernde`` Wege die uns in der ein oder anderen Serpentine auch zu gewagten Wendemanövern zwingen. Doch mit zartem Gasfuss und ausreichend Fingerspitzengefühl enden wir dann an vorab definiertem Wunschziel und sind uns dabei ziemlich sicher, dass vor uns noch nicht all zu viele ``nicht 4x4 Fahrzeuge`` hier zu Gast waren.
Eine absolut ungestörte Nacht verbringen wir an diesem komplett Abgelegenen Ort mit sensationellem Ausblick und 100% igem Wohlfühlcharakter. Erst am Morgen als wir den Traumausblick während unserer Morgenroutine mit Smoothie und Cappuccino genießen bekommen wir hin und wieder Besuch in Form einiger MTB Fahrer die hier in den Bergen ihr früh morgendliches Sportprogramm absolvieren und deren Blicken wir entnehmen können das sie nicht ganz verstehen können wie wir und vor allem unser Auto hier denn eigentlich hingekommen sind. Nach dem genaueren zweiten Blick bekommen wir von den Besuchern allerdings immer einen ``Lächeln & Daumen hoch`` gezeigt, das gleiche Programm gibts dann auch von Alex als ich den Sprinter die am Abend zuvor erklommenen letzten zwei Kilometer wieder hinab manövriert hab.
Zurück an der Küste holt uns allmählich der ``All Inclusive`` Tourismus ein, nicht nur stehen hier unzählige (momentan zur Nebensaison verlassene) Hotelanlagen sondern es häufen sich auch die Parkplätze auf denen sich die überwinternden Rentner in ihren ``Plastikbombern`` ausbreiten. Es geht daher nicht lange und Alex streckt mir die nächsten Koordinaten rüber die ähnlich abseits wie die des vorherigen Tages liegen, mein Blick zu ihr bestätigt dann auch die weitere Vermutung…
Wieder ein 4x4 Platz mit der lächelnden Zusatzinformation ``war ja nicht so schlimm gestern …``.
Der Untergrund ist im Vergleich zum Vortag ein Kinderspiel, doch das zu durchfahrende Dorf stellt in diesem Fall die Schlüsselstelle da. Es gleicht der Herausforderung einen Faden durch ein Nadelöhr zu befördern, nur das in diesem Fall der Faden ein 6,95 Meter langer Mercedes Sprinter ist und das Nadelöhr die teils steil aufwärts und abwärts gehenden Gassen der kleinen Ortschaft. Das spannendste an einem solchen Unterfangen ist dann immer noch, dass man keine Ahnung hat was hinter der nächsten Ecke auf einen wartet, mit einigen sehenswerten Manövern schaffen wir es aber dann mit vereinter Kraft durch das Labyrinth und stehen nur wenig später an dem Wunschspot. Heute vielleicht nicht mit der Gewissheit, dass hier noch kein ``nicht Allrad Fahrzeug`` zu Besuch war, dafür aber wohl kaum ein Wagen mit einer Länge von knapp 7 Metern.
Knapp 3 1/2 Stunden sind wir am Vormittag unterwegs durch die hügelige Landschaft von Catalunya in der selbst ende Dezember Blumen blühen und die Sonne uns angenehm verwöhnt. Die Höhle selbst ist im Vergleich zur Aussicht und dem ganzen drum herum eher unspektakulär, trotzdem ist es immer wieder faszinierend vor einem solchen ``Eingang in den Berg`` zu stehen. Zurück am Bus stärken wir uns noch kurz, dann gehts erneut durchs enge Labyrinth in dem wir wieder ein Meisterstück abliefern und schließlich finden wir uns an den Stränden wieder.
Wir sind der Meinung es ist Zeit sich im ``alten Jahr`` nochmal was zu gönnen und dann gebührend in 2020 zu starten, daher fahren wir (heute am 30.12) einen Supermarkt an und decken uns nochmal mit allerlei notwendigem ein für die kommenden 48 Stunden ein. Ausreichend Schokolade und zwei gute Flaschen vom lokalen Weingut in Tarragona, Silvester kann kommen. Zuerst gibts allerdings noch eine Generalprobe und so machen wir schon am 30.12 an unserem Abendspot an einem kleinen Strand die erste Flasche Vino Tinto auf. Nachdem wir in den letzten Monaten unseren Alkoholkonsum von wenig auf nahezu komplett Null heruntergefahren haben ist dann doch schneller als gedacht gute Stimmung und wir/ich mach mit ``Mühe und Not`` die Flasche am Abend noch leer.
Entsprechend dem vorherigen Abendprogramm erwach ich heute mit leicht verschleierter Miene und hab irgendwie noch nicht alle Lampen an. Gut das wir uns für diesen letzten Tag im Jahr 2019 nicht wirklich viel vorgenommen haben, wobei spätestens nach den Banana-Pancakes am Mittag bin ich dann auch wieder auf der Höhe und ready für die anstehenden Festivitäten. Einen so richtig geeigneten Ort an der Küste finden wir wiedermal nicht und suchen uns daher Abhilfe in den Bergen an einem Spot der uns wohl für immer in den Köpfen bleiben wird.
Zwar müssen wir während der Auffahrt in die Berge leidend feststellen, dass die Temperaturanzeige immer tiefer und tiefer klettert, doch der unbeschreibliche Ausblick am Ziel entschädigt für die einstelligen Grad Celsius. Doch das eigentliche Highlight ist ein Anderes, denn mit sinkender Sonne und fallenden Temperaturen entsteht eine Wolkenwelle die über die Berge hinab zieht, sich dank der wärmeren Temperaturen im Tal dort aber direkt wieder auflöst. Schwierig zu beschreiben… schaut selbst!
Suchbild -> Bus
Während dieses wundervollen Naturschauspiels richten wir uns dann noch ein Lagerfeuerplatz ein und bereiten schonmal alles für den letzten Abend in 2019 vor. Zum Abendessen gibts dann eine weitere Flasche Vino Tinto und nach einigen Partien Backgammon sitzen wir dann pünktlich zur Mitternacht an unsrem Lagerfeuer. Doch auf das von uns erhoffte spektakuläre Feuerwerk im Städtchen zu unseren Füßen warten wir vergebens, denn hier in Spanien ist der Privatbesitz von Feuerwerkskörpern (wie wir später Erfahren) untersagt.
Auch wenn um Punkt 0 Uhr in unseren Gesichtern vermutlich etwas Verwunderung abzulesen war, so ist im Nachhinein in unseren Köpfen das ``Nicht-Feuerwerk`` als Gute Sache festzuhalten. Auch wenn die leuchtenden Himmelskörper durchaus mal nett anzuschauen sind, so tut es ein nettes Lagerfeuer doch mindestens genauso, wenn nicht sogar noch besser und vor allem anhaltender. Ganz nebenbei hat das ``kurze Vergnügen`` der Pyrotechnik dann auch noch massive Auswirkungen wie zum Beispiel: unfassbare Mengen an Müll, unzählige (unnötige) Verletzungen und eine komplett überflüssige Belastung der Umwelt. Wir finden die Variante der Spanier also ``gar nicht so dumm …`` und sind in dieser Nacht auch ohne Feuerwerk bestens ins Jahr 2020 gestartet.
Bis wir am ersten Tag im neuen Jahrzehnt auf den Beinen sind geht es eine Weile denn so spät gehen wir normalerweise ja nicht ins Bett und ja, der Wein gibt dann auch noch seinen Teil dazu 😉 Es ist somit ein äußerst entspannter Morgen den wir bis ca. 11 Uhr auf unseren Campingstühlen unmittelbar an den Klippen, mit Cappuccino und Smoothie in der Hand verbringen. Gegen Mittag ist das Panorama und die pralle Sonne dann aber genug ``ausgekostet`` und wir beschließen unsere Reise weiter fortzusetzen, wir wollen noch weiter ins Landesinnere vordringen um Spanien abseits der Küste noch besser kennen zu lernen. Der Weg führt uns durch kleine Bergdörfchen die malerisch schön in den Hügeln liegen, allerdings macht uns der Nebel immer wieder zu schaffen und die Temperaturen in der Wolkendecke fallen auch schnell mal auf 1 Grad Cesius.
Doch wir haben ein Ziel vor Augen und dies ist in diesem Fall der Rio Ebro, der mit 910 Kilometern Länge zweitlängste Fluss der iberischen Halbinsel. Im Dörfchen Miravet kreuzen wir das erste Mal diesen mächtigen Fluss und nutzen dann auch direkt die Chance von der wunderschönen ``Castillo de Miravet`` uns einen überblick über den Flusslauf zu machen. Eine wirklich besondere Aussicht von dem Parkplatz der Burg und unweigerlich musste die Drohne herhalten um einige Luftaufnahmen und damit Bilder aus der besonderen Perspektive zu knipsen.
Nachdem wir uns an und ums Schloss etwas die Füße vertreten haben geht es dem Rio Ebro dann in Fließrichtung entlang in Richtung Küste. Doch bevor wir diese erreichen gibt es noch ein weiteres Highlight das wir ohne den Tipp unserer holländischen Freunde (die wir in Estland getroffen hatten) definitiv nicht erkundet hätten. Sie haben uns die ``via verda`` ans Herz gelegt, eine unter Radfahrern bekannte aus dem 18. Jahrhundert stammende Bahnlinie die zum Radweg umgewandelt wurde. Diese angelegten Bahnradwege gibts in ganz Europa verstreut und als besonders schön gelten jene in Spanien und Portugal.
Die von uns ausgewählte Strecke umschließt drei nahtlos ineinander übergehende Abschnitte, hat eine Gesamtlänge von knapp 100 Kilometer (One Way) und ist mit all ihren Höhenmetern definitiv ein ``Mehrtagesprojekt``. Daher entschließen wir uns einen netten Ausgangspunkt im Örtchen Xerta zu suchen um von dort aus den einen Tag in die Eine, den anderen Tag in die Andere Richtung auf Erkundungstour zu gehen. Es geht für uns im neuen Jahr 2020 also gleich wieder sportlich los und der Muskelkater ist zumindest bei mir schon wieder vorprogrammiert. Um den ersten Abend vor unserer zweitägigen Herausforderung dann im sportlichen Sinne direkt schon zu starten gönn ich mir nach erreichen in Xerta am 1. Januar einen Besuch in einer Eckkneipe mit Internet und schau mir das Darts WM Finale mit dem grandiosen Sieger und damit neuem Weltmeister Peter Wright an. Alex verbringt derweil Zeit im Bus und vertröstet sich in meiner Abwesenheit mit Keksen und einer heißen Schoki, wir sind also beide bestens vorbereitet auf die anstehende Radtour mit der wir uns nächsten Sonntag dann wieder zurück melden…
Auch wenn mit erscheinen dieses Blogs der erste Monat im neuen Jahr grade schon wieder rum ist, hoffen wir ihr hattet alle einen ähnlich guten Start in die neue Dekade wie wir.
An alle die wir dieses Jahr aus der Ferne nicht so einfach und pünktlich erreicht haben schicken wir in diesem Sinne nochmal beste Grüße und Glückwünsche für das spannende 2020.
Bis nächste Woche
Alex & Max.
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