Bulgarien

Athen

Mittendrin statt nur dabei!

Nachdem wir unsere 1,2 Kg „Abschiedsbaklava“ - gesünder klingt wohl „Abschiedssouvenier“ im Kühlschrank verstaut haben und mit einer letzten günstigen Tankstelle vor der Grenze zu hoch gepokert haben, geht es für uns auf in Richtung Grenze - die restlichen Lira werden dann wohl irgendwann wieder den Weg nach Binzen finden.

DJI_0639

Kalte Dusche !?

Als im Grenzgebiet der erste Stop auftaucht und wir uns beide nicht so ganz sicher sind, ob hier schon der wirkliche Übergang ist, verlangsamen wir das Tempo und sehen eine Hand  hinter einem Fenster die uns zu sich winkt. Ich steige motiviert mit den Pässen in der Hand aus und bin irgendwie immer ein wenig aufgeregt und nicht ganz so entspannt wie Max in diesen Situationen. 

Der Mann hinter der Scheibe begrüßt mich mit „Deutsch?“. Als ich dies bestätige und ihm die Pässe entgegenstrecke meint er zu mir, dass diese hier noch nicht benötigt werden und er  von mir lediglich 3 Euro bekommt. Als ich ihn ein wenig verwundert anschaue mein er nur ``Desinfektionsdusche``. Irgendwie will ich nicht Nachfragen und laufe etwas ungläubig zum Bus um das Geld zu holen. Währenddessen höre ich die beiden Männer hinter der Scheibe lachen und drehe mich dann doch nochmal um und frage ob das wirklich sein Ernst ist. Als er dies bestätigt geh ich zu Max und erkläre ihm was hier gerade alles los ist. Während ich nach Kleingeld krame sieht man Max die Verzweiflung bezüglich der Desinfektionsdusche bereits an. Die letzte Autowäsche, die immer mit einer für mich unverständlichen Genauigkeit erfolgt, ist ja noch nicht einmal eine Stunde her.

Ich bezahle brav meine ``Rechnung`` und wir kommen nach langsamen Durchfahren einer ``Desinfektionsstraße``  wieder ganz sauber in der EU an….

Der restliche Verlauf an der Grenze ist eigentlich der gewohnte - Ausweise, Versicherungskarte, ein kurzer Blick in den Bus ob wir auch keine Flüchtlinge mitbringen und der Hinweis, dass wir eine Vignette benötigen - diesmal nicht nur für die Autobahnen. Der Preis von 3 Euro überrascht uns dann allerdings erneut. Max freute sich und kommentiert wie günstig das doch ist worauf der Beamte ihm lachend entgegnet „ for this roads it´s more then enough“ (für diese Straßten mehr als genug).

Wir sind also vorgewarnt und erwartungsfreudig was uns in Bulgarien alles begegnen wird. Kaufen kann man die Vignette an der Grenze jedoch nicht direkt, wir werden aber mit der Aussage weiter geschickt, dass sie an jeder Tankstelle erhältlich ist und die Nächste in ca 3 Kilometer kommt - diese Aussage hören wir am gleichen Tag noch 3 weitere Male…..

 

Bildschirmfoto 2019-07-28 um 17.21.19

Hoppla!

Auf den bulgarischen Straßen angekommen können wir uns direkt von der Aussage des Zöllners überzeugen - sogar der vor uns fahrende Schulbus (was im Übrigen für lange Zeit das einzige Auto ist was wir zu Gesicht bekommen) fährt Schlangenlinien, um so gut wie möglich den Löchern und Kratern im Boden auszuweichen. Ich sitze auf dem Beifahrersitz und fühle mich landschaftlich irgendwie in meine Kindheit zurückversetzt. Die Gegend erinnert mich sehr stark an die Zeit in den frühen 90er Jahren in Sachsen - die alten Häuschen, alles so grün und weitläufig. Unser erster Stop war für kurz nach dem Grenzübergang am Schwarzen Meer geplant und auf der Karte sah die Entfernung auch tatsächlich kurz aus. Da die Straßen sich allerdings unendlich lang durch Wälder schlängeln, lässt das erwünschte Ziel dann doch ein wenig länger auf sich warten. Schließlich werden wir fündig, gönnen uns ein kleines ``Souvenier`` und einen kurzen Powernap. Ich bin bereits nach kurzer Zeit wieder munter und erkunde schonmal die neue Gegend. Als Max später erwacht möchte ich ihm unbedingt kurz die Landschaft zeigen. Wir lassen also den Bus hinter uns, ohne abzuschließen oder die Fenster zu zumachen. In der letzten 3/4 Stunde haben wir hier ja auch keine Menschenseele zu Gesicht bekommen. Als wir nach wenigen Minuten zurückkommen stehen dann aber bereits zwei Männer am Bus und halten Ausschau. Ob ``nach uns`` oder ``danach was sich hier holen lässt`` werden wir nie genau erfahren, da wir genau zu dem Zeitpunkt auftauchen als sie sich gerade ein genaues Bild machen wollen und einer bereits die Hände durch das offene Fahrerfenster streckt. Mit unserem Auftauchen löst sich die Situation jedoch sehr schnell auf. Sie stehen mit 3 Fahrzeugen hinter uns und wollen passieren. Wir steigen als in den Bus und fahren nach einem kurzen Kontrollblick übers Armaturenbrett, welcher verrät dass alles (Ausweise, Bargeld & Handy) noch an Ort und Stelle ist weiter. Uns wird jedoch bewusst wie schnell man nachlässig und unvorsichtig wird und wir nehmen uns vor zukünftig ein bisschen achtsamer zu sein.

DSC04722
DSC04756

Erste Nacht

Auf der Suche nach einer Bleibe für die Nacht fahren wir unterwegs einige Tankstellen an, um endlich Besitzer einer Vignette zum werden. Bei jedem Nachfragen heißt es jedoch, dass es an der nächsten Tankstelle in ca. 3 Kilometer eine zu kaufen gibt - weder die 3 Kilometer Entfernung noch die Verfügbarkeit sind zutreffend. Als wir schließlich doch fündig werden sorgt unser Kennzeichen für eine weitere kleine Herausforderung. Beim Erwerb erhält man keine Vignette für die Scheibe sondern es erfolgt eine Registrierung der Fahrzeugdaten welche online abgelegt werden. Für die Registrierung benötigt man das Kennzeichen und der Buchstabe „ö“ genießt in einem Land welches mit  kyrillischen Buchstaben schreibt jedoch nicht soviel Bekanntheit. Die junge Dame an der Kasse hält ihre Zeigefinger rechts und links an die Schläfen und meint nur dass sie ein `` O mit Hörnern `` nicht kennt und dieser auf ihrer Tastatur auch nicht vorhanden sei.  Nach kurzem Lachen beiderseits wird dann einfach aus LÖ ein LO und alle sind happy. Angekommen am Schwarzen Meer gönnen wir uns nur eine kleine Abkühlung - die Wellen sind einfach zu hoch und das Wasser erscheint uns nach Griechenland und Kroatien ein wenig schmutzig, da es sehr unruhig und aufgewühlt ist. Ich versuche mich an diesem Ersten ziemlich ausgefüllten, ereignisreichen bulgarischen Tag noch an einem Workout, werde jedoch nach wenigen Minuten von so vielen Maikäfern überfallen und immer wieder attackiert, dass ich mich ziemlich schnell wieder in den Bus und nach einer Dusche zu Max ins Bett rette.

DSC04734

Sonnenaufgang

Am nächsten Morgen sind wir vor den ersten Lichtstrahlen wach und genießen den Sonnenaufgang bei herausgezogenem Bett im Freien - so einen Start in den Tag sollten wir uns öfter gönnen. Nach dem Frühstück geht es auf nach Burgas und neben dem Schreibpart auf der Website übernehme ich auch beim Bus mal das Steuer und spüre förmlich wie das ``Nebenmir`` jeden Handgriff und jede Kurve überprüft - ich glaube Max schaut öfter in den Rückspiegel als ich selbst. Wie auch in der Türkei schon sind wir noch immer auf der Suche nach einem Waschsalon - der im Internet gefundene hat jedoch geschlossen und wir vertagen wieder einmal und setzen auf die nächste größere Stadt auf unserer Route. Irgendwie ist die Sache mit dem Wäschewaschen ein wenig zur Problematik geworden, seit wir nicht mehr auf Campingplätzen übernachten (wir sind tatsächlich seit Beginn unserer Reise erst 2 Mal auf einem Campingplatz gewesen). Leider sind das Einzige was wir finden Wäscherein und die passen mit Bringen, langem Warten (ca. 4-8 Stunden oder sogar erst am nächsten Tag) und Abholen immer nicht so ganz zu uns, der Größe unseres Gefährts und dem Zeitplan. Also stehen wir in der Innenstadt von Burgas, kaufen ein wenig Gemüse und kochen eine Kleinigkeit - dabei ernten wir den ein oder anderen verwunderten Blick der vorbeilaufenden Passanten. Wir beschließen, da wir schon wieder bei über 30 Grad Aussentemperatur angekommen sind, uns einen Platz ausserhalb der Stadt am Wasser zu suchen.

DJI_0628
Bildschirmfoto 2019-07-28 um 17.22.08

Eiskaffe

Bulgarien, die Städte am Meer, aber auch die Küstenregion sind schon sehr touristisch, sodass wir diesmal nicht ganz allein sind und uns in eine Menge von parkenden Auto einreihen müssen. Wir hüpfen ins Wasser, vernichten die übrigen Baklavabestände und schwingen uns auf die Bikes um das Zentrum vom Burgas nochmal etwas genauer unter die Lupe zu nehmen. Wir finden neben tollen Parks eine schöne Fussgängerzone und gönnen nicht nur uns einen Eiskaffee sondern auch unseren Bikes ein wenig Öl, da diese bei der salzigen Meeresluft ein wenig leiden. Zurück am Bus beenden wir diesen Tag kurz nach dem Untergang der Sonne.

DSC04772

Delphine

Am nächsten Morgen machen wir uns auf nach Pomorie, eine bulgarische Küstenstadt die für zahlreiche Wellnesshotels bekannt ist, da das nicht so ganz Schwerpunkt unserer Reise ist geht es nach einem kurzen Frühstück weiter in Richtung Nessebar, eine kleine Landzuge entlang der Küstenstraße. Auch hier herrscht wie in den anderen Städten reges Treiben und ziemliches Verkehrsaufkommen - so nutzen wir die Chance, den Bikes und uns einen weiteren Ausflug zu gönnen und suchen einen Parkplatz ein wenig ab vom ganzen Trubel. 

In der Altstadt findet man vorwiegend Kopfsteinpflaster und viele kleine Restaurants und Läden. Uns zieht es zunächst in den Hafenbereich und anhand der sich da drängenden Menschenmenge ist uns klar, dass es neben den ganzen Partybooten wohl noch was anderes zu sehen gibt - beim Näherkommen sehen wir immer wieder kleine Gruppen von Delphinen aus dem Wasser auftauchen . Sie tummeln sich um die hereinkommenden Boote und bieten somit uns und all den anderen die sich ein wenig Zeit nehmen ein Schauspiel welches  man viel zu selten ausserhalb von Zoos und Aquarien zu Gesicht bekommt.

DSC04760
DSC04759

Tourismus im Anmarsch

Weiter hinten in unseren Köpfen schwingt jedoch noch immer unsere Wäscheknappheit mit und es zieht uns an diesem Tag nocheinmal weiter in die nächst größere Stadt Warna. Für viele ist diese Region wohl eher für den sogenannten ``Goldstrand`` bekannt, eine Urlaubs-, Bade- und Partyregion, welche in den letzten Jahren einen ziemlichen Aufschwung genossen hat. Nach unserem Eindruck sind viele Menschen aus dem russischsprachigen Raum hier unterwegs. Die Stadt selbst bietet uns wie die letzten leider auch mal wieder keine Waschgelegenheit und auch am bekannten Strand gibt es für uns kein ``Rankommen``, da alle Abschnitte durch die unzähligen Hotelketten die sich hier aneinanderreihen privatisiert sind und Parkmöglichkeiten für Schiffe wie unseres demnach ein Ding der Unmöglichkeit darstellen. Wir riskieren einen Blick auf die Strände und sind dann beim Anblick von Liege an Liege und Schirm an Schirm nicht mehr ganz so geknickt, dass wir hier kein Plätzchen finden und nochmal auf die Straße gehen. Am Ende des Tages finden wir dann doch noch unseren Platz am Wasser, den wir uns lediglich mit einigen Anglern teilen müssen. Die scheinen sich im Übrigen auf den Felsen am Wasser eingerichtet zu haben . Es stehen Tische und Stühle und sie essen uns trinken gemeinsam. Wir beenden den Tag mit „Late-Night-Pasta“ a la Max und nehmen uns vor am nächsten Morgen vor vor der Sonne auf den Beinen zu sein.

DJI_0619
DJI_0679

Über der Höhle

Und tatsächlich schaffen wir es die Drohne noch vor Sonnenaufgang zu starten und sind beeindruckt von dem Fleckchen Erde dass wir uns am Abend zum Übernachten gesucht haben. Wir stehen direkt auf einer gigantischen Höhle, welche gemeinsam mit der gesamten Felsformation eine unfassbare Kulisse für das morgendliche Frühstück bietet. Wir verweilen uns noch ein wenig, holen mal wieder die Sportsachen aus der Kiste und genießen dabei die unbeschreibliche Aussicht. Da wir uns in den letzten Tagen ziemlich schnell entlang der Küstenstraße vorgearbeitet haben entsteht nun irgendwie das Gefühl, dass wir Bulgarien nach 4 Tagen noch nicht wieder verlassen sollten und beschließen ein weiteres kleines Dörfchen anzufahren. Da wir jedoch eine Sonntag erwischen ist es auch hier wieder eher voll und neben weiteren Campern sind auch vielen Einheimische und wie wir später an der Grenze erfahren auch etliche Rumänen vor Ort. Wir stellen unsere Köpfe also kurzer Hand auf Rumänien ein und treten den Weg Richtung Grenze an - ca 3 Kilometer (diese Zahl begleitet uns in diesem Land anscheinend) kommen wir jedoch mit vielen Anderen zum Stehen und verstehen zunächst gar nicht so recht was los ist. Max geht auf Erkundungstour und findet heraus, dass wohl die Rumänen übers Wochenende oft nach Bulgarien kommen. Das Wasser ist hier besser und die Strände schöner. Gegen Nachmittag/ Abend entsteht dann große Aufbruchsstimmung und man trifft sich in langen Schlagen vorm Grenzübergang. Die Stimmung ist gefühlt ziemlich angespannt, wenn man nicht innerhalb von Sekunden sobald es auch nur 1 Meter vorwärts geht aufrückt bekommt man laute Zurufe, Gesten und sogar Beschimpfungen, zum Teil wird man auch direkt überholt. Für uns heißt das kurzerhand Fahrertausch  - Max, der sich Situationen wie diesen gewöhnlich nicht fügt und am liebsten dann gerade stehen bleiben würde und ich, die auf dem Beifahrersitz bei jeder noch so kleinen Bewegung unruhig wird. Somit fügt sich die Frau am Steuer der Masse und auch wir schwimmen Meter für Meter mit dem Blechstrom…. Schon nach den ersten Metern und Eindrücken sind wird ganz gespannt was Rumänien sonst noch so für uns bereithalten wird  - dazu aber mehr im nächsten Blog. Es sei nur soviel gesagt, dass wir überraschende Begegnungen haben werden und an Orten übernachten die wir mit Vorabinformationen sicher nicht freiwillig gewählt hätten.

DJI_0667

Resume

Insgesamt stellt Bulgarien für uns nur einen kurzen Abschnitt auf unserer Reise dar und irgendwie haben wir beide ein wenig das Gefühl diese Land nicht ganz so wahrgenommen zu haben wie es wohl tatsächlich ist. Neben einem ``astreinen`` Start und zwei schönen Innenstädtchen die wir erkundet haben bleiben in unseren Köpfen viele Touristen, aneinander gereihte Sonnenschirme, private Strände und ein eher unruhiges schwarzes Meer, welches uns selten zum Verweilen und  schwimmen einlud. Die netten Einheimischen, die mit Händen und Gesten versuchen unsere Buchstaben zu verstehen und uns immer wieder Anlässe zum Schmunzeln gaben sind jedoch neben den tollen Felskulissen, welche sich uns boten alle mal ein Grund dieses Land mit einem guten Gefühl zu verlassen und sich weiter umzuhören was es hier vielleicht zu einem anderen Zeitpunkt noch zu entdecken gäbe. Euch wünschen wir mit diesen abschließenden Worten eine angenehme neue Woche und bis nächsten Sonntag.

Bildschirmfoto 2019-07-28 um 17.23.32

Mit größtem Dank an alle die den gestrigen Abend mit uns in der Heimat  verbracht haben und ihn mal wieder zu einem ganz Besonderen für uns gemacht haben, möchten wir uns für diese Woche verabschieden. Wir haben die gemeinsamen Stunden und tollen Gespräche sehr genossen und freuen uns schon auf ein nächstes Wiedersehen - vielleicht ja auch irgendwo anders in unserem schönen Europa.  Diese Woche gibt es dann wieder wie gewohnt am Sonntag die nächsten News von uns - die aktuelle Verspätung ist dem genialen gestrigen Abend ``geschuldet`` und als Ausnahme geplant.

In diesem Sinne bis ganz bald

Alex & Max

Check out more Impressions on Instagramm #malexworld