Heute starten wir an einem Ort der bereits vor dieser Europa-Reise auf meiner Must-Do-Liste stand und den an und für sich unspektakulären Namen "Nazaré" trägt. Für Wassersportler und insbesondere Wellenreiter ist Nazaré allerdings alles Andere als unspektakulär und vermutlich stellen sich bei dem ein oder anderen Leser nun einige Nackenhaar auf oder es überkommt sie sogar eine Ganz-Körper-Gänsehaut. In Nazaré trumpft die Natur mit spektakulären Eigenschaften auf, die man auf den ersten Blick jedoch nicht sieht, denn die Besonderheit liegt unter der Wasseroberfläche und sorgt nur in wenigen Tagen im Jahr für das wofür Nazaré so weltbekannt ist, die größte Welle der Welt.
Verantwortlich dafür ist der North Canyon, der nur wenige Kilometer vor dem Strand von Nazaré, unter der Wasseroberfläche auf eine Tiefe von bis zu 5000 Metern abfällt und insgesamt über 230 Kilometer lang ist. Der Unterwassercanyon gilt als besonders tükisch und unzugänglich und ist daher kaum erforscht, allerdings kommen ohnehin kaum Menschen aufgrund des Canyon an den Ort, vielmehr wollen sie das Naturschauspiel betrachten, welches sich an der Wasseroberfläche abspielt. Hier türmen sich Wellen auf, wie es sie in ihrer Dimension nur ein Mal auf diesem Planeten gibt. Über tausende von Kilometern durch den Atlantic entstanden, türmen sich hier die Wassermassen auf ihren letzten Metern zur Küste auf eine Höhe von (ACHTUNG) bis zu über 20 Metern auf. Nochmal ausgeschrieben… über Zwanzig Meter!!! Schaut bitte mal aus dem Fenster auf das gegenüberliegende Haus, ein normales 3 Stockwerke hohes Haus ist knappe 10 Meter hoch, hier reden wir von deutlich über 20 Metern!
Es ist wirklich unglaublich, was an diesem Ort für eine Energie herrscht und auch wenn es uns schon etwas geärgert hat, dass an unserem heutigen Anreisetag entlang der Küstenkilometer zuvor kaum Wellen zu sehen waren, so ändert sich das Bild der Wasseroberfläche, als wir beim weltbekannten Lighthouse, von dem kleinen Küstendörfchen Nazaré ankommen. Der heutige Tag ist wohl eher ``Kindergeburtstag`` für die Verhältnisse die sonst hier herrschen können. Doch es ist auch an einem solch ``ruhigen Tag`` atemberaubend was hier für Wasserwalzen hereinrollen. Wie aus dem Nichts rollen gigantische Walzen auf den Felsvorsprung zu, auf dessen äußerem Zipfel, das auf Bildern so oft abgelichtete Rote Lighthouse steht. Wie immer sind wir zur Nebensaison unterwegs und aufgrund der zunehmend präsenteren Corona-Thematik ist gefühlt ohnehin kaum mehr ein ``Tourist`` unterwegs, der sich hierher verirrt. So haben wir das Privileg auf einen komplett leeren Parkplatz am Lighthouse zu fahren, von dort aus einige Meter auf Schotterwegen zurück zu legen, um dann in unmittelbarer Nähe der gigantischen Wasserwalzen, unseren alltäglichen Cappuccino Nr. 2 zu genießen.
So sitzen wir also gemütlich in unserer Villa auf 4 Rädern an einem Ort den man sonst nur aus den Geschichtsbüchern kennt. In der Hand einen leckeren Cappuccino und vor uns auf dem Teller einige Süße-Teilchen, die es zum spektakulären Naturkino nun also zu vernichten gibt. Auch wenn hier Welle für Welle hereinrollt, so wird es doch irgendwie nie langweilig und man könnte tatsächlich stundenlang dem Treiben zusehen. Von unserer hohen Perspektive entdecken wir dann allerdings am angrenzenden Strand einen netten Spot auf einem Feldweg, den wir uns doch etwas genauer anschauen möchten. Keine 20 Minuten später stehen wir dann auch schon an exakt jenem Spot und beschließen hier die Nacht zu verbringen, um dem absolut surrealen Naturschauspiel noch etwas länger zuschauen zu können.
Auch am nächsten Morgen beim Erwachen sind die Wellen weiter unentwegt am Toben und wir verschaffen uns ein genaueres Bild direkt vom Strand, der vor unserer "Haustür`` liegt. Elon & Peaky sind natürlich auch am Start, zeigen sich jedoch äußerst vorsichtig mit den Wassermassen, die hier am Strand toben. Viel lieber suchen sie sich etwas Gesellschaft, in Form von zwei anderen Hunden, die hier am Strand munter auf und ab rennen. Es handelt sich um die Vierbeiner "Stormy & Nazaré`` die zu einer jungen Frau gehören, die hier in im Big Wave Mekka lebt und das nicht ohne Grund, es handelt sich um Maya Gabeira, die seit dem 18.01.2018 den Guiness World Record für die höchste von einer Frau gesurften Welle (20,71 Meter) hält.
Nachdem wir bis nach dem Mittag diesen magischen Ort mit all seinen besonderen Menschen noch genossen haben, setzen wir unsere Reise fort und suchen uns als Ziel ein etwas ruhigeres Gewässer. Allerdings nicht ohne uns vorher noch auf die Liste zu schreiben eines Tages hier wieder aufzukreuzen, wenn die Wellen an ihren Rekord-Höhen kratzen und die an der Grenze zum Wahnsinn wandelnden Surfer sich in das tosende Wasser schmeißen. Nun gibt es allerdings erstmal das Kontrastprogramm und wir fahren an einen wunderschön abgelegenen See, an dem die höchsten Wellen jene sind, die von den herausspringenden Karpfen verursacht werden.
Außer den springenden Karpfen und einem Specht, der neben uns in einem der Bäume sein Zuhause "baut" herrscht hier am See eine unfassbar angenehme Stille. Wir lassen den Nachmittag mit etwas Sport ausklingen, essen noch gut zu Abend und sind dann im Reich der Träume angekommen. Es folgt eine ziemlich ruhige Nacht und auch Peaky und Elon schlafen bis in die frühen Morgenstunden durch, dann allerdings springen wir gemeinsam vor die Tür und werden Zeugen von einem absolut gigantischen Sonnenaufgang. So lässt es sich doch wirklich in den neuen Tag starten. Nachdem wir unser Morgenritual hinter uns gebracht haben und damit unsere Körper wieder mit ausreichend Vitaminen vollgepumpt sind gehts weiter in Richtung dem nördlich gelegenen Porto.
Das ein Städtetrip in Porto, wie auch schon in Lissabon ausbleiben wird, ist uns bereits bewusst. Dafür ist die gesamte Covid-19 Thematik bereits deutlich zu weit fortgeschritten. Wir beschließen also noch eine weitere Nacht an der Küste, südlich der durch den Portwein so bekannten Region, zu verbringen, ehe wir dann ins Landesinnere aufbrechen werden. Wir finden einen abgelegenen Ort auf einer Landzunge und schlagen dort in kompletter Einsamkeit unser Nachtlager auf. Peaky & Elon genießen also einen weiteren Strandtag und halten uns an diesem Nachmittag besonders auf Trapp. Es ist schon verrückt wie sehr diese Beiden Vierbeiner unser Leben auf den Kopf gestellt haben, doch wir genießen jeden Tag und auch wenn es das ein oder andere Mal doch etwas anstrengend ist, so ist es eine absolute Bereicherung für uns und unsere Reise.
Nach der ruhigen Nacht auf der Landzunge wollen wir, Covid-19 bedingt, unsere Route nun in Richtung Landesinnere fortsetzen. Schon wenige Kilometer nach unserem Übernachtungsort werden wir in dieser Entscheidung bestätigt. Einige Fahrzeuge kamen uns bereits mit Lichthupe entgegen, dachten wir anfangs noch es handelt sich um ein höfliches ``Achtung Blitzer`` Signal, stellten wir kurz darauf eine massive Straßensperre fest. Wir haben uns nämlich sukzessive dem Städtchen Ovar genähert, welches im Norden von Portugal, vor einigen Stunden als Epizentrum der Pandemie ausgemacht wurde. Großräumig wurde das Städtchen also mit Straßensperren von der Außenwelt abgeriegelt und spätestens an diesem Zeitpunk ist der Moment gekommen wo wir akzeptieren müssen, die Reise kann nicht mehr so fortgesetzt werden, wie wir es bislang getan haben.
Wir begutachten also nochmals unsere ohnehin bereits geplante Abkürzung durchs Landesinnere und überlegen uns eine Route, wie wir schnellstmöglich dieses Gebiet verlassen können und unsere Heimreise aktiv antreten können. Entlang dem Rio Douro (Fluss) wollen wir uns zu einer, der nur noch neun offenen Grenzen, zwischen Portugal und Spanien begeben, um dann auf dem Autobahn- und Bundesstraßennetz von Spanien, über Frankreich bis nach Süddeutschland und damit in die Heimat zu fahren. Der Weg, vorbei an der Sperrzone und damit auch an Porto, zeigt uns dann nochmal extremer wie weit die Krise vorangeschritten ist. Auf leeren Autobahnen, mit gesperrten Ausfahrten, bahnen wir unseren Weg, weg von der Zivilisation und damit weg von den Epizentren der Pandemie. Es vergehen einige Kilometer, bis wir aus dem Großraum von Port heraus sind und sich die Lage mit zunehmender Abgeschiedenheit wieder etwas entspannt.
Nachdem wir wieder mehr Natur und weniger Gesellschaft um uns haben, suchen wir uns einen ruhigen Ort am Rio Douro und beschließen dann den Hörer in die Hand zu nehmen, um in der Heimat anzurufen und bekannt zu geben, dass wir wohl bald wieder Zuhause sein werden. Was ein verrücktes Gefühl, doch irgendwie ist es trotz dem Telefonat, über die Lange Leitung, nach wie vor so surreal, denn es trennen uns schließlich noch über 2000 Kilometer von der tatsächlichen Ankunft. Der heutige Tag ist durch all die (Um)Fahrerei schon wieder ordentlich vorangeschritten und so entschließen wir uns in der näheren Umgebung nach einem geeigneten Übernachtungsort, fern ab der Dörfer und somit tief in der Natur zu suchen.
Auf den ersten Kilometern, des über mehrere hundert Kilometer langen Rio Douro, tun wir uns allerdings etwas schwer mit der Suche, nach einem eben so abgelegen Ort und so enden wir an einem Bootssteg, der zumindest etwas abgelegener ist. Für Elon & Peaky ein super Ort, um ungefährdet etwas herumzuspringen und ich kann sogar zum Abschluss der Reise nochmal mein Angelglück versuchen. Alex zaubert uns dann noch einen unfassbar leckeren Apfelstrudel und so versuchen wir die etwas gedrückte Stimmung und das gesamte Pandemie-Thema durch kulinarische Ablenkung gekonnt von uns fernzuhalten.
Nach der Nacht am Steg und den in den Tagen davor doch vermehrten Stunden hinterm Steuer, beschließen wir heute einen längeren Mittagsstop einzulegen und den Hundis wieder den benötigten Auslauf zu gewähren. Mit jedem Kilometer, den wir uns nun mehr von Proto entfernen, merken wir auch wie die Besiedelungsdichte abnimmt und statt dessen immer mehr Wein-Anbaugebiete, das Bild in der zunehmend bergigen Landschaft prägen. Es sind die Trauben für den weltbekannten Portwein, die hier in den sonnenverwöhnten Regionen gedeihen und unzähligen riesengroßen Farmen, im Laufe der vergangen Jahrhunderte, eine Existenz ermöglicht haben. Wir nutzen die Chance und suchen uns eine kleine Wanderroute heraus, die durch eines der Weinanbaugebiete führt und unser heutiges Tageshighlight darstellt. Elon und Peaky zeigen sich auch äußerst motiviert und so machen wir einen ausgedehnten Spaziergang, bevor wir am Abend unweit der Farm und fern von jeglicher Zivilisation, am Ufer des Rio Douro, in unserem Van ins Bett springen.
Es folgt ein kurvenreicher Tag, an dem wir wieder einige Stunden hinter dem Steuer verbringen. Allerdings ist das heute halb so wild, denn das erste Mal seit längerem ist das Wetter alles andere als ´´angenehm``. Mit zunehmenden Höhenmetern schauen wir dann tatsächlich auch etwas dumm aus der Wäsche, als es plötzlich beginnt zu schneien und die Hügel um uns herum mit ``weißen Mützen`` bedeckt sind. Damit hätten wir hier tatsächlich nicht gerechnet, dank unserer guten Bereifung machen wir uns allerdings keinerlei Sorgen und spätestens als wir wieder einige Höhenmeter abwärts fahren, ist auch von dem Schnee nichtsmehr zu sehen. Abenteuerlich wird’s allerdings nochmal auf den letzten Metern des heutigen Tages, denn trotz abenteuerlustiger Bereifung, scheitern wir an einem kleinen Schlammweg, der einfach zu steil für die Bedingung ist. Es geht also im Rutschmodus und Rückwärtsgang wieder den Berg herunter und wir sind doch happy, als wir einige Zeit später wieder asphaltierte und damit grip-reichere Straße unter den Pneus haben.
Nach einer kleinen Umfahrung, gelangen wir dann auch auf anderem Wege noch an den von uns erwünschten Ort und werden dort entsprechend belohnt. Nicht nur wundervoll grün und komplett abseits gelegen, sondern in den Abendstunden zudem noch von der Sonne verwöhnt, lassen wir den Tag ausklingen und genießen die letzten Tage unseres Abenteuers. Es ist der perfekte Ort, um auch für heute wieder einen Punkt zu setzen und nächste Woche dann noch für einen finalen ``Heimreise-Blog`` anzuknüpfen.
Es stehen noch weitere 7 Tage auf den Straßen Europas bevor, die durchaus noch für den ein oder anderen interessanten Moment gesorgt haben. Soviel sei bereits vorweggenommen:
Wir 4 sind mittlerweile gesund und munter Zuhause angekommen.
Nächste Woche gibts dann also noch ein bißchen Text und Bilder von der Heimreise und einen Ausblick wie es für uns und hier auf der Homepage dann spannend weitergeht. Bis dahin sonnige Grüße aus dem Schwarzwald,
Peaky, Elon, Alex & Max
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