Es ist soweit, heute können wir ``eine Ära`` welche das Abenteuer Norwegen für uns darstellt mit diesem siebten Blog abschließen. Wir hoffen zudem, dass Euch das Video aus dem letzten Blog und damit der ``kleine Einblick`` in unser mobiles Zuhause gefallen hat. Der Ein oder Andere wird nun vielleicht noch besser verstehen können warum uns dieser Lebensabschnitt so unfassbar Spaß macht und unfassbar bereichert. Nicht nur auf einer Ebene der Erlebnisse sondern insbesondere auf einer der Erfahrungen und genau diese sind es die für uns den eigentlichen Wert dieser Reise darstellen. Realisiert man dann noch, dass diese Erfahrungen im Gegensatz zu materiellen Dingen ``unvergänglich`` sind und einem damit das restliche Leben erhalten bleiben, kann man in diesen Zeilen die für uns tiefste Bedeutung des Reisens finden. Bevor wir hier aber nun in eine philosophische Richtung abdriften machen wir lieber weiter mit den letzten Tagen in Norwegen.
Noch völlig durch den Wind von all den Eindrücken des ``Videodrehs`` wachen wir am nächsten Morgen auf und fühlen uns irgendwie schon wieder wie im falschen Film. Denn kaum sind wir auf den Straßen in Richtung dem nächsten Abenteuer unterwegs beginnt ein wildes Schneegestöber und irgendwie ist die Stimmung so überhaupt nicht einladend für unseren heutigen Tagesplan. Wir wollen nämlich die Dritte der ``3 Großen Wanderungen`` im Süden von Norwegen absolvieren und begeben uns somit an den Ausgangspunkt der Wandertour die den Namen ``Kjeragbolten`` trägt. Highlight hier ist ein über fünf Kubikmeter großer Felsklotz der durch Gletscherbewegungen in eine Felsspalte bewegt wurde, klingt nicht all zu spektakulär? Kjeragbolten befindet sich in einer Höhe von ziemlich genau 1000 Meter über dem Lyssefjord und es benötigt durchaus eine Portion Mut um einen gewagten Satz auf den Stein zu machen.
Doch bevor man den spektakulären Ort erreicht erfolgt wiedermal eine ordentliche Wanderung die besonders auf den ersten Metern nicht zu unterschätzen ist. Besonders dann nicht, wenn der Wind sich mit Schnee und Graupel bewaffnet und damit eine nicht wirklich Einladende Stimmung zum Wandern erzeugt. Doch dafür gibts ja schließlich gute Kleidung und unsere vertrauten Gummistiefel die bislang noch bei jeder Wetterlage einen perfekten Dienst abgeliefert haben. So auch an diesem Tag und nachdem sich auf halber Strecke dann sogar noch die Sonne blicken lässt entwickelt sich ein wirklich besonderer Wandertag der uns schneller als gedacht bis zum Kjeragbolten bringt.
Wir sind wiedermal komplett alleine vor Ort und können uns somit auch voll auf uns konzentrieren und fokussieren und das ist auch wirklich notwendig, denn weiche Knie sind hier vorprogrammiert. Während das Sitzen auf der Kante von Trolltunga oder das Stehen am Abgrund des über 600 Meter hohen Preikestolen hier noch als ``Aufwärmtraining`` durchgehen würde, verlangt einem der eingeklemmte Felsklotz hingegen einem wirklich beherzten Satz in satten 1000 Meter Höhe ab. Doch das Gefühl auf Kjeragbolten zu stehen, den über 700 Meter hohen Kjeragfossen (Wasserfall) vor sich zu beobachten und gleichzeitig den aus dem 1000 Meter tiefen Tal aufsteigenden Wind zu spüren der unzählige dicke Wassertropfen des Wasserfalls gegen das Gesetz der Schwerkraft an einem vorbei in den Himmel katapultiert ist einfach nur beeindruckend. Was ein Erlebnis und eine weitere Erfahrung die wir trotz weichen Knien nicht missen möchten.
Auf was wir hingegen gerne verzichtet hätten sind die Wetterkapriolen die sich auf den letzten 30 Minuten der Tour abgespielt haben, denn innerhalb von Minuten standen wir in einem Vorzeigeexemplar eines Schneesturms, der wohl besonders dem Pärchen das wir auf dem Rückweg noch Minuten vorher überholt hatten zusetzte. Die Zwei hatten bereits in den einfachen Passagen der Tour ordentlich zu kämpfen und beäugten uns durchaus verwundert als wir in Gummistiefeln an ihnen vorbei sprangen. Den letzen Abschnitt den selbst wir auf allen Vieren im Schnee absolvieren mussten war daher vermutlich eher nicht das Tageshighlight der Zwei. Glücklicherweise fanden wir zurück auf dem verschneiten Parkplatz (der Dank Nebensaison keine 300 NOK / 30€ kostete) ein weiteres Auto vor in welchem zwei Personen saßen die sich nach nach ihren Freunden (dem hilflosen Pärchen) erkundigten und uns versicherten sie würden hier auf sie warten. Somit konnten wir uns guten Gewissens vom Schneegestöber in den Bus retten und bei aufgedrehter Heizung die einsamen weißen Straßen zurück in Richtung Zivilisation befahren.
Wie man sich unschwer vorstellen kann, wird es mit zunehmender Dunkelheit dann nicht wirklich wärmer, die Temperaturen sind mittlerweile jede Nacht bei deutlich unter 0 Grad angekommen und irgendwie verspüren wir so allmählich das Gefühl nach ``es ist genug mit Norwegen und der Kälte``. Beim Blick auf unsere Wunschliste ist jedoch ein Ort noch offen, die Hauptstadt. Wir klemmen uns bei durchwachsenem Wetter die nächsten zwei Tage also etwas mehr hinters Steuer und erreichen dann mit einer deutlich besseren Wettervorhersage für die nächsten 24 Std. den Großraum von Oslo. Geparkt wird auf der Halbinseln Bygdøy vor der Stadt und in optimaler Reichweite für die MTB´s und nach einer weiteren Nacht bei welcher die Heizung auf Hochtouren läuft machen wir uns nach gemütlichem Frühstück auf in die City.
Zwei Grad erwarten uns auf unserer sonnigen Fahrt in die Hauptstadt von Norwegen, die wie mittlerweile fast schon gewöhnlich eine unfassbar gute Infrastruktur für die Fahrradfahrer besitzt. So ein bißchen fühlt man sich wie in die Zukunft versetzt, denn hier herrschen Bedingungen von denen in Deutschland nur geträumt und fantasiert wird. Während wir nämlich in dieser Großstadt auf den absolut fantastisch angelegten Radwegen mit vielen anderen Radfahrern vor uns hin cruisen, sind gefühlt deutlich über 50% der Fahrzeuge die uns umgeben mit reinem Elektroantrieb ausgestattet. Als wäre das nicht schon genug des Guten, ist der komplette ÖV Sektor ebenso elektrisch und wir werden sogar noch Zeuge eines Pilotprojekts bei dem eine Flotte von autonomen (natürlich elektro-) Bussen als Transportmittel durch die Stadt (kostenlos) genutzt werden kann. Beeindruckende Technik und wie wir finden ein spannendes Themengebiet das in den nächsten Jahren sicher weiter seinen Weg in die Großstadt finden wird. Der Atmosphäre in einer Großstadt tut es unserer Meinung jedoch extrem gut, denn nicht nur akustisch deutlich ruhiger sondern auch wesentlich entspannter und auch wirklich zeitoptimierter lässt sich in diesem Umfeld von A nach B kommen.
Wir nutzen die guten Vorraussetzungen und erkunden an diesem Tag nicht nur A & B sonder gefühlt das ganze Alphabet. Los gehts am Hafen wo uns direkt ein Highlight erwartet, denn unübersehbar thront an diesem Tag die Queen Mary 2 (zeitweise das größte Passagierschiff der Welt) im Wasser und sorgt damit für eine wirklich spezielle Kulisse. Gleich neben dem Hafen gehts für uns mit samt Bikes durch die alte Festung namens Akershus um anschließend in Richtung der Innenstadt zu fahren. Die erste Pause gibt’s dann in einem hippen Café mit überteuertem Cappuccino und Zimtschnecken die mittlerweile einfach fest zu jedem Cafebesuch bei uns dazu gehören.
Nachdem wir uns nach der kleinen Pause wieder auf die Bikes begeben sind wir irgendwie ein bißchen verwirrt, denn so ein richtiges ``Stadt-Zentrum`` wie man es aus anderen Städten kennt suchen wir hier vergebens. Stattdessen wirken die Fußgängerzonen in Oslo eher wie durch ein Zufallsprodukt über die Stadt verteilt. Mal hat man das Gefühl mitten drin zu sein und kaum kommt man um die nächste Ecke ist von ``belebter Stadtatmosphäre`` nichtsmehr zu sehen. Glücklicherweise haben wir mit unserer Wahl des Fortbewegungsmittels einen deutlich größeren Radius und können dadurch extrem von einem ``belebten Stadtteil`` in den nächsten wechseln. So verschlägt es uns im weitern zum royalen Palast, dem Parlament, dem Museum für moderne Kunst oder auch ans Opernhaus das sein ganz eigenes Design in die Stadt integriert.
Das skandinavische Talent für Design ist dabei an vielen Ecken unübersehbar, es ist eine wirklich schöne Mischung aus modern und antik, auffällig und unscheinbar, extravagant und schlicht oder einfach auch gesellschaftlich betrachtet jung und alt. Bei diesem bunten Mix darf natürlich eine Markthalle mit Essen aus aller Welt nicht fehlen, dort verköstigen wir uns mit indischem Gaumenschmaus um dann wohl gestärkt wieder auf die Räder zu springen.
Oslo gefällt uns wirklich sehr gut und vermutlich auch deswegen vergeht die Zeit an diesem Tag wie im Flug. Hinzu kommt die Tatsache, dass die Tage durch die früh untergehende Sonne auch spürbar kürzer sind, wir entschließen uns somit den Sonnenuntergang von etwas außerhalb des Hafens mit sensationellem Blick auf die Queen Mary 2 zu genießen.
Anschließend gehts zurück zum mobilen Zuhause das den Tag auf der Halbinseln gut überstanden hat, auch wenn er mittlerweile unter einer dicken Decke von Blättern des Kastanienbaumes, der den Tag wohl nicht so gut überstanden hat, begraben liegt. Wir befreien den Bus kurzerhand von der Blätterdecke und dann gehts auch direkt schon wieder weiter, unser Ziel ist ein kleiner See nur ca. Eine Stunde außerhalb von Oslo wo es keinerlei Anzeichen auf Großstadt mehr gibt.
Hier verbringen wir tatsächlich unsere letzte Nacht auf norwegischen (kaltem) Boden, der ist in dieser Nacht sogar so kühl, dass am nächsten Morgen noch -5 Grad Celsius auf der Anzeige steht und unser Wassertank das zweite Mal auf unserer Reise vereist ist.
Einem guten Frühstück im Warmen stehen diese Temperaturen allerdings nicht im Wege, denn die Standheizung macht ihren Job gut und zu unserem Cappuccino und Shake gibts heute zur Feier des Tages noch Pancakes. Danach begeben wir uns auf die letzten Meter in Richtung der Landesgrenze, im letzten Supermarkt vor der Grenze werden dann noch die restlichen norwegischen Kronen ausgegeben und dann endet gegen die Mittagszeit und nach über sechs Wochen für uns das gigantische Abenteuer Norwegen das uns ganz ganz tief unter die Haut gegangen ist. Es ist wirklich ein beeindruckendes Land das zum Reisen mit dem mobilen Zuhause nahezu wie geschaffen ist, hinter jeder Ecke wartet ein neues Abenteuer und wir sind uns ziemlich sicher, dass auch wir wieder zurückkehren werden um noch weitere Eindrücke und Erfahrungen zu sammeln.
Für den Moment sind wir allerdings mehr als ``bedient`` mit all den besonderen Momenten die wir hier im hohen Norden erleben durften. Es war eine gigantische Zeit, die nun aber zu Ende gehen muss, denn es warten weitere Länder mit tollen Erlebnissen und vor allem wärmeren Temperaturen auf uns…
Nächste Woche gehts also weiter mit einem Abstecher in die Länder Schweden und Dänemark die wie Deutschland dann auf unserer weiteren Route in den Süden liegen. Unser ferneres ``übergeordnetes Ziel`` ist die Coté d´Azur an der wir auf mehr Sonne spekulieren.
Wir verabschieden uns also für diese Woche und wünschen allen unseren Lesern ein wunderschönes Weihnachten und eine besinnliche Zeit mit Familie und Freunden. Wir melden uns dann zwischen den Jahren, am nächsten Sonntag wieder…
Liebste Grüße Alex & Max
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