Finnland III

Finnland III

Der Größte!

Der Lemmenjoki Nationalpark ist der Größte in ganz Finnland und hat auf unser ``Wunschliste`` schon seit längerer Zeit einen Platz ganz oben gefunden. Die bisherigen Erfahrungen mit den Nationalparks in Finnland waren einfach viel zu gut und eindrücklich, als das wir den ``Größten`` hätten auslassen können. Somit fahren wir vorbei am Lake Inari und direkt in das Herz des Nationalparks, suchen uns einen netten Parkplatz an einer Bootsanlegestelle mit kleinem Strand und genießen die Umgebung. Wie des öfteren widmen wir uns nach Ankunft erstmal etwas unseren Interessen, dabei packt Alex oft der Bewegungsdrang und sie macht etwas Sport, ich hingegen versuch mich lieber an der Angel und schau mir dabei die Gegend aus einer etwas entspannteren Perspektive an. 

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Märchenwald

Am nächsten Vormittag startet unsere Wanderung mit etwas ``Verspätung``. Nach gemütlichem Frühstück und dem Zubereiten von etwas Proviant sind wir gegen 11:15 Uhr bereit unsere Beine herauszufordern. Der Nationalpark beeindruckt ab dem Moment wenn man ihn betritt, die Wälder sind sehr offen und werden von viel Licht durchströmt, dieses lässt am Boden dann auch Moos und unzählige Heidelbeersträucher wachsen. Insgesamt erinnert der Anblick mehr an ein Märchenwald und jedes Mal aufs Neue wenn man eine Lichtung betritt wird man mit einem atemberaubende Ausblick verwöhnt. Mittlerweile fast schon zur Gewohnheit ist die ``Einsamkeit`` in Lappland geworden. Beim Wandern begegnen einem kaum andere Lebewesen, geschweige denn Menschen. 

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Tolle Aussichten ...

Unsere erste Etappe führt uns in einem knapp über 10 Kilometer langen Abschnitt über den 535 Meter hohen Joenkielinen Jogagielas von welchem wir eine unbeschreibliche Aussicht über einen großen Teil des Nationalparks haben. Zudem sieht man von hier auch genial die Flussader, welche sich durch das Naturschutzgebiet zieht und an welcher sich unsere Wanderroute orientiert. Die Dimension ist wieder einmal beeindruckend und uns wird allmählich klar, dass unser ``erstes Vorhaben`` bis nach Kultahamina, einem kleinen Goldgräber ``Dorf/Hütte`` und anschließen wieder zurück zu wandern vielleicht doch etwas zu viel des Guten ist. Das kleine Dorf besteht aus einigen angefressenen Goldgräbern die bis heute im tiefsten Innern des Nationalparks auf ursprüngliche Weise Gold schürfen und diese ``Kunst`` in einer Art kleinem Museum für Wanderer präsentieren.

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Zwanzigtausend !?

Der Weg dorthin wäre nach unseren bereits absolvierten 12 Kilometern allerdings weitere ca. 20 Kilometer lang gewesen und wir sprechen dabei nicht von ``ebenen`` Zwanzigtausend-Metern auf gut ausgebauten Wegen. Vielmehr geht es auf und ab und des öfteren müssen wir kleinere Umwege einlegen um sumpfige Stellen zu umgehen. Achja und dann stand plötzlich noch eine Flussüberquerung an... 

 

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Zu neuen Ufern

Bis zu dem Zeitpunkt hatten wir ja damit gerechnet, dass eine Brücke oder ähnliches über das Gewässer führen würde. Stattdessen durften wir dann eigenhändig ``Rudern``, denn die Finnen waren kreativ und haben ein Boot platziert, welches wie eine Art Floß von einer Seite des Ufers zur anderen Seite bewegt werden kann. Eine kleine Überraschung aber spaßige Abwechslung zu dem ganzen Laufen. 

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Tolles Angebot

Nach der Überquerung ging es zu Fuß dann weitere Kilometer durch den Wald und immer wieder vorbei an teils voll eingerichteten Wanderhütten. Hier wird den outdoor-freudigen Wandertouristen ein wirkliches Erlebnis und ein sensationeller Service geboten, wie wir finden. Denn in den kostenlosen Hütten ist Jedermann Willkommen (der sich hierher verirrt) und nicht selten erwartet einen dort neben Etagenbetten auch eine kleine eingerichtete Küche mit beispielsweise Gaskocher, einem  Holzofen zum Einheizen und Sitzgelegenheiten mit Gesellschaftsspielen. An den süßen Holzhütten, die teils malerisch am Fluss oder See liegen hängt dann der mehrsprachige Hinweis ``Jeder Willkommen`` und die Bitte ``Den Ort respektvoll zu behandeln und so zu verlassen wie man ihn selbst vorfinden möchte``, eine absolute Sensation wie wir finden und für jeden Outdoorbegeisterten ein Traum. 

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Genug ist genug

Obwohl wir ``Off-Season`` unterwegs sind, treffen wir an diesen Hütten dann doch immer wieder einige (ausschließlich einheimische) Wanderer an, die sich im Nationalpark auf Mehrtagestouren befinden und das Angebot wahrnehmen, um mit Isomatte und Schlafsack zu übernachten. Wir sind begeistert den Gegebenheiten und beschließen eines Tages zurückzukommen um hier für eine mehrtägige Tour das Gebiet noch besser kennenzulernen und es den outdoor-verrückten Finnen, die wir an diesem Tag treffen gleich zu tun. Für den heutigen Besuch bleibt es allerdings bei einer ausgefüllten Ein-Tagestour. Wir erreichen nach 26,6 Kilometern und 1480 Höhenmetern den Bootsanlegesteg, von welchem jeden Abend einmalig ein Boot den Lemmenjoki (Fluss) zurück zum Einstieg der Wanderung fährt. 

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Auf dem Wasser!

Die letzten Meter zu Fuß geht es nochmals vorbei an einem wunderschönen Wasserfall und einer Schlucht die uns das Nationalpark-Abenteuer, trotz allmählich sehr schwer werdenden Beinen, nochmals versüßt. Hatten wir am Anfang unserer Tour noch kalkuliert sowohl weiter in den Nationalpark vorzudringen sowie die Strecke zurück ebenfalls per Fuß zu bewältigen, sind wir in dem Moment als wir das Holzboot betreten einfach nur froh diese Option zu haben. Mit dem Holzboot und umgelegter Rettungsweste gehts dann mit einer handvoll anderer Wanderer, bei Sonnenuntergang die gesamte Strecke zurück und wir bekommen die atemberaubende Natur nochmals aus einer anderen (entspannteren) Perspektive zu sehen. Nach fast einer Stunde im Boot ist uns das Ausmaß der zu Fuß zurückgelegten Strecke nochmal bewusster geworden und wir realisieren, dass wir ohne das Boot wohl unfreiwillig eine Nacht in einer der Hütten hätten verbringen müssen.

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Grenzen Antesten

Nach Ankunft ``zurück beim Parkplatz`` wird dann gemütlich per EC-Karte und PayPass das Boot gezahlt, denn im Eifer des Gefechts hatten wir am Morgen vergessen Bargeld einzupacken. Da loben wir uns doch das 21. Jahrhundert in welchem man irgendwo im Nirgendwo eine einstündige Bootsfahrt in einem klapprigen Holzboot bequem per Karte zahlen kann. Alles andere als bequem waren die abschließenden 1,5 Kilometer zurück zum Parkplatz wo wir den Bus abgestellt hatten. Denn nun glichen die verkrampften Waden eher denen des Ethiopias J. Kipsonge nach seinem Marathon in 1:59 h. Immerhin hatten wir nun einen guten Anhaltspunkt was für uns an einem Tag so an ``Wanderung`` möglich ist. 

 

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Lake Inari

Ganz abschließen konnten wir den Tag dann allerdings noch nicht, denn für die notwendige Dusche an diesem Tag hatten wir schlichtweg zu wenig Wasser im 100L Tank übrig. Also verließen wir noch am Abend den Nationalpark und fuhren zurück zum Lake Inari, wo wir an einem Supermarkt etwas Wasser ``zapfen`` konnten. Dann noch eine große Pfanne Bratkartoffeln mit Speck und unser ``Aktiver-Tag`` findet ein leckeres Ende am Rande des wunderschönen Lake Inari. 

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Das Vorhaben

Mit ordentlich Muskelkater in den Beinen startet der nächste Morgen im Schongang. Wir genießen den tollen Ort in der Wildnis und trinken heute mal zwei Tassen Cappuccino zum ``Frühstück``. Voller Euphorie vom gestrigen Wander-Abenteuer legen wir uns an diesem Morgen den anstehenden 3-Tagesplan zurecht der uns aus Finnland raus und direkt ins nächste Abenteuer hinein führt. Wir beschließen nach dieser ``Generalprobe`` in Finnland die Messlatte mit der Einreise nach Norwegen nochmals ein gutes Stück anzuheben. Dafür haben wir uns die wohl extremste Wanderung rausgesucht die das neue Land zu bieten hat und zudem die nördlichste Wanderung die man auf dem europäischen Festland unternehmen kann.

Ein nördlicheres Foto vom europäischen Festland ist nahezu unmöglich (aber dazu nächste Woche mehr) !!!

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Luxusleben

Bevor wir das Kapitel Finnland mit unserer Überfahrt nach Norwegen beenden werden, finden wir ist es nochmals Zeit diesem Land und seinen Tradition Tribut zu zollen. Wir verlassen also den Lake Inari in Richtung Norwegen und erreichen nach einigen Stunden (einsamer) Fahrt durch den nördlichsten Teil von Lappland das kleine Dorf Utsjoki. Hier haben wir uns zur Feier des Tages einen Campingplatz rausgesucht auf welchem wir, neben der Möglichkeit zum Wäsche waschen und Wassertank randvoll auffüllen, an diesem Abend auch eine Sauna für uns gebucht haben. Über Nacht werden dann noch sämtliche Updates für Drohne, Laptop & Handy´s gemacht und am nächsten Morgen sind somit (endlich) wieder auf dem neusten Stand...

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Hochachtung

Wir verlassen Finnland also so wie wir es an Tag 1 ``vorgefunden`` hatten, mit intensivem Schwitzen in der Sauna. Im Gegensatz zum wunderschönen Land hat sich für uns seit Tag 1 einiges verändert, die Eindrücke die Finnland mit seiner besonderen Natur und ebenso besonderen Bevölkerung bei uns hinterlassen hat sind uns wirklich unter die Haut gegangen. Wir hatten hohe Erwartungen an das Kapitel ``Skandinavien`` mitgebracht, bereits Finnland hat diese Erwartungen jedoch pulverisiert und uns einen guten Vorgeschmack darauf gegeben zu was die Natur hier ``oben`` fähig ist. Wir verlassen Suomi mit Hochachtung und freuen uns heute schon auf den Tag, wenn wir hier wieder zu Besuch sein dürfen um weitere prägende Eindrücke von Land und Bevölkerung zu sammeln.

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Danke Finnland

Somit sind wir am Ende unseres Dreiteiligen ``Finnland-Abenteuers`` angekommen und es ist (wiedermal) Zeit für eine kleine Reiseempfehlung unsererseits. Wer auf der Suche nach Natur und Abgeschiedenheit ist, der ist hier zu 100% richtig. Obendrein gibt es eine Bevölkerung die (anfangs vielleicht etwas verschlossen ``wirkt``) überaus herzlich und wie wir finden auch humorvoll ist. Das Land ist riesig und bietet mit seinen über 180´000 Seen, zahlreichen Nationalparks und Outdoor-Aktivitäten mehr als genug Platz für jeden Reisenden der sich nach besondern Abenteuer umschaut. Wir können Finnland nur positiv hervorheben und sind gespannt ob es so eindrucksvoll in den kommenden Wochen weitergehen wird.

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Was wir vielleicht vorwegnehmen sollten, es werden nicht weitere Wochen sondern MONATE sein die wir uns in Skandinavien aufhalten. Denn Finnland war nur der Einstieg in ein Abenteuer dass unsere ``Reise`` etwas auf den Kopf stellt und für uns eine so wundervolle Bereicherung ist.

Es gibt keinen Ort auf Welt an dem wir uns bislang so ``austoben`` konnten und uns gleichzeitig so ``klein`` gefühlt haben. Wer diese Länder schonmal bereist hat und die Ausmaße der Natur kennt, weiß vermutlich was wir damit meinen und wie es einen förmlich in Demut erstarren lässt, wenn man sich den Naturgewalten stellt.

Ab nächster Woche gibts also dann Neues aus Norwegen (das besonders für norwegischen Lachs bekannt ist 😉

Bis nächsten Sonntag 

Alex & Max

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