Heute gehts los mit einem richtigen Kracher, wir parken unseren Van an einem ``bewachten`` Parkplatz direkt vor der Medina in Marrakesh, denn einen freien Parkplatz mit unserem Schiff in dem Gewusel dieser Großstadt zu finden ist quasi unmöglich. Als Medina bezeichnet man hier in Marokko übrigens die ``Altstadt`` die meistens innerhalb eines eigenen Gemäuers liegt und ein Reich für sich darstellt, die Medina von Marrakesh gilt als eine der Buntesten, Schönsten und zugleich Verrücktesten. Gefühlt taucht man mit dem Betreten der Medina ein in einen Ameisenhügel ein in dem unzählige Wege, Gassen, Gänge und förmlich Tunnel durch das Häuser-Labyrinth führen. Es ist ein surrealer Ort, wo sich reiht Geschäft an Geschäft reiht, wobei das deutsche Wort Geschäft vermutlich falsche Bilder in den Köpfen weckt, es handelt sich viel mehr um Läden die einfach ALLES verkaufen. Doch irgendwie scheint das (zumindest mein) deutsches Vokabular nicht wirklich mit den Anforderungen der in Marokko auf einen einprasselnden Eindrücke zurecht zu kommen.
Von Gewürzen, Souvenirs, Kleidung bis hin zum frisch vor den Augen geschlachteten Huhn, hier ist nichts unmöglich. So steht man nicht selten voller Verwunderung vor einer der kleinen ``Boutiquen`` und erwischt sich selbst beim drüber nachdenken ob das wirklich grade real ist was man zu Augen bekommt. Meistens wird man allerdings recht schnell aus dem Gedankentraum gerissen, denn es vergehen selten weniger als 5 Sekunden bis einen der nächste Roller, der sich für den Europäer mit unbegreiflich hoher Geschwindigkeit durch die engen Gassen drückt, fast über den Haufen fährt. Auch wenn das ``dramatisch`` klingen mag, möchten wir jegliche Gefahr von Anfang an ausschließen, denn während unseres gesamten Aufenthalts in Marrakesh wurden wir nicht einmal Zeuge eines ``Unfalls`` oder einer vermeintlich gefährlichen Situation. Das Leben hier spielt einfach auf eine komplett andere Art und Weise und das wirkt auf einen Europäer zwangsläufig befremdlich.
Doch wenn man zu Gast in dieser Kultur ist, sollte man sich unserer Meinung einfach voll darauf einlassen und die Gegebenheiten akzeptieren, unweigerlich werden dann die Grenzen neu definiert und man beginnt das Ganze in vollsten Zügen zu genießen. Auch wenn es hin und wieder etwas lästig sein kann an jeder Ecke von jemandem Angesprochen zu werden, der einem etwas verkaufen möchte oder in eine Gerberei ``entführen`` möchte, so gehört es hier in Marrakesh einfach mit dazu und macht das Abenteuer der Großstadt und besonders der Medina aus.
Wir bahnen uns also an diesem Tag den Weg durch die teils vom Zweitakt-Mopetqualm vernebelten engen Gassen, durch die verschiedenen Märkte und vorbei an unzähligen ``Fressständen`` bei denen wir immer wieder von unserer Nase verführt werden. Es ist einfach gigantisch wie hier gekocht, gebraten, gegrillt, gewürzt und einfach übergreifend der Gaumenschmaus zubereitet wird, wir fühlen uns super wohl und essen uns durch sämtliche, lecker aussehenden Gerichte.
So verstreicht der Tag schneller als gedacht und anstatt nochmals zurück zum Bus zu laufen begeben wir uns am Nachmittag dann doch auf direktem Weg zu unserem ``Appointment`` am ``Djemaa El Fna``, das ist der zentrale Platz in der Medina an dem es an diesem Sonntag Abend einfach nur drunter und drüber geht. Der vorhin erwähnte Ameisenhaufen ist auch hier wieder ein äußerst zutreffendes Bild, es wuselt einfach alles und gefühlt sind an diesem Abend mehrere Zehntausend Menschen auf dem Platz unterwegs. Wir suchen allerdings nicht das ``Spektakel`` der vielen Menschen sondern eine ganz bestimmte Person, nämlich meine ehemalige Arbeitskollegin Evelyn mit ihrem Mann Harald und ihren besten Freunden Karin & Thomas die einen Kurzurlaub in Marokko machen.
Doch nach präziser deutscher Absprache-Manier finden wir perfekt zu einander und so treffen wir mit einer minimalen (marrokanischen) Verspätung von 2-3 Minuten am besagten Djemaa El Fna aufeinander. Es ist einfach nur genial, wenn man nach sooo langer Zeit und der vielen ``Ferne`` wieder ``Heimat`` in den Arm nehmen kann. Wir genießen in der so tollen Gesellschaft noch gemütlich einen marokkanischen Minz-Tee in einem Café und dann gehts zu Fuß gemeinsam in Richtung des Riad Hotels der Vier, das eine einfach nur als Perfekt zu bezeichnende Dachterrasse hat. Auf dem Weg zum verwinkelten Hoteleingang lassen wir es uns natürlich nicht nehmen nochmal das ein oder andere Essen ``To-Go`` zu verköstigen und schaffen damit eine gute (notwendige) Basis für den bevorstehenden Abend an dem in unserer Runde ein Gläschen Vino-Rosso natürlich nicht fehlen darf.
Bei einem Gläschen ist es auf der Dachterrasse dann wenig überraschend nicht geblieben und so verbringen wir amüsante Stunden in bester Gesellschaft an einem Ort wie man es sich nicht besser wünschen könnte. Selbst in der Nacht herrschen hier (Januar) T-Shirt Temperaturen und so sitzen wir bis deutlich nach Mitternacht auf der Terrasse und genießen die gemeinsame Zeit die für uns ein weiteres Highlight unserer Reise ist. Irgendwann zieht es uns dann allerdings allen die Augen zu und wir verabschieden uns in großer Vorfreude auf den nächsten gemeinsamen Abend mit einem Gläschen Rotwein, dann vermutlich eher wieder in heimischen Gefilden. Nach 15 Minuten Fußmarsch durch die Nachts fast komplett ausgestorbene Medina erreichen wir gegen 1 Uhr am frühen Morgen unseren Van, springen noch kurz unter die Dusche um den ganzen Staub der Gassen von der Haut zu waschen und dann geht ein langer, ausgefüllter und wunderschöner Tag zu Ende. Übrigens auch bei einem Fußmarsch nach Mitternacht durch die Gassen der Altstadt brauch man sich hier keine übermäßigen Sorgen zu machen, in der ein oder anderen deutschen Großstadt wäre das vermutlich mit deutlich mehr ``unangenehmen Situationen`` abgelaufen als hier im extrem friedlichen & freundlichen Marokko.
Der nächste Morgen beginnt etwas später und mit deutlich schwereren Augen als gewohnt, nachdem wir die letzen 10 Monate nahezu kein Alkohol konsumiert hatten ist die ``Eichung`` mittlerweile eine doch etwas Andere und zugleich vermutlich deutlich gesündere. Es geht allerdings nicht sonderlich lang dann sind wir wieder auf 100% Leistungsfähigkeit und beschließen unsere Reise fortzusetzen, der Weg soll uns noch weiter südlich und zurück an die Küste führen. Wir klemmen uns also hinters Steuer und dann gehts ab die Post in Richtung Sonne, Strand & Meer.
Die Landschaft wechselt während der Fahrt wieder mehrfach ihre Facetten, wir fahren durch hügelige Landschaften die immer mehr von Argan-Bäumen geprägt sind. Der Argon-Baum ist hier sehr populär, denn aus seiner ``Frucht/Nuss`` wird in einem aufwendigen Verfahren ein sehr besonders und dadurch auch teueres Öl gewonnen. Das kostet dann auch schnell mal 100€ pro Liter und bietet daher eine optimale Grundlage um im sonst doch eher ärmlichen Marokko den Touris ein ``Luxusprodukt`` zu verkaufen/aufzureden. Wir haben mittlerweile allerdings schon unsere Strategien entwickelt wie wir den ``Verkäufern`` gekonnt den Gar ausmachen und somit erreichen wir die Küste auch ohne eine Flasche Öl zu kaufen.
Unter den Surfern schon seit Jahren sehr angesehen erreichen wir nun einen Küstenabschnitt im südlichen Teil Marokkos der zu den besten Surfspots der Welt gehört. Wenig überraschend, dass sich hier einige Locals auf das Business eingelassen haben und teilweise ganze Ortschaften durch den Surf-Hype geprägt sind. Den ersten sensationellen Spot erreichen wir direkt angrenzend an das Städtchen Essaouria, hier stehen wir am Strand mit einigen anderen ``Vanlifern`` und fühlen uns wirklich wohl. Besonders nach den turbulenten und eindrucksreichen Tagen in Marrakesh ist es wieder ein wohlgesehenes Kontrastprogramm wenn man am Strand bei Wellenrauschen der rot leuchtenden Sonne beim im Meer versinken zuschauen kann. Anschließend gibt es noch eine Runde Backgammon und dann gehts heute deutlich früher in den hinteren (bequemen) Teil unseres Vans.
Frisch und munter erleben wir am nächsten Morgen den Sonnenaufgang und während wir noch gemütlich bei Cappuccino und Smoothie sitzen, schnappen sich einige der anderen Vanlifer schon ihre Surfboards und schmeißen sich in die Wellen direkt vor der Haustür. Spätestens zu diesem Zeitpunkt ist klar, wir haben eine Mission für die nächsten 24 Stunden! Zwar hab ich das Surfboard schon griffbereit in unserer ``Van-Garage`` gerichtet, doch ohne Wetsuit brauch man hier im Januar nicht in den doch eher frischen Atlantik hüpfen. Also suchen wir online schonmal die Surfshops raus die uns auf den nächsten Kilometern unserer Route erwarten und dann gehts voller Vorfreude zurück auf die Straßen in Richtung Agadir.
Wie so oft beim Reisen kommt es dann aber doch immer etwas anders als gedacht, denn zum Einen hat uns die ca. 30 Kilometer lange Schotterpiste bei der wir spontan abgebogen sind etwas mehr Zeit als Anfangs gedacht gekostet, zum Anderen erreichen wir einen gigantischen Spot dem man einfach nicht Wiederstehen kann. An den ca. 50 Meter hohen Klippen mit Blick auf den Atlantik und die angrenzenden Sanddünen verbringen wir den Nachmittag und werden nach einem kleinen Sportprogramm noch mit einem Traum-Sonnenuntergang verwöhnt. Mit so einem Tagesabschluss lässt sich das Wetsuit Shopping dann auch problemlos um einen weiteren Tag aufschieben.
Bei Sonnenaufgang sind wir wieder auf den Beinen und genießen den gigantischen Ort der auch heute kein Stück seiner Magie verloren hat, es ist schon beeindruckend wie einen manche Orte in den Bann ziehen. Wir genießen das Panorama noch für einige Zeit bis der Wunsch nach Wetsuit Shopping dann doch zu groß wird. Der erste Shop liegt nun auch nichtmehr all zu weit entfernt und so erreichen wir noch vor der Mittagszeit das weltbekannte Surferparadies Taghazout wo sich ein Surfshop an den Anderen reiht. Doch irgendwie ist das hier schon etwas ``Over the Top``, der Ort an dem zu optimalen Bedingungen eine der längsten Wellen der Welt gesurft werden kann hat sich in den vergangenen Jahren zu einem ziemlichen ``Business`` entwickelt. Es fällt schwer sich hier richtig zu entscheiden und die verplanten Surfshop Verkäufer mit ihren glasigen Augen sind zudem auch nicht wirklich die größte Unterstützung.
Wer schonmal eine ``Wetsuit-Anprobe`` hinter sich gebracht hat kann sich etwa vorstellen wie uns nach dem ``reinzwengen`` in den dritten Anzug zu mute ist, der Schweiß läuft und wirklich Spaß macht das Unterfangen nicht. Spätestens wenn dann immer noch nicht der richtige Anzug dabei ist und auch die Beratung der ``Verkäufer`` eher schlecht als recht ist leidet dann trotz Sonnenschein doch auch mal die Stimmung. Etwas genervt verlassen wir also ohne Suits das vermeintliche Surferparadies Taghazout und starten einen letzten Anlauf im nahegelegenen Agadir, dort werden wir dann für unser Durchhalten belohnt. Wir finden zwei super Wetsuits und auch wenn es nicht ganz für Freudentränen reicht, sind wir doch super Happy und können diesen ``anstrengende`` Tag, spätestens als wir einen super abgelegenen Übernachtungsort an der Küste finden, als Erfolg verbuchen.
Los geht’s, mit den Wetsuits haben wir nun alles was benötigt ist und somit geht es gleich nach dem Frühstück in die Wellen. Es ist ein geniales Gefühl zurück im ``kalten Nass`` zu sein, das dank der super Suits allerdings keine Hürde darstellt, ganz im Gegenteil zur mangelnden Übung. Heute bleibt es eher bei einer kostenlosen Salzwasserverkostung und mit Surfen kann das Ergebnis wohl eher wenig betiteln werden.
Geprägt von Wunsch zu surfen fahren wir den ein oder anderen Spot an der Küste an bei welchen wir dann meist auch komplette Einsamkeit genießen können. Ich spring immer mal wieder ins Wasser und Alex beschäftigt sich mit Sport oder in und um den Bus. Die Abgeschiedenheit, mein mangelnder ``Erfolg`` beim Surfen und die für Alex ``unausgefüllten`` Tage kratzen dann allerdings etwas an unserer Stimmung. Seit langer Zeit gehen wir uns gegenseitig mal wieder etwas vermehrt auf den ``Keks``, wenn man dann noch irgendwo im Nirgendwo unterwegs ist und die einzige Person zum reden jene ist von der man ja eigentlich so genervt ist, kann das schon zu einer ordentlichen Herausforderung werden.
Es ist der Inbegriff des Reisens, dass man seine Grenzen kennen lernt und sich damit auch hin und wieder in Situationen befindet die dann etwas ``angespannt`` sind. Doch es sind genau diese Situationen und vor allem der Umgang damit der uns in unserer Beziehung so wachsen lässt, es wäre auch irgendwie beängstigend und langweilig, wenn es so komplett ohne ``Reibungspunkte`` ablaufen würde. Daher verbuchen wir die etwas angespannten Tage als eine weitere Erfahrung und spätestens nach einigen Gesprächen kommen wir zum Schluss, dass es das ganze Drama doch gar nicht Wert ist und wir uns lieber wieder auf die Reise und unser Glück konzentrieren.
So wirklich schwer fällt es uns dann auch nicht den Blick wieder nach vorn zu richten, denn Marokko verzaubert und beeindruckt uns in so vielen Aspekten. Wir wechseln also wieder in den gemeinsamen Genuss-Modus und lassen uns von den Traumhaften Orten entlang der Küste begeistern. Dabei legen wir immer wieder Kilometer auf Schotter-Piste zurück und spüren so allmählich, dass sich die Fortsetzung in südlicher Richtung schwieriger und schwieriger gestaltet. Spätestens als wir das Städtchen Sidi Ifni passiert haben ist dann allmählich Schluss mit Küste, wir schnappen uns die Landkarte und legen uns eine Route ins Landesinnere zurecht. Bevor es allerdings soweit ist, verwöhnen wir uns noch mit einer letzen Nacht an einem gigantischen Ort der erneut sagenhafte Felsformationen und komplette Einsamkeit für uns bereit hält.
Wie man sich übrigens unschwer vorstellen kann sind diese Orte in Natura nochmal eine Schippe beeindruckender !!! Aber die Bilder geben immerhin einen kleinen Einblick in diese gigantische Welt !
Neben all den wundervollen Eindrücken die wir hier in Marokko durch Menschen & Natur sammeln dürfen, sind wir allerdings auch immer wieder zu tiefst bestürzt wie hier der Umgang mit eben jener Natur abläuft. Nicht nur passieren wir immer wieder brennende Müllhalten die für sich schon eine unbeschreibliche Katastrophe darstellen, sondern müssen unzählige Male unser Herz für Tiere bluten lassen. Hier sind es nicht nur Straßenhunde die das Bild prägen sondern auch verletzte Esel, Ziegen und Schafe gehören zu den Opfern des befremdlichen Umgangs. Am schlimmsten ist für uns dann immer noch zu sehen, wenn sich die Tiere auf der Suche nach Futter über eben jene brennenden und qualmenden Müllhalten her machen um den Hunger zu stillen. Wir versuchen des öfteren uns wenigstens ansatzweise gut einzubringen und so schaffen wir es beispielsweise einen Esel aus seiner doch sehr prekären Situation zu befreien. Er hatte sich nämlich auf einer Mülldeponie in einem alten Fischernetz verfangen und fristete im Beisein weiterer Tiere sein Dasein in dieser aussichtslosen Situation, nach kurzem Einsatz war der Esel wieder auf ``freiem Fuss`` und fühlte sich wohl deutlich besser.
Auch wir fühlen uns nach diesem kleinen Beitrag deutlich besser und finden mit dieser Guten Tat ist unser Abenteuer an der Küste zu einem gelungenen Ende gekommen. Die Freiheit des Esels zaubert uns ein Lächeln aufs Gesicht und so begeben wir uns bester Stimmung in Richtung Inland das wie sich schon bald herausstellen wird zu einem weiteren gigantischen Abenteuer wird. Schon auf den ersten Meter fahren wir durch Zufall an einer kleine Oase vorbei die neben einer verfallenen Festung liegt und unsere Interesse weckt, doch dazu gibts dann nächste Woche mehr wenn wir uns mit weiteren Eindrücken aus Marokko zurückmelden.
Wir hoffen, dieser Blog besteht nicht aus zu vielen ``negativen`` Eindrücken, für uns ist es einfach wichtig das von uns vorgefunden Bild gesamthaft wiederzugeben und in diesem Blog auch unser tatsächlich Erlebtes zu dokumentieren.
Dazu gehören halt auch hin und wieder die ein oder anderen ``nicht so schönen`` Eindrücke. Wir denken allerdings, dass es unschwer herauszufiltern ist, dass unsere Reise übergreifend ein absoluter Volltreffer ist!
Wir haben zu 99,9% unbeschreiblich tolle Eindrücke, erleben wundervolle Dinge und treffen wahnsinnig beeindruckende Menschen an gigantischen Orten.
Und genau damit geht es dann kommenden Sonntag wieder weiter. Bis dahin beste Grüße aus dem gigantischen Atlas-Gebirge im schönen Marokko!
Alex & Max
Check out more Impressions on Instagramm #malexworld