Mit dem Abschluss der Landschaftsroute Andøya sind wir nun ganz nah dran an dem mit Abstand bekanntesten Abschnitt einer jeden Norwegenreise. Den Lofoten Islands, ein versunkener Gebirgszug der sich süd-westlich der norwegischen Küstenlinie über knapp 200 Kilometer in das arktische Meer hinein erstreckt. Selbstverständlich hat sich es Norwegen nicht entgehen lassen auch dieses Gebiet mit einer weiteren diesmal 230 Kilometer langen Landschaftsroute zu bestücken. Diese beinhaltet erneut spektakuläre Aussichtspunkte, Empfehlungen rund ums Wandern und ganze unter Denkmalschutz stehende Ortschaften.
Nachdem wir am Morgen noch an der Raststätte der besonderen Art (Bukkekjerka) aufgewacht waren, fanden wir uns schon gegen die Mittagszeit auf den ersten Kilometern der Lofoten Route. Damit wir nicht zu viel Zeit auf den Straßen verbringen haben wir uns einen empfohlenen Wildcampingplatz rausgesucht der unter dem Namen ``Rolf´s Bar`` bekannt ist und unweit nach Beginn der Route liegt. Wir wussten erst nicht so richtig was uns erwarten würde, doch angekommen an den korrekten GPS Koordinaten fanden wir ein Ort, wie er in jedem Reise-Roman geschrieben steht.
Eine verlassene Hütte die mit so viel Liebe gestaltet und ``ausgestattet`` ist wie es glaub nur in wenigen Gesellschaftsgruppen entstehen kann. Bedeutet: Rolf´s Bar ist eine ``Bar`` die keinen Wirt hat, vielmehr ist hier jeder Reisende willkommen der den Ort für seine Besonderheit respektiert und genießen möchte. Egal ob für Wanderer, Fahrradtouristen, Wohnmobilreisende oder in unserem Fall ``Vanlifer`` Rolf´s Bar bietet einem ein Dach überm Kopf, hat einen Ofen, den die Besucher einheizen können und ist ein Ort an dem die ``Reisenden`` zusammenkommen. Ich hab mich selten so schwer getan einen Ort nachvollziehbar zu beschrieben, doch Rolf´s Bar hat einfach zu viele Besonderheiten um sie in Worte zu verpacken. Wir legen somit jedem von Euch ans Herz sich diesen besonderen Ort auf die ``Reise-To-Do-Liste`` zu schreiben und sich damit selbst ein Bild zu verschaffen. Hier ein ``kleiner`` Vorgeschmack…
Auch wenn der Ort geschaffen ist um Reisende zusammenkommen zu lassen, so bleiben wir an diesem Abend alleine. Es ist Nebensaison und die Touristenmassen sind (glücklicherweise) alle schon wieder Weg, das Gästebuch in Rolf´s Bar verrät uns allerdings, dass hier reger Betrieb herrscht und so finden sich an einigen Tagen schnell Mal 15 - 20 Einträge von Reisenden aus aller Herren Länder.
Das Gelände auf dem Rolf´s Bar steht bleibt also an diesem Abend unser ``Privatgrundstück``, auf dem neben der Bar übrigens noch einige Feuerstellen, ein Grill, ein Toilettenhäuschen und ein ``Aurora-Spotter-Tower`` stehen! Letzteres ist ein verglaster ``Aussichtsturm`` aus welchem heraus sich in den ganz besonderen Nächten die Polarlichter beobachten lassen ohne dabei in der klirrenden Kälte zu verweilen. Nach unserem Erlebnis einige Tage zuvor, als wir das erste Mal in unseren Leben Aurora (Nordlichter) gesehen hatten, sind wir schon gespannt wann es das nächste Mal soweit sein wird.
Die Zeit bis zum Abend vertreiben wir uns mit ein wenig Sport und packen dafür unser gesamtes Fitnessequipment aus, das wir mit auf unserer Reise haben. Während wir dann draußen mit Kettlebell, Kurzhandeln, TRX Band und Springseilen unsern Puls hochtreiben, sinkt die Sonne weiter in Richtung Horizont. Das klingt in Worten wieder unspektakulär, aber der Moment und der Sonnenuntergang waren alles andere als unspektakulär! Selten haben wir einen so traumhaften Sonnenuntergang gesehen der die komplette Landschaft, mit all ihren Bergen um uns herum, in eine blutrote Farbe taucht. Das ist doch mal ein perfekter Start in das Abenteuer Lofoten.
Die Nordlichter bleiben uns in dieser Nacht zwar verwehrt aber nach dem Sonnenuntergang hätten wir das wohl ohnehin nicht verarbeiten können. Achja wenn wir grad von diesen besonderen Momenten sprechen, auf der Fahrt hin zu Rolf´s Bar führt einen die Straße entlang des arktischen Meeres, mit unbeschreiblichen weißen Sandstränden und kristallklaren Wasser. Während wir die kurvige Straße im gemütlichen Reisetempo entlang fuhren und die Aussicht genossen legte unser Reiseglück nochmals eine Schippe drauf und so stapfte plötzlich ein Elch über die Straße. In den vergangenen Wochen hatten wir nie eines dieser extrem scheuen Tiere zu Gesicht bekommen und nun an Tag 1 auf den Lofoten Islands gleich der erste Elch, eine absolute Sensation.
Am nächsten Morgen geht das Lofoten Abenteuer weiter und wir klappern einige Aussichtspunkte entlang der Route ab die teils spektakuläre Panoramen bieten, welche einfach nur Lust auf mehr machen. Unser heutiges Ziel soll uns genau dieses ``mehr`` bieten, wir sind bei unserer Recherche auf die Svolveargeita (Die Svolvear-Ziege) Wanderung gestoßen und möchten zu Fuß die umliegenden Berge mit all ihren Wanderwegen erkunden. Geparkt wird in der Stadt Svolvear, die am Fuße der Felsformation liegt welche an einen Ziegenkopf bzw. Ziegenhörner erinnert und daher ihren Namen hat.
Erst sind wir etwas irritiert, denn der ``Haupteinstieg`` der Wanderroute ist aufgrund von massiven Baumaßnahmen gesperrt und wir müssen eine Alternativroute wählen. Nach kurzem Umparken finden wir dann allerdings einen geeigneten Spot. Aufgrund der schlechten Wegbedingungen dürfen wir allerdings wiedermal auf unsere geliebten Gummistiefel umsatteln, um nicht im Matsch zu versinken. Nach wenigen Metern Matsch geht es dann allerdings schnell in die Vertikale und wir machten gleich in der ersten Stunde intensive 500 Höhenmeter, die uns schonmal ordentlich ins Schwitzen bringen. Erstes Ziel auf unserer heutigen Wandertour ist der ``Frosken``, ein Gipfel dessen Steinformation aus der richtigen Perspektive stark an einen Frosch erinnert.
Wir beschließen den Frosch zu erklimmen und entscheiden uns für eine, im Nachhinein eventuell als ``gewagt`` zu betitelnde Kletterroute, die den einzigen Weg zum Gipfel darstellt. Oben angekommen entschädigt der Ausblick für den intensiven Aufstieg. Wir legen eine Gipfelpause ein, trinken Tee und schießen einige Bilder bevor es an den mindestens genauso ``intensiven`` Abstieg geht.
Unweit des ``Frosken`` dann direkt das nächste Highlight, ein in einer Felsspalte eingeklemmter Bolder (Felsklotz) der bestiegen werden kann und dann ein komplett surreales Bild ermöglicht. Das lassen wir uns natürlich nicht entgehen und so entstehen einige unfassbar tolle bildliche Erinnerungen.
Mittlerweile sind wir reichlich zwei Stunden auf Tour und trotz nahender Schneegrenze gut auf Temperatur. Nächstes Ziel ist der ``höchste`` Gipfel im näheren Umfeld, der Fløya mit 583 Metern Höhe. Der Weg dorthin ist grundsätzlich nicht all zu anspruchsvoll, doch durch die zunehmend größer werdenden Schneefelder verlangt er uns einiges ab. Nichts desto trotz stehen wir nach ca. einer weiteren Stunde auch auf diesem Gipfel und haben einen der spektakulärsten Ausblicke, die wir bisher auf unserer Reise genießen durften.
Die letzten Meter bis zum Aussichtspunkt, von welchem aus man die Svolveargeita von oben betrachten kann, sind an diesem Tag dann nur noch Kür. Wir sind begeistert von dieser Wanderroute und vor allem auch davon, dass (wiedermal) kaum ein Mensch unterwegs ist. Für unsere Route zurück zum Van stellen wir uns dann noch einer kleinen Herausforderung und schlagen den eigentlich ``gesperrten`` Weg ein, denn heftiger als der (inoffizielle) Aufstieg/Abstieg des Frosken konnte es ohnehin nicht werden! Zwar befürchten wir beim Abstieg hinter jeder Kurve eine Felswand die uns zum umdrehen zwingt, doch außer einigen ``Baustellenabschnitte`` bleiben wir verschont.
Die Baustellenabschnitte sind es dabei wert kurz erwähnt zu werden, denn im Rahmen der touristischen Erschließung werden unzählige Wanderungen im gesamten Land ``sicherer``, primär aber einfach nur massentauglich gemacht. Das Handwerk hinter diesen Hangarbeiten beeindruckt uns dabei zu tiefst, denn extra aus Nepal eingeflogene Sherpas bauen hier in Handarbeit Steintreppen, die eher an ein Kunstwerk erinnern als an eine herkömmliche Treppe. Das Terrain in dem die Sherpas arbeiten ist dabei nicht selten so steil, dass man kaum stehen geschweige denn vernünftig arbeiten kann. Mit Flaschenzug, Hammer und Meißel werden dann die vom Hubschrauber im Hang abgeladenen, teils tonnenschwere Steine in Formation gebracht und wie bereits gesagt zu einem Treppenkunstwerk aufgetürmt.
Glücklicherweise wird zu der Zeit als wir über die ``Baustellenabschnitte`` klettern nichtmehr gearbeitet und wir können unbemerkt den Abstieg vornehmen. Zu tiefst beeindruckt von den gesamten Eindrücken des Tages sind wir nach exakt sechs Stunden zurück am Van und beide absolut bereit fürs Abendessen, um unseren Energievorrat wieder aufzufüllen. Wie könnte es anders sein, haben wir bereits vom Gipfel des 583 Meter hohen Fløya einen Parkplatz erspäht, der keine 20 Meter von einem weisen Sandstrand entfernt ist und aus der Vogelperspektive bereits genial aussah. Wir füllen also an der Tanke geschwind noch unseren Wassertank mit knapp 100 Liter Wasser auf fahren dann den Parkplatz an. So können wir dementsprechend am Abend nicht nur ein geniales Abendessen sonder auch (wie eigentlich täglich) eine ausgiebige, warme Dusche genießen.
Und wie heißt es so schön, immer wenn Du denkst ``es geht nicht mehr!? Kommt von irgendwo ein Lichtlein her!`` So auch an diesem Abend! Wir haben Lofoten-Aurora-Kino, bis wir um halb zwölf überwältigt im Bettchen einschlafen, während die magischen Lichter über uns weiter am Himmel tanzen.
Nach so vielen Erlebnissen starten wir entspannt in den nächsten Tag. Wir fahren weiter die traumhaft schöne Landschaftsroute, machen immer wieder längere Pausen und suchen uns dann bereits am frühen Abend einen geeigneten Spot für die Nacht heraus. Dieser liegt unmittelbar vor dem Fischerdörfchen Namens ``Nesland``, welches gefühlt aus 10 - 14 Häusern besteht. Wir finden der perfekte Ort um diesen entspannten Tag ausklingen zu lassen. Alex beschließt sich an einem neuen Brotrezept zu versuchen und ich schnapp mir die Angel und klettere über die Felsige Küstenregion in Richtung Meer. Kaum hab ich die Angel im Wasser gehts auch schon drunter und drüber. Ich höre irgendwann auf zu zählen, so viele Kabeljau zieh ich aus dem unfassbar ``reichen`` Meer. Die Region ist bekannt für ihren Fischreichtum aufgrund verschiedener Meeresströmungen, doch mit so einem extremen Überfluss hab ich definitiv nicht gerechnet. Alle der ``zu kleinen`` Exemplare landen wieder im Meer und dürfen noch etwas weiter wachsen, zwei größere Exemplare landen dann allerdings als Kabeljaufillet am Abend auf unseren Tellern. Frischer geht nicht.
Bei blauem Himmel und Sonnenschein gibt’s am nächsten Tag unser morgendliches Smoothie & Cappuccino - Ritual bevor es weiter in Richtung Å geht. Korrekt Å [aw], das ist das Fischerdörfchen was am äußersten Spitz des Gebirgsausläufers (Lofoten) angesiedelt ist und das Ziel der 230 Kilometer langen Landschaftsroute darstellt. Unterwegs machen wir wie immer mehrere Stops, mal gibts Kuchen, ein andermal genießen wir einfach die Aussicht und die frische Luft mit Sonnenschein.
Die Dimension unseres Norwegen-Abenteuers wird uns beim ``Versuch`` es zusammenzufassen immer bewusster.
Unser Lofoten Island´s Abenteuer geht also nächste Woche in eine zweite Runde, es sind zuuuu viele wundervolle Erlebnisse um sie einfach nur zu ``überfliegen``.
Wir werden uns also mit dem Thema Norwegen noch ein bißchen beschäftigen ``müssen``! Aber wenn man den obigen Sonnenaufgang anschaut mit dem es nächste Woche weitergeht, fällt das hoffentlich auch nicht zu schwer 😉
Beste Grüße
Alex & Max
P.S. Bis später Paps 🙂
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