Finnland Nr.I

Finnland Nr.1

Moi Suomi

Der Start in Finnland hätte nicht traditioneller und entspannter sein können als das was wir in den ersten 72 Stunden erleben. Nach erfolgreichem Übersetzen mit der ``Schnäppchenfähre`` gehts vom Cargo-Hafen in Richtung City Center der Hauptstadt Helsinki. Von Niels und Sherley (holländisches Päärchen) hatten wir zum Abschluss noch viele gute Tipps zum bereisen von Finnland bekommen, darunter auch einen Stellplatz in Helsinki der viel zum Traumstart in Skandinavien für uns beiträgt. Dieser Stellplatz liegt gegenüber des Zoo´s (der sich auf einer Insel befindet), Luftlinie weniger als ein Kilometer von der Innenstadt entfernt, nennt sich Sumpasauna und ist zu allem Überfluss auch noch direkt Meer. Wenn wir also morgens die Augen aufmachen und im Bett liegend aus dem Fenster schauen, sehen wir Wasser, die süße kleine Zooinsel und an zwei der drei Morgen die wir dort aufwachen zusätzlich noch Sonnenstrahlen, also absolut perfekt. Die Krönung des Stellplatzes geht dabei Hand in Hand mit den Namen ``Sumpasauna``, es gibt wohl nichts was in Finnland mehr Tradition und einen höheren Stellenrang hat als die ``Sauna``. Jeder der schonmal in Finnland zu Besuch war, weiß von was wir sprechen… Die Sauna ist das Heiligtum der Finnen und der Fakt das selbst im Regierungsgebäude eine Sauna zu finden ist, die als offizieller ``Sitzungsraum`` anerkannt ist und nicht selten geladene Politiker dort in gemütlich freizügiger Runde zusammensitzen und sogar Gesetze während des Saunabesuchs besiegeln, sagt wohl alles über diese ``Mentalität`` des Volkes aus. 

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Sumpasauna

Zurück zu unserem Stellplatz und der ``Sumpasauna``,  dies ist eine Non-Profit-Sauna-Community, die auf dem Industrieareal ein von der Stadt zugeschriebenes Stücken Land ``bewirtschaften``. Es sind insgesamt drei Saunen aufgebaut. Es gibt einige Chill-Out Areas und ein Klavier auf einer kleinen Bühne. Aus den Unmengen an Holz, die von der Community für die Saunaöfen bereitgestellt werden, wurden dann im Laufe der Jahre noch einige Kunstwerke auf dem Gelände gebaut, welche dem Ort einen ganz besonderen Flair geben. Selbstverständlich gibt es auch einen direkten Zugang zum Meer um sich nach dem Saunagang zu Erfrischen und eine Runde Schwimmen zu gehen. Das Saunagelände wird 24 Stunden, 7 Tage die Woche, 365 Tage im Jahr von Freiwilligen und Mitgliedern der Community ``gepflegt und betrieben``. Jeder der zu Gast ist arbeitet ein bißchen mit (sägt Holz, heizt den Ofen, holt Wasser, spielt Klavier usw.), damit in der Gemeinschaft die Saunatradition (kostenfrei) genossen werden kann. 

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Traditionen

Das ganze Projekt ist so populär, dass sich gegen Abend auch mal 60 - 100 Leute auf dem Gelände bewegen, dabei wird kein Unterschied zwischen alt & jung, dick & dünn, Mann oder Frau, Finnen oder Gastkulturen gemacht. Ganz im Gegenteil, es ist ein Zusammenkommen bei dem JEDER willkommen ist. Auch wir Saunieren mehrfach, treffen dabei Menschen aus England, Amerika, Asien, Südamerika und natürlich viele Finnen, die nicht selten morgens vor zehn Uhr schon in der Sauna schmoren und sich dabei der ``erweiterten Tradition`` bedienen und das erste Bierchen zur Erfrischung in Händen halten. Würde man bei uns dieses Verhalten Verpönen und eher ``verachtend`` abstempeln, gehört es in Finnland fast schon zum ``guten Ton`` und wir treffen kaum einen finnischen Saunabesucher an, der diese Tradition nicht wahrt und mit in sein Saunaalltag integriert… 

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Helsinki

Es ist eine schweißtreibende Angelegenheit und wir müssen uns an all die Tradition erstmal gewöhnen, haben dabei aber wirklich einen super Einstieg in das Abenteuer Finland. Während unserer drei Tage auf dem Areal lassen wir die Chance für etwas Sightseeing in Helsinki natürlich nicht aus. Wir machen mit den MTB´s eine geniale Stadtrundfahrt, bei welcher ein ``bißchen von Allem`` dabei ist. Lachsessen am Hafen, Cappuccino-trinken im botanischen Garten, traditionelles Zimt-Schnecken-Essen (Danke Cathrin für diese Empfehlung) auf dem Markt und nicht zuletzt trinken wir ein nach finnischer Braukunst hergestelltes Bierchen in einem der ältesten Pubs in Helsinki. Das Ganze dann noch in bester finnischer Gesellschaft. Wir verabreden uns mit meinem finnischen Freund Topi, mit dem ich bereits (vor mittlerweile sechs Jahren) in Australien das ein oder andere Bierchen getrunken und einige Wochen auf einem Roadtrip verbracht hatte. Seither haben wir uns nie aus den Augen verloren und egal wie viel Zeit zwischen den einzelnen Wiedersehen vergangen ist, es ist jedes Mal aufs Neue ein Highlight wenn wir Zusammenkommen und uns über Erlebtes und Zukunftspläne austauschen können. Topi betreibt mittlerweile selbst eine Bar in Helsinki und auch diese können wir natürlich nicht auslassen. So haben wir einen absolut genialen Nachmittag (selbstverständlich auch heute wieder mit Sonnenschein) und Radeln am Abend, nach einem weiteren ausgefüllten Tag wieder in Richtung Sumpasauna und damit zurück zum Bus. 

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Skandinavisches Design

An Tag vier in Finnland lässt uns das finnische Wetter allerdings ein wenig im Stich und wir beschließen ``das ist die richtige Zeit um Weiterzureisen``. Nach leckerem Frühstück verlassen wir also diesen genialen Ort und begeben uns in Richtung Porvoo, ein Städtchen welches uns Topi aufgrund der süßen Altstadt und des finnischen Flairs empfohlen hat. Zum Glück ist bei unserem momentanen Reisestil das Motto eher ``weniger ist mehr``, sonst hätte Alex wohl eine Vielzahl der Deko-Läden leergekauft und vermutlich mehrere Wohnungen ausgestattet. Nach einem netten Nachmittagsstop geht es nochmals einige Meter weiter zum "Kymijoki", einem der bekanntesten finnischen Lachsflüsse. Mein (Max) großes Ziel für dieses Skandinavien-Abenteuer ist es nämlich einen ``Richtigen`` > 5 Kg Lachs zu fangen und anschließend zu Servieren. Beim ersten Versuch klappt dies allerdings nicht, der Fluss ist zwar malerisch und ich kann mit gut vorstellen dass sich hier die Lachse wohlfühlen, anbeißen möchte allerdings keiner. Auch nicht am nächsten Morgen und so fahren wir weiter in Richtung der Stadt Lappenranta. Wir verlassen damit die Küstenregion und begeben uns mehr ins Landesinnere - weg vom Meer. Auf Wasser verzichten müssen wir für die nächste Zeit jedoch nicht, denn wir tauchen ein in die Seenlandschaft von Finnland. Insgesamt über 188 000 Seen gibt es in Finnland und nicht selten kommen wir uns vor als würden wir eher von Insel zu Insel fahren, bei so viel Wasser um uns herum. 

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Ein bißchen Sport ...

Optisch ist diese Landschaft eine wirklich beeindruckende Szenerie, so nutz ich des Öfteren die Gelegenheit um mit der Drohne eine nochmal extremere Perspektive zu erhalten und knipse dabei auch fleißig Bilder. Für den Übernachtungsort in der Nähe von Lappenranta haben wir an diesem Tag quasi eine ``Insel`` für uns alleine, wie die nachfolgenden Bilder zeigen. Bevor wir diesen sonnigen Tag abschließen, challengen wir uns noch mit einem knapp 11 Kilometer langen ``Inselhopping-Lauf``, gehen uns dann im See erfrischen, um anschließend die warme Dusche noch mehr schätzen zu können. 

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Beeren jagen 

Waren die letzten Wochen unserer Reise noch deutlich mehr von städtischen Eindrücken und der Zivilisation geprägt, werden wir hier in Finnland schnell mit dem überhäuft wonach wir uns etwas ``gesehnt`` haben. NATUR: und davon mehr als genug. Wir fahren auf ziemlich leeren Straßen, durch grüne Wälder und vorbei an unzähligen Seen immer solang bis wir der Meinung sind ``es reicht uns mit der Fahrerei``. Die Suche nach geeigneten Rast oder Pausenplätzen fällt uns dabei auch nicht schwer, denn mit seinen unzähligen Seen gibt es mehr als genug Waldparkplätze mit Wasserzugang an denen wir keine Menschenseele antreffen oder gar stören würden. So finden wir auch diesen Spot irgendwo im Nirgendwo aber wunderschön und von Natur umgeben. Diese genießen wir dann jeder auf seine Weise, ich stell mich etwas auf den Steg und versuch mein Glück beim Angeln und Alex geht im Wald Heidelbeeren ``jagen``. Wieder vereint steht am Nachmittag unsere tägliche Sportroutine noch aus und wir beschließen mal wieder ein ordentliches Kraftworkout mit Seeblick zu absolvieren.

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4 D-Kino

Der folgenden Sonntagmorgen, an dem sich der Muskelkater (bei mir) schon anbahnt, wird dementsprechend etwas ruhiger angegangen. Alex geht nochmals auf ``Beerenjagd`` und ich nehme mich der Homepage an. Danach gehts weiter durch die beeindruckende finnische Natur. Insgesamt verbringen wir sehr gerne Zeit hinterm Steuer unserer Villa auf 4 Rädern, genießen die Umgebung und den gesamten Lebensumstand in welchem wir uns zur Zeit befinden. Hier in Finnland ist diese ``Fahrerei`` ein noch größerer Genuss als sonst eh schon. Die Natur verzaubert uns komplett und lässt einen wie in einem 4D Kino mit allen Sinnen wahrnehmen was so unmöglich zu beschreiben ist. Auch wenn außer Seen, Wäldern und leeren Straßen nicht viel zu sehen ist wird dieser ``Film`` für uns doch nie langweilig. Besonders gut, wie wir finden, kann bei unserem nächsten Abenteuer die finnische Natur in all ihrer Schönheit und Dimension nachvollzogen werden. Denn an diesem Abend endet unsere ``Erlebnisfahrt`` im Kolovesi Nationalpark. 

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Seltene Besucher

Ein 23 Quadratkilometer großes Natur-Paradies, welches besonders für seine Kanu- und Wandertouren bekannt ist. Bei denen man mit viel Glück auch eine der rund 300 im Süßwasser lebenden Robben sehen kann. Diese hier heimische Robbenkolonie wurde im Laufe der Evolution vom Meer getrennt und hat sich über die Jahrtausende an den neuen Lebensraum adaptiert, ist vom Bestand aber nach wie vor sehr dezimiert. Warum wir das Ganze so ausführlich beschreiben!? Nachdem wir am Nachmittag den Spot erreichen und ursprünglich geplant hatten am nächsten Morgen wieder weiterzufahren, werden unsere Pläne etwas über den Haufen geschmissen. Wir lernen den Finnen Pekka und seine Frau kennen, die sich nach ihrer bereits an diesem Tag absolvierten Kanutour zu uns ans Lagerfeuer gesellen. Er ist begeisterter Naturfotograf und erzählt uns voller Euphorie alles was wir hier im Nationalpark sehen und entdecken können. Recht schnell wird uns klar, dass wir ohne eine Kanutour hier ziemlich viel ``auslassen`` würden. Noch am Lagerfeuer beschließen wir den kommenden Tag im Kanu zu verbringen. Das bringt uns zurück zu den Robben, denn natürlich gehörten wir (zumindest Alex, ich war zu langsam) zu den Glücklichen die eines der seltenen Tierchen zu Gesicht bekamen.

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Wie Pekka uns verraten hat ist das über 6000 Jahre alte Höhlenmalerei im Kolovesi und nennt sich "Dancing Shaman" und befindet sich an einem heiligen Felsen ->

Wie Pekka uns verraten hat ist das über 6000 Jahre alte Hölenmalerei im NP!            (Nennt sich Dancing Shaman und befindet sich an einem heiligen Felsen) 

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Locals

Zurück zum Lagerfeuer und Pekka, der uns an diesem Abend mit seiner Begeisterung für die Natur und sein Land noch mehr ansteckt als wir es eh schon sind. Er gibt uns zudem Nachhilfe in Sternkunde und zeigt uns durch seine Bird-Watcher-Kamera alle möglichen Sterne und dazugehörige Sternbilder. Unsere weitere Route durch Finnland plant er auch noch etwas mit und versucht uns dabei so viele Nationalparks wie möglich schmackhaft zu machen. Nebenher macht er der finnischen Tradition alle Ehre und trinkt gefühlte 10 Dosen ``Local Beer`` sowie einen von seinem Dorfnachbar selbstgebrauten ``Brand`` der wirklich ``brennt``, sowohl den über 80%igen Schnaps, als auch das Bier wollte er uns dabei selbstverständlich nicht verwehren. Seine Frau kochte nebenher noch auf dem offenen Feuer einen Eintopf und obwohl wir eigentlich schon längst ready fürs Bett gewesen wären, versuchten wir noch durchzuhalten. Der nette Abend geht dann gegen Mitternacht zu Ende, entsprechend verzögerte sich unsere morgendliche Abreise mit dem Kanu auch ein wenig. Nicht zuletzt weil wir Pekka und seine Frau auch beim Frühstück gegen 10 Uhr wieder antreffen (diesmal zum Glück ohne den selbstgebrauten Schnapps;). 

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Die Tour

Gegen Mittag sind wir dann aber abreisebereit, die Lunchbox und zwei Kannen Tee, sind neben unserem Kameraequipment mit an Board und von allem machen wir vollsten Gebrauch. Die Perspektive aus dem Kanu zu beschreiben wäre etwas unnötig, daher an dieser Stelle lieber etwas mehr Bildmaterial und die Randnotiz dass wir an diesem Tag über 9 Stunden auf Tour waren und dabei 28,6 Kilometer auf dem Wasser zurückgelegt haben. 

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Muskelkater

Einziger Lichtblick für mich (Max) der Muskelkater wird die nächsten Tage mal nicht in den Beinen zu spüren sein, dafür fällt es mir äußerst schwer meine Arme in den nächsten 48 Stunden über Schulterhöhe zu heben. Viel Zeit zum Jammern bekomm ich am nächsten Tag allerdings nicht, denn unsere Reise geht weiter ``zurück in die Zivilisation`` in das kleine Städtchen Kuopio. Hier wird etwas Sightseeing betrieben und wir begeben uns auf die Suche nach den angepriesenen Fischbrötchen, welche sich dann allerdings als Fischbrot herausstellt und für unsere Essgewohnheiten deutlich zu groß ausfällt. An der Touristinfo erhalten wir zudem die Empfehlung die Gegend mit den Fahrrädern zu erkunden, die angelegten Fahrradrouten zählen anscheinend mit zu den Schönsten in ganz Finnland. 

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Seepferdchen

Alex kommt diese Info natürlich genau recht, somit wird bei einer sportlichen Runde MTB-fahren auf den nächsten Muskelkater hintrainiert. Mit einem wie ich finde erwähnenswerten Schnitt von 21,2 Km/h (auf den MTB´s) absolvieren wir an diesem Nachmittag 29,6 Kilometer, mit 487 Höhenmetern. Anschließend seh ich den einzigen Ausweg dann erneut in der ``Eisbad-Variante``. Diese wird uns an diesem Tag noch versüßt, denn das öffentliche (kostenfreie) Schwimmbad von Kuopio fordert mich mit einem 10 Meterturm (und 1 Meter tieferen Wasserstand = 11 Meter) heraus. An diesem Tag ist es also ein ``Sprung ins kalte Wasser``, bei welchem ich mit ordentlich Adrenalin im Körper die Arme dann auch ohne Probleme wieder über dem Kopf zusammenschlagen kann.

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Duracell

Was mich im Anschluss dann die Hände eher vor dem Gesicht zusammenschlagen lässt ist die Idee von Alex, die nicht so gern von Türmen springt, stattdessen aber lieber nochmal eine Runde Joggen gehen möchte. Meine Beine sind allerdings schon jenseits von gut und böse und so schaff ich es lediglich nochmals aufs MTB, um als ``Begleitfahrzeug`` neben meinem Duracell-Hasen herzutaumeln. Lichtblick für diesen Abend ist die Schwimmbaddusche, die (im Gegensatz zu unserer im Van verbauten Dusche) endlos heißes Wasser liefert, was von Zeit zu Zeit dann nochmals ein toller Bonus ist. Erschöpft aber wohl gewärmt von einer ausgiebigen heißen Dusche kommt dieser aktive Tag dann aber auch (endlich) zu seinem Ende. Bei einer ordentlichen Portion ``Pasta al Max`` genießen wir noch einen wunderschönen Sonnenuntergang und dann gehen die Lichter wortwörtlich ``aus``.

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Aus und vorbei ist es für diese Woche auch mit dem Blog. Wir hoffen der für uns wundervolle Einstieg in das Abenteuer Skandinavien kann über das Bild und Textmaterial so ein bißchen Miterlebt und nachvollzogen werden.

Wir sind jedenfalls hell auf begeistert und freuen uns in den nächsten Blogs weitere Einblicke und eventuell sogar Reiseanregungen für diesen wunderschönen Abschnitt Europas zu geben.

Bis dahin MOI MOI aus Suomi…

(tschau tschau aus Finnland) 😀

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