Wie den Bildern des letzten Blogs zu entnehmen ist sind wir allmählich in den fremden Kulturen angekommen. Das liegt wohl nicht zuletzt daran, dass wir mit Bosnien das erste Land außerhalb der Europäischen Union bereisen. Dies ist geographisch nicht all zu spektakulär, denn Bosnien liegt nicht wirklich extrem abseits von Europa. Doch was die Strukturen eines Landes angeht, konnten wir es sehr deutlich feststellen. Bereits im letzten Blog hatten wir ja den ``interessanten`` Grenzübergang angesprochen, dieser ist es unserer Meinung nach Wert nochmals erwähnt zu werden. Denn nachdem wir beschlossen hatten etwas abseits der üblichen Routen uns einen ``Zoll`` zu suchen, kam schon direkt das erste Abenteuer!
Wir erreichen also nach ca. 10 Kilometer, auf einer eher schmalen (ca. 2,5 Meter / unser Van ca. 2,1 Meter) Straße, die selbstverständlich in beidseitige Richtung befahren wird, ein ebenso eher kleines Dorf (ca. 5 - 10 Häuser). Gut ersichtlich der kroatische „Check Out“ Zoll in welchem wir uns wohl keine 30 Sekunden aufhalten. Dann fährt man an einigen Ruinen (wie wir dachten) und einem Steinhäußchen vorbei, 50 Meter weiter der Zoll von Bosnien. Zwei zu Beginn grimmige Zöllner stoppen uns und verlagen allerlei Papiere, darunter auch Versicherungsunterlagen, welche ich nichtmehr so direkt auf dem Schirm hatte. Also ein paar Minuten gesucht in der Hoffnung die zwei ``harten Jungs`` tauen etwas auf wenn sie unser Setup genauer sehen und winken uns dann einfach durch. Doch sie blieben ``harte Jungs`` auch wenn der Eine allmählich lockerer wurde und nun sogar das ein oder andere Mal lachen konnte.
So auch, als er mir in seinen englischen Bruchstücken erklärte, dass wir in dem Häuschen 50 Meter zuvor auch alle benötigten Unterlagen kaufen könnten. Ich dachte noch er meinte den kroatischen Zoll und machte mich zielstrebig auf den Weg, doch als ich an den Ruinen/Steinhäußchen zwischen den beiden Checkpoints vorbeilaufe, pfeifft mir der Zöllner nach und meint ich bin schon zu weit gelaufen. Kaum gepfiffen, ging dann auch schon eine Tür des Steinhäußchen auf und eine ältere Dame mit Zigarette im Mund nickt mir zu und fragt ``what you need?``. Ich Ihr kurz erklärt was die Situation ist und sie hatte dann auch zügig eine Lösung: 16€ in Cash, Fahrzeugschein und 2 Minuten Zeit in Ihrem Steinhäußchen, dann hatte Sie einen fertigen Versicherungsschein der uns für die nächsten 7 Tage in Bosnien absichern sollte. Der Zöllner war auch zufrieden und mittlerweile auch richtig fröhlich geworden …
Auf die abschließende Frage ``Ob wir noch ein Bild mit Ihm bekommen würden?`` schaute er zwar nochmal sehr grimmig und verneinte dies, aber zu dem Zeitpunkt waren wir dann auch schon auf bosnischem Boden angekommen. Unser Ziel war erreicht und die Lady aus dem Steinhaus und die Zöllner waren auch happy. Dieser hatte mittlerweile auch das nächste Auto angehalten in welchem zwei Inderinnen saßen, von denen er die Passports einforderte und nach einem kurzen prüfenden Blick mit sehr ironischem Unterton fragt ``India!? You drove the whole Way from India…?`` Die beiden sichtlich angespannten Inderinnen hatten diesen Witz allerdings nicht wirklich verstanden und wirkten ziemlich aufgeschmissen…
Wir ließen die Zöllner mit ihren zwei neuen Opfern (die sicher auch wieder ein paar Euro Cash im Steinhäußchen lassen mussten) alleine und machten uns auf den Weg nach Mostar.
Eigentlich ist es mit den Nebensächlichkeiten schon genug Text! Aber die nächste Story, die uns nur 2 Stunden später bei der Einfahrt nach Mostar passierte ist definitiv ein Highlight und erwähnenswert!
Es war so ziemlich der erste Kreisverkehr durch welchen wir in der Stadt Mostar fuhren. Wir waren auf der Suche nach dem Stadtzentrum und daher etwas langsam und umkoordiniert unterwegs, was aber in dem eher ``regelfreien`` Straßenverkehr in Bosnien wenig auffiel. Doch kaum hatten wir den Kreisel verlassen, winkte uns ein Polizist mit seiner Kelle zu, der zuvor noch gemütlich 100 Meter hinterm Kreisel mit seinem Partner plauderte…
Nach dem Grenzübergang wenige Stunden zuvor, hatte ich schon eine dumpfe Vermutung was uns nun erwarten würde. Die Fahrzeugpapiere lagen noch griffbereit und so blieb es bei einem simplen ``Hello`` am geöffneten Fenster und der Übergabe der Fahrzeugpapiere. Diese checkte er kurz mit seinem Kollegen und kam dann zurück um mir verständlich zu machen, ich soll mal mitkommen. Es lief alles mehr per Handzeichen ab, denn Englisch beherrschte keiner der Beiden.
Am Polizeiauto angekommen versuchte er mir zu erklären, dass ich wohl irgendetwas ``maßiv`` falsch gemacht hatte im bosnischen Straßenverkehr. Ich wusste zu dem Zeitpunkt zwar schon auf was er hinaus wollte (Ich hatte den zweispurigen Kreisel auf der Abbiegespur angefahren und war dann im Kreisel auf die innere Spur gewechselt…) stellte mich aber erstmal auf ``super doof`` und auf ``I don´t understand``! Das konnte er so gar nicht verstehen und meinte ich soll ins Polizeiauto sitzen. In seinem VW Golf malte er mir dann das ganze Szenario nochmal mit Buntstift auf, während ich versuchte ein Lachen zu unterdrücken.
Aber ich war weiterhin ``Mr. I don´t understand`` und fragte ihn lieber Sachen bezüglich seines VW Golfs, der Spritpreise und der Stadt Mostar, über welche wir bis zu diesem Zeitpunkt noch nicht wirklich informiert waren. So langsam merkte ich ihm seine Verzweiflung an, denn er konnte sich verbal im Englischen nicht ausdrücken und ich plauderte munter vor mich hin und stelle ihm durchgehend unwichtige Fragen, welche er verstand aber nicht beantworten konnte. Doch er wollte noch nicht aufgeben und blieb hartnäckig. Dann meinte er zu seinem Kollegen er soll hinten ins Auto einsteigen und wir fahren eine Runde! Ich wollte mich ``pflichtbewusst`` wie ich bin !!! erst noch Anschnallen und bat ihn noch kurz zu warten, doch er signalisierte mir ``keiner brauch sich Anschnallen`` er möchte mir ja nur kurz etwas zeigen! Dann ging’s los im VW Golf mit der Aufschrift ``Policija``, es wurde an der nächsten roten Ampel trotz U-Turn Verbots auf der Gegenfahrbahn gewendet und dann ging es auf gleichem Wege, wie wir zuvor mit unserm Bus den Kreisel befahren hatten hinein. Während dessen versuchte er mir mein ``Verkehrsvergehen`` immer wieder zu erklären und mittlerweile hätte es wohl auch jedes Kind verstanden. Also versuchte ich das nächste Register zu ziehen und ihm zu erklären, dass dies mit einem so großen Fahrzeug nicht anders gehen würde als den Kreisel etwas zu ``schneiden`` und das in Deutschland so üblich wäre!
Allmählich war er ziemlich verzweifelt und zückte erneut seinen Block. Er schrieb 20€ darauf und meinte er bringt mich zur Bank! Ich ihm dann wieder erklärt, dass 20€ aber doch ein bißchen viel sind. Worauf er nur meinte ``normaly 50€, for you discount only 20€`` zu dem Zeitpunkt war dann auch mir klar, dass hier wohl einfach der gewinnt der die besseren Nerven zeigt! Also lachte ich ihn sympathisch an und versuchte weiter zu verhandeln! Mit Erfolg, denn während unserer Verhandlung, hatte sein Kollege ein weiteres Auto gestoppt und dieses schien leichtere Beute zu sein. Also lächelte er mir irgendwann nur noch zu, drückt mir die Fahrzeugpapiere, die er bislang immer zurückgehalten hatte, wieder in die Hand und sagt ``go drive``! Ich ging mit großem Grinsen zurück an unsern Bus, in dem ja noch meine bessere Hälfte saß und mittlerweile auch leicht unruhig war. Denn ab dem Zeitpunkt als ich ausgestiegen war hatte sie auf dem Beifahrersitz nichtsmehr mitbekommen und war dann wenig überraschend auch etwas verstört, als ich mit den beiden Polizisten wortlos wegfuhr um den Kreisel nochmals genauer zu inspizieren, was sie ja nicht wissen konnte.
So waren wir also Beide wieder happy, als ich wieder im Auto saß und den Motor startete um weiter Richtung Mostar Stadtmitte zu fahren. Von nun an auch immer mit einem wachsamen Auge ob nicht irgendwo ein Polizeiauto steht, welches uns ein ``Discount - Knöllchen`` ausstellen möchte.
Genug zu den ``anderen Strukturen`` dieses Landes, und zurück zu unserem Reisebericht. Denn Mostar war einfach nur eine absolut tolle Bereicherung unseres Trips. Zudem war nun das Interesse an dieser für uns ``fremden`` Kultur geweckt und wir beschlossen noch die Hauptstadt von Bosnien (Sarajevo) anzuschauen.
Es ging erneut durch sehr bergige Regionen, das Wetter war wie üblich nicht das Beste und so stand auf unserer Temperaturanzeige im Dashboard dann irgendwann nur noch 3 Grad Celsius!
In der Hauptstadt angekommen waren es dann zumindest wieder 7 Grad, wir waren diesmal zu Fuß unterwegs, denn so ließen sich die kleinen Gassen der Altstadt am besten erkunden. Hier spürt man den orientalischen Einfluss noch intensiver und besonders die Altstadt fühlt sich mehr an wie ein großer Markt in dem aus jeder Nische etwas verkauft wird.
Deutlich wahrnehmbar die Armut, aber auch die Herzlichkeit der Einheimischen von Sarajevo. So unterhalten wir uns in einem Café – Laden mit der Verkäuferin, die in Ihrer Vergangenheit für 2 Jahre in Deutschland lebte und der Sprache immer noch mächtig war. Sie erzählt uns wie begeistert sie von Deutschland ist, wie die Arbeitsbedingungen hier in Bosnien sind, wo sie lebt und natürlich was den bosnischen Café den sie verkauft so auszeichnet. Allerdings warnt sie, wie auch andere Einheimische an diesem Tag, uns vor der hohen Kriminalität in Sarajevo. Sie erklärt uns, dass ``viele junge Emigranten aus Nachbarländern`` sich in der bosnischen Hauptstadt niedergelassen haben und diese unsicher machen. Darunter leidet die Stadt seit Jahren und der (wie auch wir die Erfahrung gemacht haben) so herzlichen bosnischen Bevölkerung wird großes Unrecht getan.
Doch mit geschärfter Wahrnehmung ist es unverkennbar, dass selbst auf den Supermarktparkplätzen steht’s organisierte Banden ihre Runden drehen und das Sicherheitspersonal völlig überfordert ist mit der Situation. Wir, in unserem für den bosnischen Straßenverkehr sehr auffällig modernen Mercedes Sprinter, sind daher immer ein Blickfang für jegliche Art von herumstreunenden Banden und haben die ein oder andere sehr, nennen wir es ``spezielle Situation``.
Das erste Mal auf unserer Reise sind wir mit dieser Art von Unsicherheit konfrontiert, wir schärfen also all unsere Sinne, versuchen wachsam zu sein und haben daher glücklicherweise keine größeren Probleme. Die eine Nacht in der Stadt ist uns dann aber auch genug und wir fahren zurück nach Mostar auf den 24 Std. bewachten Parkplatz auf welchem wir zwei Nächte zuvor schon nächtigten. Nach 4 Tagen ist das Abenteuer Bosnien dann aber auch schon wieder rum und wir machen uns auf den Weg Richtung Montenegro. Dieser führt dann nochmals durch einen Küstenabschnitt von Kroatien mit einem weiteren Highlight unserer Reise!
Alles wirkt für unseren europäischen Standard schon sehr in die Jahre gekommen. Zudem begegnet man an vielen Stellen immer wieder den Spuren des Krieges welcher viele Ruinen und geplünderte Gebäude hinterlassen hat. Deutlich wahrnehmbar ist allerdings auch der ``Wiederaufbau``. Viele Straßen und Gebäude werden repariert und saniert, oder wie ein deutscher Handwerker sagen würde wohl eher ``ausgebessert``.
Immer wieder findet man zudem Gedenkstellen an die Kriegszeit, so beispielsweise oben die ``Eternal Flame`` welche für den Frieden und die Unabhängigkeit Kroatiens steht. Oder rechts daneben die ``Red Rose``, diese findet man in der ganzen Stadt verteilt. Sie symbolisieren jene Orte an welcher ein Mensch während des Krieges sein Leben durch eine Mörsergranate verloren hat. Man findet leider sehr viele dieser Gedenkstellen ...
In Reiseführern als ``konkurrierende Schwester`` zu Venedig beschrieben, fühlen auch wir uns sehr stark an die italienische Stadt zurückerinnert. Eine unbeschreibliche Szenerie, die aufgrund ihrer Einzigartigkeit beispielsweise auch als Drehort für die Serie ``Game of Thrones`` genutzt wird. Ein riesiges altes Gemäuer umgibt die gesamte Altstadt und wir fühlen uns wahnsinnig wohl in all den kleinen Gassen und dieser einmaligen Atmosphäre. So schieben wir einen kompletten Tag unsere Bikes durch diese wunderschöne Stadt, essen leckere Wraps, trinken guten Cappuccino und radeln am Abend (bei Regen) wieder zurück zum Bus den wir ca. 5 Km außerhalb (in den Bergen) geparkt hatten. Dann geht’s mit dem Van wieder an unseren ``besonderen`` Schlafplatz zurück, denn das erste Mal auf unserer Reise verbringen wir mehrere Nächte (3) am selben Ort. Dies zum einen, wegen der speziellen Szenerie, zum anderen, weil wir dort auch super nette Kameratschaft haben in Form von Theresa, Yannic und Töchterchen Nadinka. Die drei sind ebenso für längere Zeit im Vanlife unterwegs, achja und an Ihrem Bus befindet sich ein Kennzeichen mit der Aufschrift BS (Basel Stadt)! Neben dem Lifestyle im Bus zu leben, teilen wir also auch ``die Heimat`` und verstehen uns zudem wirklich blenden mit den sehr sympathischen Reisenden aus Basel. Aufgrund von verlorengegangenen Papieren stecken sie schon seit einigen Tagen in/um Dubrovnik fest und warten auf die Zusendung der neuen Fahrzeugpapiere. So sind wir dann auch für das Dreiergespann nette Abwechslung und soviel sei gesagt, es war nicht das letzte Mal auf unserer Reise, dass wir die drei Basler getroffen haben…
Nun aber erstmal einige Eindrücke von dem Ort an welchem wir uns mehrere Tage aufgehalten haben…
Die Geschichte dieses besonderen Orts beginnt im 15. Jahrhundert, als das Hauptgebäude entstand, damals eine florierende Ziegelfabrik. Die Bucht von Kupari wurde dann erst nach dem ersten Weltkrieg weiter ausgebaut und es entstand ein durch die Tschechen errichtetes Hotel. Nach dem zweiten Weltkrieg wurde die Bucht durch mehrere Edelhotels ergänzt und diente in den 80er Jahren als Erholungsgebiet der jugoslawischen Volksarmee und deren Familien. Der damalige Staatschef Tito besaß zudem eine Villa am Ende der Bucht. Im Jahr 1991 wurde die Nobelhotelanlage während des Kroatienkriegs dann jedoch komplett zerstört und geplündert. Zurück blieben Hotelruinen wie wir sie zuvor noch nie gesehen haben, riesige Gebäude in welchen die Granateneinschläge noch ganz deutlich ersichtlich sind. Seit einigen Jahren ist das Areal nun aber wieder zugänglich und so parken wir unseren Bus in mitten der zerstörten Uferpromenade. Ein suspekter Ort, der auf seine Art wieder extrem spannend ist. So können wir es uns dann auch nicht nehmen lassen, die Anlage etwas genauer zu besichtigen und steigen in den Ruinen bis hoch auf die Dächer.
Absolut genial und Dank der netten Gesellschaft aus Basel, die ebenso auf dem Areal nächtigen, war uns auch nicht ganz sooo unwohl in mitten dieses Kriegsschauplatzes.
Hier verbringen wir nun aber auch unsere letzte Nacht auf kroatischem Boden, am 19.05 überschreiten wir die Grenze und sind nun in Montenegro angekommen.
Auch wenn sich Kroatien nicht im besten Wetter präsentiert hat, so hat es sich trotzdem einen Platz in unserem Reiseherz gesichert. Ganz besonders mit den tollen Altstädten, allen voran Dubrovnik.
Wer mit dem Gedanken spielt in Kroatien seinen Urlaub zu verbringen, der sollte unserer Meinung nach Dubrovnik ganz oben auf die Liste schreiben! Aber auch ein Abenteuer wie Bosnien ist empfehlenswert, denn es lässt einen nicht nur wachsamer für den Moment werden, sondern weckt auch Gefühle wie Dankbarkeit & Demut in jedem Reisenden. Wir sind gespannt wie es mit Montenegro und Albanien weitergeht und melden uns dann in einer Woche wieder. Beste Grüße Alex & Max.
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