Wer den letzten Marokko Blog bis zum Ende gelesen hat weiß, dass heute gleich zu Beginn die Große Überraschung wartet, eigentlich sind es sogar drei Überraschungen die wenn man es genau nimmt nichtmal wirklich ``groß`` sind. Das (Horror) Szenario in dem wir uns nämlich nach Vollstop und Kehrtwende wiederfinden ist folgendes, circa 10 Meter neben der Straße im Schatten von zwei Bäumen liegen drei wimmernde und zitternde Hundewelpen die sich mit letzter Kraft versuchen aneinander zu kuscheln um nicht in Einsamkeit sterben zu müssen. Unweit von Ihnen in der prallen Sonne ein robuster Plastiksack in dem hier in Marokko normalerweise Obst & Gemüse transportiert wird der hier aber wohl eher die ``Müllsack`` Funktion übernommen hat. Denn so traurig und grässlich es auch klingen möchte die Umstände die wir hier im Nirgendwo vorfinden lassen keine Fragen offen!
Nirgendwo sollte man eventuell etwas genauer definieren, wir befinden uns zu diesem Zeitpunkt nämlich circa 120 Kilometer Luftlinie in östlicher Richtung der Stadt Quarzazate und somit nur um die 30 Kilometer von der Algerischen Grenze entfernt. Hier ist Wüste oder auch sogenanntes Niemandsland, eine sehr karge und (lebens-) befremdliche Gegend in der sich von Natur aus niemals ein Hund verlaufen würde, erst recht nicht mit Jungtieren. Das nächste Dorf (ein paar Lehmhütten) ist sicher über 15 Kilometer entfernt und die nächst größere Stadt ist das über 50 Kilometer entfernte Zagora durch das wir noch am Vortag gefahren waren. Die Hunde sind hier also nicht ``zufällig`` sondern wurden bewusst weggeworfen mit dem einzigen Ziel sie ``Tot-Sicher`` zu entsorgen! Eine grauenhafte Tat die zudem äußerst Qualvoll für die kleinen Lebewesen war, denn die Folgen des ``Wegwurfs in der Tüte`` der ziemlich sicher aus einem fahrenden Auto stattgefunden hat sind unverkennbar.
So hat eine der Welpen extreme Einblutungen im Bauchbereich und starke Schwellungen an den Hinterbeinen, zudem sind alle eingestuhlt, durch ``die harte Landung`` sehr dreckig und werden bereits von Armeisen belagert. Nachdem wir den wimmernden Tierchen erstmal etwas Wasser mit dem Finger verabreicht haben folgt eine warme Dusche mit Shampoo und eingewickelt in ein warmes Handtuch die erste kleine Schmuse-Einheit. Der erste Name steht dann auch schon fest, denn Sandy, die die heftigsten Verletzungen aufweist, scheint selbst nach der gründlichen Dusche immer noch ein paar Sandreserven hinter den Ohren zu verstecken. Nach der Dusche geht es nur wenige Sekunden und die Drei fallen erschöpft von ihrem Überlebenskampf in den ersten ``Erholungsschlaf`` unter unserer Obhut. Solche Situationen waren für uns immer ein Risiko das auf so einer Reise mitfährt, denn wir wussten bereits vor Reiseantritt, wenn es um Leben und Tod von einem Lebewesen geht, dann gibt es für uns nur eine Möglichkeit zu handeln und das ist 110% iger Einsatz.
Nach unserem einstündigen Notdienst am Straßenrand geht’s also ``endlich`` weg von diesem grausamen Ort und direkt hinein in das nun komplett neue Abenteuer. Noch ohne Plan wie diese Geschichte sich weiter entwickeln wird, fahren wir nun zu fünft in unserer Villa auf 4 Rädern durch die Einöde von Marokko. So schnell kann es gehen und das Leben wendet sich um 180º, für uns ist zu diesem Zeitpunkt schon klar, dass wir uns mit dieser Aktion eine riesen Verantwortung und Herausforderung ins Haus geholt haben, sind aber ab Sekunde Eins zu 100% zufrieden mit unserer Entscheidung.
Mit all den unvorhergesehenen Geschehnissen beschließen wir nichtmehr all zu weit zu fahren, nach nur 30 Kilometern an diesem Tag finden wir einen geeigneten abgelegenen Ort direkt neben einigen malerischen Sanddünen. So schön der Ort allerdings auch sein mag, die Nacht ist es nicht, denn wir werden im 1-2 Stunden Takt durch die wimmernden und teils schmerzhaft klingenden Rufe der drei Welpen geweckt. Allen voran die stark verletzte Sandy und spätestens nach dem letzen ihrer Schübe gegen 3 Uhr morgens ist uns fast klar, dass sie die Nacht nicht überstehen wird. Ein letztes Mal versuchen wir ihr das Gefühl von Geborgenheit und Schutz zu geben bevor wir uns gegen 4 Uhr mit verheulten Augen zurück ins Bett legen und sich dann eine erschöpfte Ruhe im Bus breit macht. Mit den ersten Sonnenstrahlen müssen wir jedoch ein weiteres Mal den Tränen freien lauf lassen, denn beim Blick in die Kiste ist unsere traurige Befürchtung nun zur Realität geworden.
Aus dem anfänglichen Kuscheln zu Dritt ist nun ein Kuscheln zu zweit geworden und der reglose Körper von Sandy liegt alleine in einer Ecke der Kiste. Die kleine Hundeseele hat den durch den Sturz so stark in Mittleidenschaft gezogenen Welpenkörper also verlassen dürfen und damit dem Leiden ein Ende gesetzt. Unter Krokodilstränen erweisen wir dem kleinen Körper die letzte Ehre und setzen die körperlichen Überreste unserer so unfassbar kämpferischen Sandy in einer der wunderschönen Sanddünen bei. Nachdem wir ihre Ruhestätte wieder komplett mit Sand bedeckt haben malen wir noch ein großes Herz in den Sand und dann wenden wir unseren Blick wieder zum Bus und damit nach Vorne. Wir behalten Sandy als Schutzengel in Erinnerung die den Großteil der Verletzungen auf sich genommen hat um ihre zwei Geschwister vom Aufprall zu verschonen, nun aber mit dem Leben dafür bezahlt hat.
Doch unser Blick geht nach vorne, wir haben bis zu diesem Zeitpunkt bereits unser Bestes gegeben, spüren aber nun nochmal mehr Motivation um trotz müden und traurigen Augen all unsere Energie an Peak & Elon weiter zu geben. Peak hat ihren Namen übrigens von dem in ``Pik`` (Kartenspiel / Schwarzherz) geformten Fellmuster auf ihrem Rücken und Elon wurde nach dem Entrepreneur Elon Musk der besser als Gründer von Tesla oder auch Space X bekannt ist benannt. Er gilt mit seinen ``verrückten`` Visionen schon seit mehreren Jahrzehnten als ``Träumer`` der es dann aber doch immer wieder schafft die Menschheit zu beeindrucken. Unser Elon ist eben auch einer dieser ``Träumer`` nicht nur Nachts wenn er seine wilden Träume durchlebt sondern auch im täglichen Leben werden ihn, wie sich in Zukunft herausstellen wird kaum Hindernisse aufhalten. Die Namen passen also absolut perfekt und wir sind bester Dinge, dass wir mit dem Verlust von Sandy nun den tiefsten Punkt überwunden haben und einer besseren Zukunft entgegen schauen.
Die Mittagszeit ist schon rum als wir Vier uns wieder auf die ``Straßen`` von Marokko begeben, unser Ziel ist das Dörfchen Merzouga oder besser bekannt als die Sahara von Marokko. Theoretisch nur um die 50 Kilometer entfernt doch eben nur theoretisch, denn die vermeintliche ``Straße``verläuft sich mehr und mehr in zunehmend sandigen Pisten. Unterwegs machen wir an einer Kameltränke noch eine ausgedehnte Pause und geben Elon & Peaky die Chance sich in der Sonne etwas aufzuwärmen. Die Zwei scheinen mehr und mehr zu Kräften zu kommen und unsere Angst auch diese Beiden süßen Seelen zu verlieren weicht von Stunde zu Stunde. Eine schöne Ablenkung bekommen wir dann auch noch als eine Kamelherde uns an der Wassertränke Gesellschaft leistet und die Hundenasen das erste Mal sichtlich anfangen Gerüche zu wittern.
Nach unserem Stop an der Kameltränke spitzt sich die Lage mit den Straßenverhältnissen nochmal zu und die Piste wird zunehmend sandiger und damit immer schwieriger für uns zu bewältigen. Entsprechend verdutzt schauen wir aus der Wäsche als wir plötzlich zwei ``Touris`` zu Fuß sehen die sich mit Wasserkisten bepackt ihren Weg durch die Abgelegenheit bahnen. Unweigerlich halten wir an und fragen nach dem Weg worauf hin die Beiden sich selbst zum Mitfahren einladen um uns ihr Camp in einigen Kilometern Entfernung zu zeigen. Dort seien mehr Leute und entsprechend könnten wir dort vielleicht weitere Infos bekommen zu unserem anstehenden Weg, auf unsere Frage was sie hier im Nirgendwo eigentlich machen bekommen wir dann eine doch irgendwie amüsante Antwort. Wir werden aufgeklärt, dass hier nahe der algerischen Grenze zur Zeit das sogenannte ``Rainbow Gathering`` stattfindet und wir herzlich zum Aufenthalt in der Kommune eingeladen sind. Für alle unsere Leser die wie wir noch nie vom Rainbow Gathering gehört haben (was die Beiden überhaupt nicht verstanden haben) klickt doch mal auf diesen Link und informiert euch über diese doch etwas spezielle Art der Zusammenkunft.
Angekommen im Camp werden wir von Sprechchören empfangen und willkommen geheißen (das ist die Art der Rainbow Family), bevor sich einer nach dem Andern bei uns am Auto blicken lässt um unseren Bus und die Hundis zu bestaunen. Darunter dann beispielsweise ein Belgier der (laut seiner Aussage) von Norwegen bis hier an die algerische Grenze getrampt hat und im Gesicht einige ``Holzsprisen`` als Piercings trägt oder auch ein Däne mit Ukulele und Propellermütze der in seinem mit Wölkchen bespicktem Schlafanzug zu uns kommt um uns zu erzählen, dass er sich nun mit seinen 35 Jahren endlich bereit dazu fühlt Afrika zu bereisen. Na dann guten Flug, denken wir uns mit einem leichten Lächeln und versuchen uns weiter daran Infos über die bevorstehende Strecke bis Merzouga zu bekommen. Zwei etwas weniger vernebelte Argentinier die mit dem Fahrrad unterwegs sind geben uns dann die bereits zu erwartende Info, dass die Strecke zu einer kompletten Sandpiste wird die mehrere Kilometer durch ein Flussbett führt und selbst mit dem Fahrrad unbefahrbar ist. Trotz das uns die Rainbow Family noch zum gemeinsamen Abendessen einlädt, rudern wir doch lieber zurück und fahren die heute zurückgelegte Strecke lieber wieder retour um über eine andere Route nach Merzouga zu kommen.
Nach der Nacht Nr. 2 im Hundewelpen-Express (heute sind wir nur 2 Mal Nachts aufgestanden) erreichen wir gegen Mittag das herbeigesehnte Merzouga und sind beeindruckt von den teils hunderte Meter hohen Sanddünen. Wir fahren etwas durch das Dörfchen und versuchen uns dann an der Stellplatz-Suche in unmittelbarer Nähe zu den Dünen, unschwer vorzustellen geht es hier ziemlich sandig zu und so war es nur eine Frage der Zeit bis das Unvermeidliche eintritt. Mit etwas zu wenig Schwung bleiben wir dann doch in einer der sandigen Passagen stecken und selbst die BF Goodrich Reifen können dieses Missgeschick nichtmehr ausbügeln. Dafür aber die netten Marokkaner die uns zur Hilfe kommen, allen voran Ibrahim der mir als erster Gesellschaft beim ``ausgraben`` leistet. Nach und nach kommen noch einige seiner Freunde dazu und nach weniger als 15 Minuten ist ausreichend Sand abgetragen und Äste und Büsche untergelegt um unseren Sprinter aus dem Sand zu befreien.
Kaum sind wir raus aus dem Schlamassel gehen alle wieder ihrer Wege und freuen sich uns geholfen haben zu können, nur Ibrahim können wir noch etwas in ein Gespräch verwickeln. Er spricht ein paar Brocken Englisch und nachdem wir ihm erklärt haben, dass unser eigentliche Plan ist hier möglichst nah an der Sahara zu nächtigen bietet er uns an einen seiner Lieblingsspots zu zeigen. Er springt also bei uns auf den Beifahrersitz und wir machen uns auf den Weg zu einem der besondersten Übernachtungsorte die wir auf unserer Route bislang hatten, dass klingt hochgegriffen! Aber schaut euch DAS mal bitte an!
Schon unterwegs verstehen wir uns äußerst gut mit dem Marokkaner und man kann sich unschwer vorstellen, dass wir komplett aus dem Häuschen sind als er uns dann noch diesen gigantischen Stellplatz zeigt. Er erzählt uns von seiner Familie und der Entwicklung seines Heimatdorfes (Merzouga) das durch die letzten Jahre mehr und mehr vom Tourismus zu spüren bekommt. Wie fast Alle Einheimischen die hier leben arbeitet auch er mit den Touris und bietet in einem Hotel seines Freundes Kameltouren an, stolz zeigt er uns unterwegs noch seine 8 Kamele die er sich im laufe der Jahre zugelegt hat. Wir sind begeistert und unweigerlich daran interessiert mit ihm eine solche Kameltour, die wir uns für Merzouga ohnehin schon vorgenommen hatten zu machen.
Nachdem wir wieder mit den Ersten über die Sanddünen aufgehenden Sonnenstrahlen wachwerden ist es Zeit für einen entspannten Cappuccino & Shake an diesem unreellen Ort. Wir genießen den Morgen, spielen mit Elon & Peak und nahezu mit perfektem Timing (als die Hundis müde werden) erscheint dann am Horizont Ibrahim mit zwei Kamelen im Schlepptau. Wir haben uns auf 10 Uhr verabredet und für ihn hat kein Weg daran vorbei geführt, dass er uns persönlich mit seinen Kamelen direkt am Bus abholen darf. Wir freuen uns ihn wieder zu sehen und sind beeindruckt von den riesigen Tieren, ehe wir uns dann versehen sitzen wir auch schon auf eben jenen Trampeltieren und es geht los ins nächste Abenteuer. Wir reiten für über 2 Stunden durch die Dünen und haben eine geniale Zeit mit einem absolut herzlichen Ibrahim der sich besonders daran erfreut Bilder von uns aus sämtlichen Perspektiven zu knipsen. Die bereits gestern vereinbarten nichtmal 22€ für die Tour hatten wir ihm schon vorab in die Hand gedrückt und so überrascht er uns ein weiteres Mal als er uns gegen Ende der Tour für den Nachmittag zu sich nachhause einlädt um gemeinsam zu essen.
Wir haben also ausreichend Zeit uns wieder mit Elon & Peak zu beschäftigen und er geht noch in die Moschee um anschließend bei sich Zuhause auf uns zu warten. Zur vereinbarten Uhrzeit begeben wir uns also zu Fuß in das kleine Dörfchen und werden von seiner Familie herzlich willkommen, seinen beiden Jungs scheinen wir anfänglich noch etwas befremdlich zu sein, doch wir fühlen uns von allen sehr herzlich willkommen. Seine Frau hat uns ein extrem feines ``Festmal`` zubereitet und so schlagen wir uns die Mägen mit Couscous, Gemüse und Fleischbeilage voll bis wir fast platzen. Anschließend gibt’s noch einen marokkanischen Tee und ein paar Nüsse zum knabbern, bevor wir nach fast zwei Stunden den Heimweg wieder antreten. Wahnsinnig Gastfreundlich und äußerst uneigennützig haben wir Ibrahim und seine Familie kennen gelernt und wir freuen uns eine weitere wirklich besondere Reisebekanntschaft gemacht zu haben die wir eines Tages definitiv wieder besuchen werden.
Eigentlich wollten wir heute noch etwas weiterfahren, doch als wir uns auf die Suche nach Frischwasser machen um unsere Reserven wieder aufzufüllen, werden wir ein weiteres Mal von einem Marokkaner zum Tee trinken eingeladen und die Zeit vergeht doch etwas schneller als gedacht. Daher hängen wir noch eine weitere Nacht an dem gigantischen Stellplatz direkt an der Sahara dran und genießen die nächtliche Ruhe und den Blick auf die Sterne. Die Hundis haben sich mittlerweile auch auf unser Vanlife eingestellt, wecken uns Nachts nur noch zwei Mal und so bilden wir allmählich eine richtig gut funktionierende kleine Familie.
Trotz der Fortschritte unserer zwei Kleinen sind wir natürlich etwas besorgt wie es um die Zwei aus medizinischer Sicht steht und haben uns bereits direkt nach dem ``Aufsammeln`` der kleinen Kreaturen nach einem Tierarzt schlau gemacht. Der nächste in Frage kommende Veterinär ist allerdings im, selbst von Merzouga aus noch über 400 Kilometer entfernten Fez, dies erklären wir also zum übergeordneten Ziel und begeben uns auf den weiteren Weg. Aufgrund des guten Zustandes den die Beiden mittlerweile erreicht haben sehen wir es nicht von Nöten die Strecke ``schnellstmöglich`` zu absolvieren und so verstreichen dann doch wieder einige Tage die weitere Erlebnisse mit sich bringen.
Auf diese möchten wir dann aber im nächsten Blog eingehen, für heute ist es wie wir finden ``genug`` Hunde-Content und wir melden uns damit dann einfach nächste Woche wieder zurück.
Was wir allerdings vorweg nehmen möchten, wir sind so unfassbar glücklich mit der Entscheidung die Hunde mit an Board genommen zu haben und sie quasi aus dem sicheren Tod nochmal zurück ins Leben geholt zu haben.
Auch von Tierärztlicher Sicht können wir zu diesem Zeitpunkt bereits Entwarnung geben, achja und wer sich fragt wie alt die zwei Puppies zum Zeitpunkt des Fundes waren !? Laut Tierarzt maximal 3 Wochen !!!
Heute schicken wir also zu 4. beste Grüße an alle Bildschirme von denen aus der Blog gelesen wird und passt weiter gut auf Euch auf in diesen dramatischen Zeiten…
#StayAtHome
Auch wir vier haben uns komplett ``isoliert``!
Elon, Peak, Alex & Max
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