Fünf auf einen Streich, es ist unsere erste Nacht seit sehr langer Zeit die wir in Lidau auf ``gefährlichem`` deutschen Boden verbringen. Waren wir die letzten Monate verlustfrei gereist, gab es in Deutschland jedoch gleich eine ``wilde Attacke`` auf uns. Während wir im Bus auf einem idyllischen Waldparkplatz eine sehr ruhige Nacht genossen, ging es vor der Tür (wo meine schönen Leder-Flipflops standen) eher wild zu, irgendein Waldbewohner hatte sich in der Nacht mit meinem Schuhwerk angelegt und den Kampf für sich entschieden. Als wir jedenfalls am Morgen die Tür öffneten gab es nur noch Lederfetzen und einen völlig verwüsteten FlipFlop zu bestaunen. Für unser Reiseziel Italien gab es ab diesem Zeitpunk also eine weitere Mission zu erfüllen ``Neues Sommerschuhwerk``!
Die nächste Mission war aber erstmal noch mit einer Überraschung für Alex verbunden, denn nachträglich zum Geburtstag gab es auch von mir nochmal ein ``Zusatzgeschenkchen``. Denn wie es das Schicksal wollte fand Ende Juli in Locarno wieder das alljährliche Moon & Stars Festival statt, welches wir aus 2018 bereits in bester Erinnerung hatten. Des weiteren hatte sich ergeben, dass mein bester Freund Max mit seiner verlobten Mel bereits im Besitz von Konzerttickets für den kommenden Abend (Joss Stone & Jamiroquai) war und ich lediglich noch zwei weitere Tickets online erwerben musste um neben einem genialen Konzertabend auch ein spontanes Treffen mit den Zweien zu arrangieren. Das Ganze Arrangement hatte bereits vor 14 Tagen stattgefunden und so konnte einfach nichts schief laufen, auch wenn Alex mit zunehmender Annäherung an das italienische Städtchen Locarno den Braten so allmählich roch!
Achja die Fahrt von Lidau am Morgen war wie immer bei einer Alpenüberquerung spektakulär, anfangs durch Bregenz und mit Liechtenstein durch Reiseland Nr. 20, fuhren wir insgesamt drei Schweizer Pässe ab und genossen dabei Aussicht, Höhenluft und wundervoll grüne Landschaft. Das erste Mal seit langer Zeit wurden meine Augen und Ohren auch des öfteren wieder von netten Sportwaagen wie Ferraris, Lambos oder Bentleys verwöhnt und so ging es hinterm Steuer des öfteren mit mir ``durch``. Als ich jedoch nach sportlicher Auffahrt des zweiten Pass die Motorleuchte an unserem 3,5 Tonnen ``Nicht-Sportwaagen`` aufleuchten sah wusste ich, dass ich mich wohl etwas bremsen sollte. Also kurze Erholungspause für unseren Mercedes und meine Sportwaagen-Gefühle und dann ging es nach Bella Italia, genauer gesagt den Piazza Grande in Locarno. Das Konzert mit Joss Stone und Jamiroquai war eine absolute Sensation, jedoch trotzdem irgendwie zweitrangig wenn man nach so langer Zeit endlich wieder mit seinen besten Freunden umgeben ist. Wir sitzen bis fast 2 Uhr zusammen am See, quatschen noch ein bißchen und genießen einfach die Gesellschaft bevor es dann zurück zum Bus geht, um am nächsten Morgen weiter in Richtung Süden zu fahren.
Ein Frühstück am See wollten wir uns eigentlich nicht nehmen lassen, doch mittlerweile (Ende Juli) herrscht am Lago Maggiore Hauptsaison und für das gemütliche Reisen ist hier in erster Seefront kein Platz mehr. Daher suchen wir nach einer Alternative und werden wie immer fündig und in diesem Fall sogar richtig verwöhnt. Ca. 5 Kilometer entfernt vom See, in den Bergen entdecken wir einen angelegten Waldparkplatz. Platz für ca. 20 Fahrzeuge und wir sind die Einzigen, dazu ein kleiner Brunnen mit Quellwasser und einige Holzbänke zum gemütlich Absitzen - perfekt hier bleiben wir. Es gibt Pancakes und das Frühstück wird kurzerhand zu einem gemütlichen Brunch ausgedehnt. Die Abgeschiedenheit fühlt sich einfach so wohltuend an, dass wir den restlichen Tag an diesem Ort bleiben. Es werden allerlei ``Haushaltsarbeiten`` erledigt, die Homepage etwas gepflegt und die kommenden Tage geplant. Ehe wir uns versehen wird es dann schon dunkel und wir beschließen die Nacht direkt hier zu verbringen und am nächsten Morgen mit den Bikes in Richtung See zu fahren, denn mit denen hatten wir noch nie Parkplatzprobleme.
Gesagt getan. Am nächsten Morgen geht’s mit den Bikes die steile und kurvige Strecke zuerst abwärts und nach relaxen am See und einigen Sprüngen ins erfrischende Nass anschließend dann wieder aufwärts. Wir können uns beide nicht daran erinnern wann wir das letzte Mal einen so steilen Berg mit dem Fahrrad hinauf gefahren sind, entsprechend sind wir dann bei der Rückkehr am Bus und Temperaturen die deutlich über 30 Grad Celsius liegen auch ordentlich außer Atem und happy um eine kalte erfrischende Dusche.
Anschließend gehts zurück auf die Straßen, diesmal aber wieder mit dem Bus. Unser Weg führt uns in Richtung Mittelmeer, genauer gesagt Genua. Die Strecke ist mir noch sehr geläufig von der Alpenüberquerung mit dem Ziel ``Mittelmeer``, welche ich 2012 mit Michi zusammen auf unseren MTB´s gemacht hatte. Immer wieder genial auf den Spuren solcher ``vergangenen Abenteuer`` zu reisen und noch besser, wenn man sich beim Erleben schon im nächsten Abenteuer befindet, das unvermeidlich erneut langanhaltende Erinnerungen schaffen wird. Auch der abendliche Spot auf einem der Gipfelparkplätze in den ligurischen Alpen, die sich in der Region von Genua bis an die Mittelmeerküste ziehen, wird uns wohl für lange Zeit in Erinnerung bleiben. Zu schön waren einfach die abendlichen Eindrücke mit der untergehenden Sonne, welche den kompletten Himmel in ein rosa Meer verwandelte und zeitgleich der beeindruckenden Ausblick über Genua und das Mittelmeer. Mit den selbstgemachten Wraps von Alex genießen wir dieses Naturspektakel während unseres Abendessens und sind dann mal wieder ready für eine weitere Nacht im Bus.
Die nächsten Tage sind dann eher unspektakulär, denn auch hier an der Mittelmeerküste herrscht Hochbetrieb und die Touris, die im Gegensatz zu uns auf die Urlaubszeiträume angewiesen sind, rennen sich gegenseitig auf den Füßen rum. Für uns ist das alles etwas zu viel des Guten, daher verbringen wir etwas mehr Zeit im Auto und Verweilen nur für den ein oder anderen kurzen Spaziergang in den kleinen italienischen Dörfchen. Die Region um Cinque Terre ist aber auch aus der Perspektive hinterm Steuer eine wirklich schöne und so genießen wir die Natur diesmal einfach auf eine etwas andere Art. Mitten im Naturreservoir finden wir dann aber doch noch einen abgelegenen und damit ruhigen Spot an einem Fluss, wo wir beschließen die Nacht zu verweilen, für Alex gehört zum Abendprogramm noch ein ordentliches Workout, für mich ist es dann eher eine kurze Erfrischung im Fluss mit anschließendem relaxen in der Sonne.
Die Sonne verwöhnt uns dann auch am nächsten Tag wieder, die Temperaturen sind mittlerweile schon bei über 35 Grad Celsius angekommen und wir sind sehr froh das Meer in Reichweite zu haben, um uns immer Mal wieder zu Erfrischen. Nach erneut längerer Fahrstrecke machen wir am Nachmittag einen Stop in Viareggio, hier gehen wir auf kleine ``Shoppingtour`` und es gibt neben dem ein oder anderen (überteuerten) Eis für uns dann auch noch ein paar neue Leder-Flipflops für mich. Wieder eine Mission erfüllt und wir können uns am Abend beruhigt einen gemütlichen Platz suchen um den Tag ausklingen zu lassen. Traditionell italienisch gibt’s an dem Abend noch ``Pasta al Max`` und dann gehen die Lichter wieder aus.
Am kommende Tag wartet das Highlight und der eigentliche Hintergrund unseres Abstechers nach Italien auf uns. Wir haben Tickets für das Andrea Becelli Konzert in dessen Heimatdorf Lajatico, inmitten der Toscana und sind mehr als gespannt was uns an diesem Abend im Teatro del Silenzio erwarten wird. Bevor es am Abend aber diesen Hörgenuss gibt, machen wir nochmals einen kleinen Abstecher und begeben uns am Vormittag nach Pisa. Bislang hatten wir beide noch nicht wirklich viel Gutes von diesem Städtchen, wo sich ja alles nur um den schiefen Turm dreht, gehört. Daher waren wir positiv überrascht als wir durch die Straßen schlenderten und viele kleine süße Gassen entdeckten die uns das italienische Flair zu 100% vermittelten. Man muss natürlich Eingestehen, dass der Hype um den schiefen Turm etwas übertrieben ist und die Menschenmassen auf dem Domplatz direkt vor dem Turm jegliche Stimmung ``zerstören``. Trotzdem fanden wir Pisa eine nette Bereicherung unserer Reise und waren auch beim Shopping erfolgreich, so hatten wir Beide eine neue Garderobe für den Konzertabend der nun auf uns wartete.
Die letzten Meter bis in die Nähe des Freilichttheaters wurde uns das Ausmaß dieses Spektakels dann so allmählich bewusst. Für das Konzert waren innerhalb von wenigen Minuten 9000 Tickets verkauft worden und diese 8998 Personen plus wir Zwei waren nun auf dem Weg in das 1301 Einwohner starke Dörfchen Lajatico. Es herrscht italienisches Chaos, trotz dass die einströmenden Fahrzeuge bereits in den umliegenden Dörfern abgestellt und die Besucher mit Shuttle-Bussen zum Ziel gebracht werden. Wobei Ziel in diesem Fall wohl ein eher dehnbarer Begriff ist, denn das Freilichttheater liegt ca. 2 Kilometer außerhalb des Dörfchens und ist eigentlich nur zu Fuß zu erreichen. So wurden also gefühlt alle 9000 Personen in Lajatico abgesetzt, durften dort warten bis die ``Türen`` zum Theater geöffnet wurden und strömten dann wie in einer kilometerlangen Karawane in die hügelige Toscana-Landschaft.
Auch wenn dieser Prozess über eine Stunde in Anspruch nimmt, entschädigt der Moment wenn man das Teatro del Selenzio betritt für alles. Ein Panorama wie auf einem Gemälde, das Amphitheater liegt wirklich beeindruckend schön in der hügeligen Toscana, nur die Menschenmassen stören das Bild etwas. Als wir uns dann irgendwann auf die Suche nach unseren Sitzplätzen machen, stellen wir verstörender Weise fest dass uns bislang noch überhaupt niemand nach unseren Karten gefragt hatte. Scheint als hätte die Organisationscrew das Ganze etwas aus den Augen verloren und versucht nunmehr lediglich die Menschenmassen zu bändigen. Was nicht so einfach erscheint, denn das im Durchschnitt ca. 72 jährige Publikum besteht gefühlt aus 75% Rentnerreisen quer aus Europa und aus 25% gleichaltrigen italienischen (tempramentvollen) Ruheständlern, welche die Masse spürbar aufmischen. Nachdem wir unsere Plätze eingenommen haben, genießen wir das Spektakel aus gemütlicher sicherer Position und stärken uns dabei nochmals mit selbst gemachten Wraps. Auch das war wieder eine goldrichtige Entscheidung, denn vor den gnadenlos überteuerten drei Fressständen (für 9000 Personen) stehen endlos lange Schlangen und wie wir im Nachhinein erfahren haben hatten diese teilweise zur Konzert-Halbzeitpause schon kein Essen oder Vino mehr.
Mit italienischer Pünktlichkeit beginnt das Konzert dann nicht um 20:30 sondern 21:30, geht dann aber volle zwei Stunden auf höchstem Niveau. Es gibt nicht viel zu sagen zu einem solchen Ereignis, Andrea Bocelli kommt auf einem weißen Ross in die Arena geritten und liefert dann ein Highlight nach dem Andern. Absolut gigantisch und wirklich eine sehr sehr besondere Erfahrung. Wir persönlich hätten auf die ganzen zwischen-Acts von weiteren Opernsängern oder auch dem Pop Artist Mika durchaus verzichten können, trotzdem war es aber (konzerttechnisch) ein absolut erfolgreicher Abend - ganz im Gegensatz zum organisatorischen Teil. Der eine Aspekt ist all die Personen (die nicht mehr ganz die Fittesten sind) an das Konzertgelände hinzubringen, der Andere sie nach Konzertschluss um 23:30 alle wieder ``Abzutransportieren``. So rollt die Karawane (die alle 10-15 Meter stehen bleiben muss um wieder neu Luft zu holen) gegen Mitternacht zurück ins Dörfchen Lajatico. Dort kommt die Masse für gute zwei Stunden zum Stehen, denn die abtransportierenden Busse sind doch eher etwas spärlich vorhanden. Immerhin gegen 2:15 sind wir dann tatsächlich zurück an unserem Bus und nach wie vor überwältigt von dem Konzert, dass neben all dem Chaos wirklich eine absolut beeindruckendes Erlebnis war.
Trotz der langen Transitzeiten des Konzerts und der vorangeschrittenen Uhrzeit fühlen wir uns beide noch nicht so richtig ``nach ins Bett gehn`` und mit dem Wissen, dass der kommende Tag zum Ziel hat möglichst weit in Richtung Heimat zu gelangen beschließen wir die erste Etappe bereits in der Nacht anzutreten. Wir kochen uns gemütlich noch einen Café und dann gehts auf die italienischen Landstraßen mit übergeordnetem Ziel ``Binzen``, dass im Navi zu dieser Zeit noch über 1000 Kilometer entfernt ist. Wir fahren bis die Sonne am Horizont wieder aufgeht und Alex allmählich des Öfteren auf dem Beifahrersitz einnickt. Dann ist es aber so weit und wir springen nach ``langem`` Tag, der ja noch in Pisa begonnen hatte, ins Bett. All zu lange halten wir es allerdings nicht aus, denn die aufgehende Sonne strahlt bereits um 8:30 so intensiv auf unsere Schlafstätte, dass sich diese eher wie eine Finnische Sauna anfühlt. Nach 3 Stunden Schlaf sind wir gegen 9 Uhr bei 34 Grad Celsius Außentemperatur also wieder auf den Beinen und beschließen die nächste Etappe anzutreten. An einer Bäckerei gibts, wie in der Nacht bereits leckere italienische Brioche (Gipfeli (Croissant)) sowie einen extragroßen Cappuccino und dann werden weiter fleißig die Kilometer plattgemacht. Dieser Tag ist geprägt von einer sehr sehr langen Autofahrt, die wir uns mit verschiedenen Stops jedoch immer wieder versüßen. Darunter beispielsweise am Mittag eine längere Pause am Lago di Como, genauer gesagt in Collico mit leckerem Eis und weiterem Brioche und am späten Nachmittag in den Schweizer Alpen, in der Nähe von Chur, erneut an einer Bäckerei mit Cappuccino und Gipfeli. Am Ende des Tages sind wir nach 5 Cappuccinos (pp) und gemeinsamen 12 Brioche (Alex 3/ Max 9) dann aber doch wieder in ``bekannten Regionen`` und froh, dass wir es bald geschafft haben.
Anstatt ab diesem Zeitpunkt mit Bildern von Straßen oder auch ``bekannten`` heimatlichen Orten zu langweilen, lieber noch einige weitere Eindrücke aus der Toscana und dem Konzert das für uns ein so besonderer und langersehnter Moment war.
Wenn auch auf den letzten Metern von Waldshut in Richtung Binzen sich das ganze Unterfangen mit dem kleinen ``Besuch`` zuhause etwas seltsam anfühlt, waren wir nun doch seit 3 Monaten nichtmehr hier und werden nach dem Besuch (für 3 Tage) unsere Reise wohl für weitere 6 -10 Monate fortsetzen! Der Himmel gibt an diesem Freitagabend dann noch sein Übriges dazu und es blitzt und donnert wie verrückt. Gegen 22 Uhr erreichen wir nach 17 Stunden Autofahrt dann Binzen und fühlen uns dort herzlichst willkommen. Lang halten wir nach diesem Tag jedoch nichtmehr durch und springen nach nettem Abendplausch um 23:30 dann wieder raus vor die Tür, in unser ``richtiges Zuhause`` mit 4 Rädern und schlafen wie immer himmlisch.
Die nächsten drei Tage laufen unter dem Motto ``Reise-Time-Out`` und sind vollgepackt mit vielen ``To-Do´s``, die sich im Laufe der Reise ergeben hatten und nur in der ``Heimat`` zu erledigen waren, wie beispielsweise eine Verbesserung am Warmwassersystem unserer Villa auf 4 Rädern, aber auch mit einigen extrem schönen ``Wiedersehen`` von Freunden. Besonders der geniale Samstagabend, an dem wir zum runden Geburtstag von Alex im Höllsteiner Hof eingeladen waren und der Sonntagabend, bei dem wir uns in Lörrach mit über 20 unserer engsten Freunde getroffen hatten bleiben uns hier als sooooo wunderschön in Erinnerung. An dieser Stelle zum einen nochmal der Dank an Olga und Alex in den Höllsteiner Hof, die Party bei Euch war eine absolute Sensation, hat riesig Spaß gemacht und wurde lediglich durch das unbeschreiblich gute Essen bei Euch übertroffen. Zum Anderen an all unsere Freunde, die uns am Sonntag wirklich einen so wertvollen Abend mit ihrer Anwesenheit bereitet haben. Auch wenn die Zeit an diesem einen Abend etwas knapp war und wir daraus folgend nicht mit jedem von Euch so viel quatschen konnten wie wir es eigentlich gern getan hätten, so haben wir Zwei uns riesig über jeden Einzelnen von Euch gefreut die / der dabei war…
Es bleibt uns nicht viel mehr zu sagen als:
DANKE!
Eure(r) Alex & Max
Check out more Impressions on Instagramm #malexworld