Wir sind zurück in einem Land, welches uns schon bei unserem ersten Besuch wirklich beeindruckt hat, waren wir zu dieser Zeit ausschließlich am Schwarzen Meer und dem Donau Delta unterwegs, werden wir uns in den kommenden Tagen mehr dem Landesinneren und den Städten widmen. Die erste Nacht ist schonmal ein guter Start und wir erwischen auf unserem Weg nach Bukarest einen wunderschönen Spot direkt an einem Fluss. Diesen fahren wir auf einem Feldweg einige Kilometer entlang und irgendwo im nirgendwo, komplett ab vom Schuss, beschließen wir dann unser Nachtlager aufzuschlagen. So mitten in der Natur ist es einfach mit Abstand am Schönsten. Wir genießen am nächsten Tag einen extrem ruhigen Morgen und begeben uns dann auf den Weg in Richtung der rumänischen Hauptstadt Bukarest.
Geparkt wird wie immer außerhalb an einem Park von welchem aus wir uns auf die Räder schwingen und einige Kilometer bis in die Altstadt fahren. Dort wird die rumänische (sehr fleischlastige) Küche genossen und wir ``verschlingen`` gemeinsam eine Lammplatte. Den Verdauungscafe gibts dann nach lockerem Sightseeing durch die Altstadt in einem sehr kreativen und hippen Café, welches von zwei Brüdern betrieben wird die gemeinsam Architektur studiert haben. Die Stadt hat viel zu bieten und es gibt einige wirklich sehr sehenswerte Gebäude. Allen voran das Parlament, es ist angeblich das 2 größte Bauwerk nach dem Pentagon und die Größe ist wirklich enorm.
Selbst mit dem Fahrrad benötigen wir fast eine halbe Stunde bis wir das Parlament-Areal umrundet haben, was eventuell auch darauf zurückzuführen ist, dass wir des öfteren anhalten um weitere Gebäude abzulichten. Nach ausgefülltem Tag kehren wir an den Bus zurück und dann gibts eine ``Premiere``, das erste Mal auf unserer Reise schaffen wir es gemeinsam uns gegenseitig so auf den Wecker zu gehen, dass die 7 Quadratmeter in unserem Sprinter-Van ein bißchen zu wenig Platz sind um sich aus dem Weg zu gehen. Den nächsten Tag ist daher jeder auf eigene Faust unterwegs und verschafft sich etwas Luft, Alex stapft zu Fuß ca. 25 Kilometer !!!! durch die Stadt und ich mach einen lockeren Tag im Bus am Laptop und erledige so allerlei mir Wichtiges. Als wir uns dann am Nachmittag wieder über den ``Weg`` laufen, finden wir, dass es Zeit für ein versöhnendes Gläschen Wein ist und suchen uns dafür ein nettes italienisches Restaurant, denn dort schmeckt der Vino rosso ja bekanntlich immer noch am Besten.
Als wir am nächsten Morgen dann wieder aufwachen sind die Sorgen vergessen und wir beschließen nun nochmal gemeinsam in die Stadt zu radeln um weitere Ecken zu erkunden und unseren Vorrat an Obst und Gemüse auf einem Markt wieder aufzustocken. Gegen Mittag haben wir dann das Gefühl so allmählich genug vom Stadtleben zu haben. Unsere Erledigungen haben wir schon alle hinter uns gebracht und so beschließen wir uns zurück in Richtung Bus zu begeben und Bukarest den Rücken zuzuwenden.
Unser nächstes Ziel ist das bislang ``Höchste`` auf unserer Reise. Wir haben bereits vor dem Startschuss den Tipp zur Befahrung der Alpinstraße Transfăgărășan bekommen. Ein wirklicher Geheimtipp für jeden der in Zukunft eine Reise in dieses geniale Land in Erwähgung zieht, denn selbst in Reiseführern oder bei anderen Busreisenden die wir unterwegs getroffen hatten, war diese Alpinstraße noch eine Unbekannte. Wir verlassen also Bukarest und es geht nicht lange bis sich die Umgebung drastisch zu verändern beginnt. Immer größer werden die Wälder und Grünflächen, aus den Hügeln werden Berge und die Straßen von Kilometer zu Kilometer weniger befahren. Nachdem wir die Schnellstraße verlassen und auf schmalere Straßen, die durch kleinere Ortschaften führen wechseln fühlt man sich der Natur nochmals deutlich näher. Dann passieren wir in einem kleinen Dorf das Schild welches den Beginn der Alpinstraße (Transfăgărășan) signalisiert und was uns auf den nächsten knapp 150 Kilometern begegnet ist Abenteuer vom Feinsten.
Schon nach wenigen Metern steigt die Straße deutlich an und wir machen ordentlich Höhenmeter. Es ähnelt einer Schlucht die wir Meter für Meter erklimmen und an deren Ende eine gewaltige Staumauer auf uns wartet. Zeit auszusteigen und sich das Ganze etwas mehr aus der Nähe anzuschauen. Sobald wir allerdings die Tür aufmachen weht uns ein frischer Wind um die Ohren. Die Temperaturen sind deutlich gesunken und wir halten es in T-Shirt und dünnem Jäckchen nicht all zu lange aus und springen nach kurzer Fotoaufnahme schnell wieder in den warmen, windstillen Bus. Die nächsten Kilometer der Straße geht es entlang dem hinter der Staumauer liegenden See, welcher neben all dem Grün einen wunderschönen blauen Kontrast bietet. Wir beschließen uns für den herannahenden Abend einen Spot direkt am Wasser zu suchen. Wir werden fündig an einem (mal wieder) nicht fertiggestellten Hotel, dessen Ruine in mitten eines Waldes und eben unmittelbar am See liegt. Leider scheinen hier vor uns auch schon einige Leute zu Besuch gewesen zu sein und es erwartet uns wie so oft ein vermüllter Stellplatz. Da wir den Ort aber wirklich genial finden und wir eh noch Zeit haben bis es dunkel wird, beschließen wir dieses Plätzchen bestmöglich zu säubern und nehmen uns dem ganzen Müll an.
Eine knappe Stunde später sind 4 große Müllsäcke gefüllt, der Stellplatz aber wieder in seinem natürlichen Zustand und zudem nun um eine Feuerstelle reicher. Während Alex das Abendessen richtet und noch etwas Sport macht, bereite ich das Lagerfeuer vor an welchem wir den Abend dann gemütlich gemeinsam ausklingen lassen. Nach all den belebten Orten der vergangenen ``Wochen`` fühlt es sich wundervoll, wenn auch etwas beängstigend an, nun wieder mitten in der Natur und komplett alleine zu sein. Zumal wir bei der Recherche über dieses Gebiet herausgefunden haben, dass hier die höchste Population an Bären und Wölfen in gesamt Europa zu finden ist. Wir mussten uns daher erst an die Situation gewöhnen, denn mit Einbruch der Dunkelheit wurde der gesamte Wald um uns, sowie der Himmel pechschwarz. Keine Störlichter aus der Ferne oder Anzeichen von Menschen, nur Alex und ich am Feuer neben einer riesigen verlassenen Ruine. Es war schon ein spezieller Ort an dem wir dann bis fast Mitternacht am Feuer saßen, den Geräuschen der Natur lauschten und einfach diese Abgeschiedenheit genossen.
Nach erholsamer Nacht wachen wir am nächsten Morgen mit Sonnenschein und stahlblauem Himmel in mitten dieser wundervollen Natur auf. Unser morgendliches Ritual, dass aus Cappuccino und selbstgemachtem Smoothie besteht, verköstigen wir diesmal auf unseren zwei ``Sesseln`` mit herrlichem Panorama.
Gestärkt vom Frühstück und mit neuem Tatendrang geht es dann weiter. Die Alpinstraße schlängelt sich weitere Kilometer den See entlang und zwischen all den Nadelwäldern erspähen wir immer wieder traumhafte Aussichten. Bis sich das Grün irgendwann mehr und mehr lichtet, wir den See verlassen und uns nunmehr in einer aus den Alpen bekannten gebirgsartigen Gegend befinden. Die Baumgrenze ist deutlich ersichtlich und alles was weiter oben dann noch aus der schroffen Natur heraussticht ist die Alpinstraße, die sich mehr und mehr zur wahren Sensation herausstellt. Es geht also noch einige Meter weiter aufwärts, die Außentemperaturen sind mittlerweile im einstelligen Bereich angekommen und die weißen Flächen die immer häufiger am Straßenrand auftauchen sind Schnee!
Wir halten immer wieder für einige wenige Minuten in der Kälte an um diese Szenerie auch bildlich festzuhalten. Zudem haben wir ja unsere Drohne mit an Board und dieses geniale technische ``Spielzeug`` hier fliegen zu lassen macht einfach einen riesen Spaß und liefert obendrein noch Bild- und Videomaterial was einfach einmalig ist. All zu lange hält man es draußen jedoch nicht aus, es geht ein eiskalter Wind und die Temperaturen sind wirklich nichtmehr das, was wir mittlerweile gewohnt sind. Also schnell zurück in den Bus und die letzten Meter bergauf hinter uns gebracht. Die Bergspitzen kommen immer näher und irgendwann endet die Straße dann in einem Tunnel. Dachten wir bei der Einfahrt noch, besser als bei der Auffahrt kann die Aussicht eigentlich nicht mehr werden, so erwartet uns am anderen Ende der Bergdurchfahrt, welche nur ca. 300 Meter lang ist, ein komplett neues ``Level`` an Aussicht.
Hier befindet sich der eigentliche ``Szenic Drive`` und wir sind einfach nur hin und weg von der Landschaft und der Vielfalt von Rumänien. Vor nichtmal 10 Tagen waren wir im selben Land noch bei Temperaturen um die 30 Grad am Schwarzen Meer, hatten anschließend das faszinierende Donaudelta besichtigt und nun dieser Kontrast, einfach WOW. Bevor wir jedoch oben auf dem Aussichtspunkt festfrieren, beschließen wir die ``Abfahrt`` anzutreten und rollen den wärmeren Temperaturen entgegen. Mit jedem Meter abwärts wird es gefühlt wieder wärmer und als wir nach ca. 40 Kilometern wieder auf der Bundesstraße ankommen zeigt die Temperaturanzeige im Dashboard wieder über 20 Grad - sehr gut. Nach den 150 kurvenreichen Kilometern ist es nur noch ein ``Katzensprung`` auf der Schnellstraße bis zum Nachmittagszwischenstopp in Sibiu oder auch Siebenbürgen genannt sind. Wir stärken uns im Bus mit einer Portion Pasta und dann gehts zu Fuß ins Städtchen auf den Spuren des ursprünglichen Rumäniens. Sibiu ist wirklich zu empfehlen, denn zahlreiche Cafés, alte Gebäude und viele kleine Gässchen, die alle noch mit Kopfsteinpflaster bestückt sind, laden zum Erkunden und Wohlfühlen ein.
Zudem ist das Layout der Altstadt wirklich interessant. Es liegt gefühlt auf der Kuppe eines Hügels, hat in mitten des Stadtzentrums einen überdimensional großen Marktplatz und verlässt man zum ``Haupttor`` den Altstadtring läuft man bergab durch das jahrhunderte alte Stadtgemäuer. Nach ca. 1 1/2 Stunden und dem Highlight der "Kathedrale der Heiligen Dreifaltigkeit", wo es einem beim Betreten wirklich die Stimme verschlägt, kehren wir bei Sonnenschein zurück an den Bus und treten unsere letzte Etappe für diesen Tag an.
Etwas länger als gedacht sind wir noch auf den Straßen von Rumänien unterwegs, die Strecke bis zu unserem abendlichen Ziel, in der Nähe von Timisoara hatten wir auf der Karte etwas unterschätzt und so erreichen wir erst gegen 22:15 unseren gewählten Schlafplatz. Von hieraus haben wir allerdings einen optimalen Ausgangspunkt um am nächsten Tag, ohne all zu lange Fahrt zum Einen die Grenze nach Serbien zu Erreichen und zum Andern die Hauptstadt Belgrad in Tagesreichweite zu haben. Nach kurzer abendlicher Stärkung endet der ausgefüllte Tag dann zeitnah und wir begeben uns in unser immernoch extrem komfortables Bett, um all die Eindrücke zu verarbeiten. Mit vollen Batterien erwachen wir am darauffolgende Morgen vorerst ein letztes Mal in Rumänien. Wir beschließen mit einen morgendlichen ``Hausputz`` zu starten und dann mit glänzender Wohnung in Richtung des nächsten Landes und damit zu den nächsten Abenteuern aufzubrechen. Die kommenden Ziele auf unserer Reise, die sich weiter an dem ``blauen Faden`` namens Donau orientiert, sind in Serbien die Städte Belgrad und Novi Sad und anschließend das bereits in Ungarn liegende Budapest.
Das wird dann aber Inhalt des nächsten Blogs sein, denn für diese Woche ist es mit Rumänien (Blog II) wie wir finden ein bereits gut gefüllter Reisebericht. Das liegt nicht zuletzt daran, dass sich Rumänien als wahrer Juwel der osteuropäischen Länder herausgestellt hat. Zu Beginn noch völlig unterschätz und unter hohem Einfluss der falschen Vorurteile hat uns dieses Land wirklich beeindruckt. Die Größe, die abwechslungsreiche Natur, die tollen Städte und nicht zuletzt die Menschen, welche sich als extrem freundlich uns gegenüber gezeigt haben, machen dieses Land so besonders und zu einem wirklich empfehlenswerten Reiseziel. Für Jeden der mit dem Van unterwegs ist und sich mal etwas ``Abseits`` der normalen Wege aufhalten möchte, zugleich aber nicht auf Kultur, Abenteuer und Natur verzichten möchte ist Rumänien unserer Meinung nach der Geheimtipp der osteuropäischen Länder. Nun ist aber genug mit all dem Umschmeicheln dieses Landes, wir setzen einen Punkt und melden uns nächsten Sonntag wieder mit vielleicht schon weiteren Empfehlungen von Reisedestinationen.
Für uns ist es mit das Schönste, dass wir auf unserer Reise genau diese Art von Erlebnissen und Überraschungen machen dürfen. Unserer Meinung nach kommt man heutzutage viel zu selten in den Genuss beim Urlaub oder auch beim Reisen noch auf etwas Ungewisses und/oder Unerwartetes zu treffen. Ein Land wie Rumänien ist für uns das perfekte Beispiele und ein ``Reminder`` dafür, warum wir diese Reise unternehmen, extrem genießen und uns im gleichen Moment so unfassbar glücklich schätzen in der außergewöhnlichen Lage zu sein so etwas überhaupt machen zu können. Deshalb ist an dieser Stelle auch genau der richtige Moment nochmal Grüße in die Heimat bzw. an unsere Familien zu senden. Ohne die ``richtige`` Erziehung, Wertschätzung und Weltoffenheit, wären wir Beide wohl nicht in der Lage uns auf dieses Abenteuer einlassen, geschweige denn es so schätzen zu können. Danke ...
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