Wir sind erneut in einem für uns beide neuen Land angekommen! Der Grenzübergang läuft ohne Probleme ab und kaum haben wir albanischen Boden unter den Rädern, werden wir auch schon von unzähligen (Straßen-) Hunden begrüßt. Ein Bild was sich leider durch unseren kompletten Aufenthalt in diesem Land nicht verändert. Zu Beginn fahren wir in die Stadt Shkoder die auf der albanischen Seite des Skadar Lake liegt und uns einen guten Einblick in die albanische Mentalität gibt.
Es geht sehr wild zu, nicht nur auf den Straßen ist viel los, auch in den Fußgängerzonen und auf den Märkten tummeln sich viele Menschen. Wir sind diesmal wieder zu Fuß unterwegs und legen einige Kilometer zurück. Meine Shkoder Mission war ``Angel - Equipment`` zu kaufen und nachdem wir an der ein oder anderen Eisdiele zwischenstop gemacht hatten, fanden wir auch einen Angelshop. Der Laden hatte zwar schon zu, doch nachdem ein benachbarter Straßenstand - Verkäufer den Angelshopbesitzer angerufen hatte, gingen für uns 15 Minuten später die Türen doch noch auf. Mit dem Sohn als englisch Übersetzer wurde Angelequipment geschoppt und anschließend ging es für uns schwer bepackt wieder zurück an Bus. Einen geeigneten Schlafplatz fanden wir allerdings nicht in und um die Stadt, denn in den Randgebieten kommt man sich eher vor wie in den sogenannten Slums! Dies schien für uns nicht der perfekte Spot für eine Nacht zu sein und so fuhren wir am Abend in die Nähe der Stadt Lezha wo wir die Nacht verbrachten.
Am nächsten Tag ging es im wilden Straßenverkehr weiter, der Weg führt uns durch die Stadt Durres und hat als Ziel einen kilometerlangen Strand in der Nähe von Lushnje. Der Strand, welcher teilweise auch als Straße fungiert wird auch für uns zum Abenteuer, denn auch wir wagen uns auf den Sand und fahren Kilometerweit dem Wasser entlang. Ein tolles Gefühl so über den Sand zu gleiten mit unserem Van. Doch irgendwann muss man halt auch stehen bleiben und dann wird aus dem über dem Sand ``gleiten`` auch ganz schnell ein im Sand ``fahren``…
so mussten wir (trotz unserer All Terrain Bereifung) einige Male zwischen Vorwärts- und Rückwärtsgang hin und her wechseln bis wir ansatzweise wieder aus dem Sand kamen…
Doch so richtig wollte es nicht klappen und wir zogen lange und tiefe Furchen in den Strand. Während unserer ``Freifahr``- Versuche hielt aber dann auch schon ein 4x4 Geländewagen neben uns an und der Besitzer inspizierte unsere Situation genau. Er konnte kein Wort Englisch, hatte sich aber einen Plan zurechtgelegt und das feste Vorhaben uns zu helfen. So versuchte er uns wortlos in einer ganz ruhigen aber zielgerichteten Art zu erklären was die weiteren Schritte sind, damit wir wieder weiter am Strand unsere Runden drehen können. Wir befolgten brav seine Handzeichen und ehe wir uns versahen, hing unser Sprinter mit einem Abschleppseil an seinem 4x4 Geländewagen. Kurz darauf hatten wir dann wieder festen Sand unter den Rädern und der nette ältere Herr wollte von dannen ziehen. Wir hielten den Schweigsamen aber noch für einen Moment bei uns am Auto fest und kramten eine Rotweinflasche vom heimischen Weingut Krebs aus Binzen hervor, welche sich noch bei uns in einer Schublade versteckte. So konnten wir ihn für seine netten Dienste ein bißchen entlohnen und er schien auch happy mit seinem Geschenk zu sein. Danach machten wir noch einige Bilder des schönen Sonnenuntergangs am Strand und fuhren anschließen wieder zurück an einen geeigneten Schlafplatz mit etwas festerem Untergrund.
Wir wollten unsere Zeit in Albanien allerdings nicht nur an Stränden verbringen und beschlossen auch die Hauptstadt Tirana zu besuchen. Schon während der ca. 120 Kilometer langen Fahrt die wir am nächsten Morgen antreten, bekommen wir Einblicke in das albanische Leben, welches sich außerhalb der Stadt sehr viel um die Landwirtschaft dreht. Neben sehr vielen Eselgespannen mit welchen noch aktiv Landwirtschaft betrieben wird, müssen wir auf den Straßen auch immer wieder Ziegen, Schafen, Hühner, Enten, Katzen, Hunden usw. Ausweichen.
Es geht vorbei an schönen Mohnfeldern in immer bergigere Landabschnitte, bis wir schlussendlich in Tirana ankommen wo dann wieder das übliche Großstadt Verkehrschaos herrscht. Wir suchen uns ein Plätzchen am Randgebiet und machen uns auf die Beine in die Stadt. Märkte, Cafés, schön angelegte Plätze, leider aber auch wieder viel Armut und bettelnde Menschen (ob groß oder klein) begegnen uns in er Stadt. Es überwiegt allerdings der Eindruck einer wirklich toll angelegten und gepflegten Stadt, die uns wieder ordentlich Meter zu Fuß abverlangt uns aber kulinarisch verwöhnt und tolle Erinnerungen schafft.
Wir sitzen bis spät Abends in einer der kleinen Restaurants, trinken noch das ein oder andere erfrischende Getränk und finden dann (nach etwas längerer Suche) wieder einen geeigneten Schlafplatz in der Nähe eines großen Einkafcenter. Dort besorgen wir am nächsten Vormittag all die Dinge, bei welchen wir an den Straßenmärkten nicht fündig geworden sind. So gibts in Tirana beispielsweise eine neue Sonnenbrille für mich und unsere Küche wird durch eine neue Pfanne ergänzt.
Nach Aufenthalt im Shoppingcenter gehts wieder an die Küste in die Stadt Vlora, der Küstenabschnitt ab dieser Stadt südwärts gilt als besonders schön und wir freuen uns auf weitere Strandtage am tiefblauen Meer. Die Straßen sind allerdings überraschend bergig und so geht es des öfteren über Serpentinen hoch hinaus bis in die dichtesten Wolken wo wir keine 20 Meter weit sehen. Zwischendurch immer wieder sensationelle Ausblicke die wir mit Worten nicht beschreiben können. Was sich aber beschreiben lässt ist eine Begegnung mit deinem Sensationskerl namens Dieter!
Der belgische Ex-Bänker, hat genug vom tristen Arbeitsalltag und verfolgt nun sein Hobby: Fahrradfahren. Er ist ca. in unserem Alter und begegnet uns inmitten einer heftigen Passstraße wo wir gerade angehalten hatten um den Ausblick zu genießen. Es braucht manchmal nur einen Bruchteil einer Sekunde um einen ersten Eindruck von jemandem zu bekommen, bei Dieter, der die Passstraße hochfährt als würde er auf einem E-Bike sitzen (was er natürlich nicht tat) und dabei so eine Freude ausstrahlte, war dieser Erste Eindruck überragend. Dieser verschlechterte sich dann auch nicht, als er auf unserer Höhe anhielt und wir uns 10 Minuten unterhielten und uns über sämtliche Reiseerfahrungen und Erlebnisse austauschten. Aus der Heimat (Belgien) gestartet war er in 2 1/2 Monaten bereits bis nach Griechenland gefahren und befindet sich nun auf dem Weg in Richtung Italien. Eilig hat er es dabei nicht, das Biken macht ihm sogar so viel Spaß, dass er überlegt seinen Trip nach Europa (er möchte noch nach Spanien und Portugal fahren) noch auf Asien auszuweiten. Da ich selbst schon die Erfahrung von einer 1500 Kilometer langen Biketour mit Alpenüberquerung und die damit in Verbindung stehenden Anstrengungen machen durfte, kann ich ihm nur meinen tiefsten Respekt zollen und bin begeistert von so einem Lebensweg. Wir tauschen noch kurz die Kontaktdaten aus, er zieht sich noch was langärmliges an, denn es hat nur 12 Grad in mitten all der Wolken auf diesem Pass und dann strampelt er weiter die Serpentinen hoch. Geniale Begegnung und ein absolut begeisterter Lebensweg! Wer weiß wo in der Welt wir Dieter das nächste Mal über den Weg fahren.
Wieder unten am Meer angekommen, teste ich das in Tirana erworbene Angelequipment bevor es weiter geht zu einem geeigneten Spot für die Übernachtung. Zum Abschluss des Tages machen auch wir am Strand noch ein intensives Workout, denn auch das Sportequipment darf ja nicht unbenutzt bleiben. Wir Powern uns voll aus und werden dann mit einem traumhaften Sonnenuntergang belohnt, dann gehts ins Bettchen. Wir schätzen auch immer mehr die Entscheidung eine Dusche im Van verbaut zu haben, denn es gibt kein besseres Gefühl, als nach einer schönen Runde Sport unter die Dusche zu springen und dann frisch und sauber ab ins Bett. Wir sind einfach nur unfassbar happy mit unserem Bus Setup.
Doch bevor es über die nächste Grenze geht erwartet uns noch, das für uns größte Highlight von Albanien. Alex hat ein bißchen recherchiert und das ``Blue Eye`` ausfindig gemacht, eine Quelle die außerhalb von Seranda liegt und absolut sehenswert sein soll. Nachdem wir also Seranda per Fuß erkundet hatten und uns über die optimalen Besichtigungszeiten der Quelle (außerhalb der Touriüberschwemmungen) informiert hatten, fuhren wir noch am Abend an die ca. 30 Kilometer entfernte Quelle.
Schon der Weg dorthin eine Sensation, entlang an einem kristallklaren Fluss und mit kristallklar meinen wir kristallklar, geht es in die Berge. Bis wir die geteerte Straße irgendwann verlassen und über eine Schotterstraße nochmals einige Kilometer zurücklegen. Es ist später Nachmittag und wie es scheint haben alle Touristen die Quelle schon verlassen, lediglich ein altes albanische Ehepaar mit zwei Hunden läuft noch auf dem von der naturumgebenen Areal umher. Wir versuchen mit den Beiden ins Gespräch zu kommen, auch wenn sie Englisch in etwa gleich gut beherrschen wie Deutsch, nämlich genau 0%. Es stellt sich aber heraus, dass die Beiden seit vielen Jahren in einer kleinen Hütte hier leben und sozusagen Platzwart der Quelle und des Areals, auf welchem sich auch ein kleines Café befindet, sind. Die Beiden sind extrem herzlich, interessieren sich sehr für unseren Bus und den Ausbau und verstehen dann auch irgendwann unseren Wunsch, dass wir hier gerne übernachten würden. Sein Preisvorschlag finden wir dann ebenso sympathisch wie die Beiden selbst, ganze 7 Albanische Lek, also umgerechnet 1€ ist die Gebühr, welche uns die Lage an einem der besten Plätze auf unserer bisherigen Reise ermöglicht. So können wir unser ``Zuhause`` mit einem Abstand von nur ca. 50 Meter zur Quelle Parken und sind nachdem das herzliche Pärchen in die entfernte Hütte kehrt auch völlig alleine an der Quelle in mitten von dieser fantastischen Natur. Es gibt ein leckeres Abendessen mit selbst gemachtem Brot und allerlei lokaler Aufschnitte und dann beschließen wir früh ins Bett zu gehen um am nächsten Tag zum Sonnenaufgang aufstehen zu können.
So klingelt der Wecker um 5:30 Uhr und wir begeben uns mit Kamera und Drohne bewaffnet an den Ort wo die Syri i Kalter Quelle 6000 Liter Wasser aus dem Boden hervorbringt, wohlgemerkt 6000 Liter pro Sekunde!
Es ist fast schon ein magischer Ort, an welchem wir uns befinden und wir sind komplett alleine. Also auch für mich die perfekte Möglichkeit richtig wach zu werden und so wage ich einen erfrischenden Sprung in die Quelle und dann bin ich definitiv hellwach! Denn das Wasser welches die Quelle fördert hat das ganze Jahr eine konstante Temperatur von 12,75 Grad Celsius mit einer Abweichung von maximal 0,15 Grad Celsius, ein weiterer Aspekt dieser Quelle der fasziniert. Wir genießen also diesen faszinierenden Ort, machen Bilder, erfrischen uns und versuchen einfach nur diese unbeschreibliche Szenerie und Atmosphäre aufzutanken.
So haben wir die Quelle und die Natur für ca. 1 Stunde für uns alleine bevor es losgeht, denn nun erreichen im Minutentakt Kleinbusse, Taxis und Offroadfahrzeuge die Quelle. Amüsiert beobachten wir das Getümmel der Handytouristen während unseres Frühstücks im Bus und sind froh so früh und in aller Ruhe vor Ort gewesen zu sein. Nach dem Frühstück geht es für uns die Schotterstraße zurück an welcher mittlerweile auch ein ``Checkpoint`` eingerichtet wurde bei dem jeder der zur Quelle möchte ein bißchen Geld zahlen darf. Wieviel wissen wir nicht genau, denn wir fahren ja schon wieder ``zurück`` und das ist wie die Anreise am vorherigen Abend KOSTENLOS. Mit der Gewissheit wieder mal alles richtig gemacht zu haben, passieren wir das kleine ``Hüttchen`` winken nochmal dem alten Ehepärchen zu, welches uns mit einem herzlichen Lächeln und Handkuss verabschiedet und machen uns auf den Weg in Richtung dem Land der Ölbäume. Die Fahrt zur Grenze dauert nur ca. 1 Stunde, auf welcher wir allerdings sehr wachsam sind, damit wir nicht eine der Schildkröten überrollen die immer wieder die Straße kreuzen. Alle Schildis bleiben unbeschadet und auch wir kommen gut an der Grenze an, kurzer Fahrzeugcheck und dann heißt es Hellas und Willkommen in Griechenland.
Albanien bleibt uns sehr positiv in Erinnerung, auch wenn wir des öfteren in traurige Augen von Tieren geschaut haben, welche auf den Straßen leben müssen. Die Natur und auch die Menschen begeistern uns aber sehr und mit der Syri i Kalter Quelle finden wir einen magischen Ort den wir wohl nie vergessen werden. Nächstes Abenteur ist Griechenland! Hier werden wir die Blogs aber wohl aufspliten müssen, denn 18 Nächte sind dann doch ein bißchen viel für Euch zum lesen ...
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