Bereits auf der Fähre zum afrikanischen Kontinent hören wir diesen begrüßenden Satz gute 20 Mal, wir sind erfreut über die sehr herzlich wirkenden Marokkaner und insgesamt extrem gespannt was uns auf dem dritten Kontinent unserer Reise erwartet. Nach der ca. 90 minütigen Überfahrt von Algeciras nach Tanger und kurzer Bus-Suche auf dem LKW Deck, rollen wir also am späten Nachmittag in den Hafen von Tanker MED ein. Wir haben viele Grenzen ``überfahren`` in den letzten Monaten und doch liegt hier etwas in der Luft, was sich in Worten nicht so leicht definieren lässt uns aber durchaus neu ist. Nachdem alle zuvor noch auf der Fähre gestandnen Fahrzeuge an und um ein großen Grenzwachenkomplex geparkt wurden geht das (inszenierte) Spiel los.
Es ist ein für uns doch irgendwie leicht durchschaubares, amüsantes und zugleich mit Vorsicht zu genießendes Prozedere das hier stattfindet. Wir registrieren vier verschiedne ``Klassen`` an Personen die sich hier rumtreiben, da wären zum einen die Ober Offiziere in ihren weißen Kitteln die nicht wirklich oft eine Miene verziehen und an ihren Polizeifahrzeugen vorzugeben die Lage zu überblicken. Mit Informationen werden sie von den, in schwarz gekleideten ``normalen Polizisten`` die zwischen den Fahrzeugen umherlaufen und vorgeben etwas zu ``suchen``, versorgt. Dann gibts noch in Warnwesten gekleidete Park-Einweiser welche in größter Anzahl vorhanden sind und zu guter letzt einige ``bettelnde`` Kinder und Jugendliche die gefühlt allerdings mehr Alibi-mäßig auf und ab laufen.
Es gleicht einer fast schon ``gefaket`` wirkenden Dokumentation im TV wenn man nun das Spiel zwischen den vier verschiedenen ``Klassen`` beobachtet. Jeder macht mit jedem ``Geschäftchen``, zwischen den Autos werden Dokumente getauscht, Geld gewechselt, Waren unterschlagen und einfach Alles wirkt korrupt und genau durchorganisiert. Die wenigen Touristen die sich außer uns auf der Fähre befanden und schon eher zu der Rentnerfraktion gehören sehen dem Treiben irgendwie leicht verunsichert und ``überfordert`` zu was zusammenfassend mit der wohl beabsichtigten ``Verängstigung`` beschrieben werden kann. Dazu kommt der Aspekt, dass sich an der in Sichtweite befindlichen Hafengrenze die mit ca. 6 Meter hohen Zäunen geschützt ist immer wieder junge Männer zu schaffen machen. An der Stelle sollten wir vielleicht erwähnen, dass wir das Jahr 2020 schreiben und die Flüchtlingsthematik nach wie vor ein riesen Thema ist. Sobald die Zäune überwunden sind, rennen die Heimatsuchenden in Richtung der Fähren und damit auch in das Areal wo all die angekommenen Fahrzeuge stehen. Die sehr befremdliche Situation stellt allerdings keinerlei Risiko für die Einreisenden dar, denn die jungen Herren wollen nicht ``ins Land`` (wie wir) sondern sie wollen ``raus``.
Natürlich haben wir uns am Hafen nicht mit der Kamera hingestellt um das ``Schicksal`` anderer zu knippsen...
Daher lieber schonmal einige Eindrücke aus dem wundervollen Marokko !
Die Situation ist durchaus Speziell, doch absolut harmlos! Während die Geschäftchen zwischen den Autos immer ``intensiver`` werden und unser großer Van mittlerweile als gerngesehene Blickschutz hinhalten muss, beschließ ich es den ganzen Händlern gleich zu machen und mir etwas die Füße zu vertreten. In Mitten des ganzen Aufkommens bleibt das komplett unbemerkt und so kann ich mir die Situation ``hinter den Kulissen`` etwas genauer anschauen. So ist man dann plötzlich doch mitten drin statt nur dabei und sieht die gesamte prekäre Lage in welcher sich die ``Flüchtlinge`` aber auch die Polizei hier befindet. Denn nachdem Jene die den Zaun erfolgreich überwunden haben einige hundert Meter gerannt sind, werden sie schon von den Officer erwartet und schnurr stracks in einen Polizei-Bus gepackt um sie anschließend (wenn der Bus voll ist) wieder auf der anderen Seite des Zaun ``auszusetzen``. Dann geht das ganze Unterfangen von vorne los und so sind sowohl Polizisten als auch die Heimatlosen rund um die Uhr beschäftigt.
Nachdem wir gute 60 Minuten im Hafen mit allen anderen Fahrzeugen festgehalten wurden und die Dunkelheit mittlerweile über uns hineingebrochen ist, gibt es dann plötzlich das Kommando. Ein Officer kommt zu uns und gibt Signal zur Abfahrt, zwar muss ich ihn kurz darauf hinweisen, dass sein Kollege noch im Besitz meines Reisepass ist, doch als ich mir diesen im nahegelegenen Büro wieder zurückgeholt hab ist auch von unserer Seite ``Grünes Licht`` und wir sind bereit für Marokko.
Aufgrund der Verzögerung am Hafen ist die Uhr schon ziemlich vorangeschritten und eigentlich wollen wir nur noch einen ruhigen Ort zum schlafen finden, doch wir haben auch noch eine kleine Aufgabe zu erledigen. Unsere Tankanzeige kratzt nämlich schon seit sehr sehr langer Zeit am unteren Rand, aufgrund unsere Onlinerecherche die einen Dieselpreise von ca. 85 Cent in Marokko prognostiziert hatten wir die Reserven nämlich bis aufs Letzte aufgebraucht und wollen nun direkt das erste Schnäppchen auf neuem Boden machen. Tatsächlich, nachdem wir doch nochmal einige Kilometer weit gefahren sind erreichen wir die erste Tanke und sind begeistert von den Preisen, nichtmal 85 Cent, auch wenn der Tankwart uns etwas verwirrt anschaut bestätigen wir ihm, dass das Fahrzeug VOLLGETANKT werden soll. Das hat er wohl nicht alle Tage und so freut er sich besonders und auch wir können uns definitiv nicht beklagen.
Vollgetankt geht’s nun endgültig auf die Suche nach einem geeigneten Platz zum übernachten, Internet haben wir hier in Afrika leider momentan noch keins und daher erfolgt die Auswahl des Stellplatzes wieder mal der Nase nach. Auf einem ruhigen Parkplatz nahe des Lighthouse am ``Cap Spartel`` schlagen wir unser Nachtlager auf und verbringen die Nacht ``fast`` ungestört. Gegen 3 Uhr werde ich nämlich dann doch mal wach und registriere zwei mit Blaulicht vor unserem Bus stehende Polizeitransporter mit gefühlten 10 Einsatzkräften, nach kurzem Luft holen und dann der ``Licht an`` Taktik ist die Situation dann aber auch sofort wieder geklärt. Als die Einsatzkräfte mich nämlich im Bus erblicken kommt sofort die ``Daumen hoch & Sorry`` Gehste, wir sollen weiter schlafen und von nun an Bewachen sie unseren Platz damit wir in Sicherheit schlafen können. Was zu Beginn befremdlich wirkt ist in Marokko ``normal`` und begleitet uns über die komplette Reisezeit in diesem wundervollen Land, die Polizei sieht sich nämlich in der kompletten Verantwortung den Touristen gegenüber und legt ALLES daran, dass Sicherheit herrscht. Das bedeutet keinesfalls, dass wenn die Polizei nicht da ist eine Gefahr vorliegen würde, vielmehr wollen sie maximale Sicherheit ausstrahlen um jedem Besucher ein gutes Gefühl zu vermitteln.
Außer dem kurzen nächtlichen Besuch bleibt die Nacht äußerst ruhig und so starten wir am nächsten Morgen nicht nur komplett ausgeruht sondern obendrein noch mit Sonnenschein in den Tag. Zu Fuß wird erstmal das Lighthouse abgeklappert und dann schwingen wir uns hinters Steuer um nun auch bei Licht das marokkanischer Land besser kenn zu lernen. Was wir sehen begeistert uns und lässt einen zur gleichen Zeit auch die Hände überm Kopf zusammenschlagen, denn auf der einen Seite erblicken wir eine bezaubernde Natur entlang der Küste die jedoch zu unserem Schrecken gesprenkelt ist mit Plastikmüll sondergleichen. Wie sich rausstellen wird steht Marokko vor einem riesen Müllproblem das sich besonders durch das ``nicht Bewusstsein der Problematik`` durch die Einheimischen hervorhebt, es ist wirklich grauenhaft zu sehen wie die so bezaubernde Natur hier zugerichtet und verfüllt wird.
Auch wenn die Einheimischen wohl keinerlei ``Umweltbewusstsein`` besitzen, so sind sie doch unwahrscheinlich freundlich und vermitteln eine äußerst warmherzige Atmosphäre. Wir sind begeistert von dem Leben das sich hier spürbar mehr auf den Straßen abspielt und insgesamt einfach das komplette Gegenteil zum europäischen Darstellt. Was mich besonders freut ist wiedermal der Straßenverkehr in dem nach dem Grundsatz ``Alles erlaubt was funktioniert`` agiert wird und damit die perfekte Basis für mein Fahrstil bietet. Mit Hand- und Fußzeichen wird hier kommuniziert und jegliche Regulation wird kurzerhand von den Verkehrsteilnehmer selbst durchgeführt. Hier macht das Van fahren wieder richtig Spaß und obendrein scheinen auch die Marokkaner größte Freude an den ``weißen Touris`` zu haben, Gefühlt winken uns 99% der Menschen zu und schenken uns ein herzliches Lachen in Kombination mit der ``Welcome in Marocco`` Geste.
Zum Mittag genießen wir unseren ersten Lunch-Cappuccino auf marokkanischem Boden bei einer ausgedehnten Pause bevor es am Nachmittag nochmal für einige Kilometer weiter geht an einen super Parkplatz auf einer Klippe von wo aus sich der Sonnenuntergang beobachten lässt. Nachdem wir mit der Dunkelheit ins Bett gesprungen waren, geht es nicht all zu lange und wir erleben das Selbe wie in der Vornacht, heute ist die Polizei allerdings mit Quad´s unterwegs und bittet uns aufs Äußerste an einen ``Beschützen-Platz`` zu gehen. Nach Campingplatz ist uns allerdings nicht und so fahren wir ins nahegelegen Rabat und suchen uns eine ruhige Ecke zwischen weiteren Transportfahrzeugen. Hier schläft es sich ungestört und obendrein auch sicher, am Morgen erwachen wir also ausgeschlafen, top erholt und wiedermal zu Sonnenschein.
Um unserer Morgenroutine mit Smoothie & Cappuccino nach zu gehen begeben wir uns an den extrem schönen Küstenabschnitt der marokkanischen Hauptstadt Rabat. Hier haben wir Sonne im Gesicht, Wellenrauschen in den Ohren und werden zu unserer Freude Zeuge einer ``besonderen Vorstellung``. Heute ist nämlich Morgensport bei der muslimischen Frauengruppe aus Rabat angesagt und so beobachten wir die turnenden Ladys in ihrer traditionellen Burka bei ihrer Fitnessrunde mit Meerblick. Nach einer guten Stunde haben sie ihr Programm absolviert und auch wir sind ready für die nächsten Abenteuer.
Weit kommen wir allerdings nicht, denn einer der zahlreichen Märkte die wir passieren reißt uns in seinen Bann. Wir stellen den Van ab und machen uns zu Fuß auf durch den Obst, Gemüse & Fleisch Markt auf dem wir zwei ``Weißen`` die wohl größte Attraktion des Tages sind. Schön ist bei diesem Marktbesuch besonders, dass wir uns zwar als ``Außenseiter`` fühlen, doch die Marokkaner uns ein gutes Gefühl geben und eher schüchtern als aufdringlich an uns herantreten. Nach dem ersten Marktbesuch gehts weiter in die Hafenstadt Casablanca wo uns die Architektur einiger Gebäude besonders ins Auge sticht. Allen voran eine der größten Moscheen der Welt, der Hassan II. die mit ihrem 210 Meter hohen Minarette unübersehbar in Strandnähe thront.
Nach unserem tollen ersten Eindruck vom Markt in Rabat, beschließen wir für den heutigen Abend mal nicht selbst zu kochen sondern uns in Casablanca in einen weiteren noch größeren Markt zu schleusen. Hier ist das Treiben nochmal deutlich bunter, die einzigen ``Europäer`` sind wir an diesem Abend aber auch hier, nicht verwunderlich daher dass sich immer wieder Leute uns annehmen und sich vorstellen. Wir bekommen Empfehlungen wo wir essen gehen sollen und man versucht uns mit Händen und Füßen zu erklären was das jeweils besondere dieser Speisen ist. So essen wir mehrere unfassbar gute gefüllte Brote, die in unseren Mündern teilweise für eine wahre Geschmacksexplosion sorgen. Besonders schön war die Einladung zweier Marokkaner die uns an einem kleinen Foodstand zu einer Portion Heil Hirse (Suppe) mit süßer Beilage (Keine Ahnung was das war) verführten. Das Essen ist hier einfach eine Wucht und die vielen bunten Gewürze setzen dem ganzen dann noch die Krone auf.
Wir verköstigen uns sondergleichen und gelangen irgendwann an den Punkt wo einfach ``nichts mehr geht`` bzw. ``fast nichts mehr``, denn an einem Gebäckstand mit süßen Backwaren können wir dann doch nicht Wiederstehen und schlagen ein letztes Mal zu. Mit vollen Bäuchen und glücklich machen wir uns anschließend auf zurück in Richtung Van den wir direkt vor den Türen des Marktes geparkt haben und welcher von einem der Parkeinweiser behutsam bewacht wurde, diesem drücken wir dann 5 DH (ca. 50 Cent) in die Hand und entlassen ihn damit in seinen Feierabend, für uns gibts dann noch einen kurzen Kassensturz. Lang brauchen wir allerdings nicht, denn mit den ganzen Einladungen und den absolut verrückt günstigen Preisen haben wir für weniger als 4,50€ (pro Person) uns die Bäuche vollgeschlagen.
Um nicht direkt im Stadttrubel von Casablanca zu nächtigen fahren wir nach unserer Fressorgie einige Kilometer aus der Stadt heraus und stellen uns dann an einer Tankstelle zu einigen LKW-Brummis die hier auch nächtigen. Die Tankstellen Wärter heißen uns herzlich willkommen und geben grünes Licht für eine sichere und ungestörte Nacht on the road.
Auf unserem Weg in Richtung Marrakesh wartet noch ein weiteres kleines Highlight auf uns, wir machen Stop an einem abseits gelegenen Fluss der fast wie eine kleine Oase daherkommt. Hier wachsen riesige Eukalyptus Bäume und im Schutz des steinigen Wasserlaufs haben sich sogar einige Wasserschildkröten angesiedelt. Kaum sind wir an diesem wunderschönen Ort angekommen bekommen wir auch gleich Besuch von einem süßen 4-Beiner den wir kurzerhand ``Jacky`` taufen, er scheint sich bei uns wohl zu fühlen und auch wir freuen uns über seine Präsens. Aus einem gemütlichen Mittagsstop wird kurzerhand ein weiterer Übernachtungsspot, Jacky spielt Wachhund und wir fühlen uns super wohl hier in der Natur.
Es ist das kontrastreiche Leben das uns wieder so unfassbar bewusst wird als wir unsere nächste Destination erreichen, wir sind in Marrakesh angekommen. Das ist einfach nur ein gigantischer Ort und man kommt aus dem Staunen gar nichtmehr raus, das Herzstück der Stadt bildet die ``Medina`` sozusagen die Altstadt. Bei Ankunft am Nachmittag ist uns heute allerdings nichtmehr so richtig nach ``verrücktem`` Stadtleben, wir stärken uns lediglich noch kurz auf einem kleinen Straßenmarkt neben der Medina und dann finden wir einen super Spot (wiedermal) an einer Tankstelle. Zu unserer Verwunderung finden wir hier sogar eine Laudry-Box mit europäischen Waschmaschinen vor, diese Chance lassen wir uns natürlich nicht entgehen und machen im verlauf des Abends noch zwei Maschinen Wäsche. Perfekt.
Eigentlich wollten wir Marrakesh noch mit in diesen Blog integrieren, doch das würde heute wohl den Rahmen sprengen, besonders weil uns dort eine weitere, ganz besonderes Überraschung erwartet.
Wir melden uns also nächste Woche dann direkt zum Start aus einer der buntesten und verrücktesten Städte die wir auf unserer Reise besucht haben. Jetzt aber erstmal genug…
Beste Grüße aus Marokko
Alex & Max
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